| # taz.de -- Asylkompromiss und Große Koalition: Bedenken bei Transitzentren | |
| > Nachdem CDU und CSU einen Kompromiss gefunden haben, sieht auch die SPD | |
| > Chancen auf Einigung. Die Debatte um die vereinbarten Transitzentren geht | |
| > weiter. | |
| Bild: SPD-Chefin Andrea Nahles und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) am Dienstag… | |
| Berlin rtr/afp | Nach der Einigung der Unionsparteien hat der | |
| Koalitionspartner SPD Bedenken geäußert. Es seien zwar Fortschritte erzielt | |
| worden, „wir sind aber noch nicht ganz zusammen“, sagte SPD-Chefin Andrea | |
| Nahles am Dienstagabend nach Beratungen der Spitzen der drei | |
| Regierungsparteien im Koalitionsausschuss. Zuvor hatte sie von einem | |
| „erheblichen Beratungsbedarf“ gesprochen. Für Kritik bei den | |
| Sozialdemokraten sorgen vor allem die von CDU und CSU vereinbarten | |
| Transitzentren. | |
| SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil sieht aber offenbar Chancen auf eine | |
| Einigung mit der Union in der strittigen Frage um die Transitzentren. „Wir | |
| werden hoffentlich in der Koalition ein Ergebnis erzielen“, sagt er am | |
| Rande der Sondersitzung der SPD-Fraktion, die seit Mittwochmorgen in Berlin | |
| stattfindet. Grundsätzlich könne man in der Koalition zu Lösungen in der | |
| Flüchtlingspolitik kommen. „Aber Massenlager, wo Flüchtlinge wochenlang | |
| eingesperrt sind, wird es mit der SPD nicht geben.“ | |
| Ähnlich äußerte sich SPD-Innenexperte Burkhard Lischka. Es gehe für die SPD | |
| jetzt darum, aus diesem „sehr, sehr schmalen Kompromisspapier“ von CDU und | |
| CSU ein „vernünftiges, tragfähiges und rechtmäßiges Konzept“ zu machen, | |
| sagt er im Deutschlandfunk. | |
| Innenstaatssekretär Stephan Mayer (CSU) hat die von der Union [1][geplanten | |
| Transitzentren an der deutschen Grenze] verteidigt. „Transitzentren sind | |
| keine Gefängnisse“, sagte Mayer der Bild-Zeitung vom Mittwoch. „In den | |
| Zentren kann sich jeder frei bewegen, raus darf aber niemand“, sagte Mayer. | |
| Überdies stehe es jedem Migranten frei, „in das Land zurückzukehren, aus | |
| dem er versucht hat, nach Deutschland einzureisen“. | |
| CDU und CSU hatten sich im Asylstreit zuvor [2][auf einen Kompromiss | |
| verständigt], der unter anderem die Transitzentren in Deutschland vorsieht, | |
| aus denen heraus registrierte Asylbewerber nach kurzem Aufenthalt in die | |
| zuständigen EU-Länder abgeschoben werden sollen. Unter Verweis auf das | |
| Europarecht hatte Kanzlerin Angela Merkel zunächst die Forderung Seehofers | |
| abgelehnt, Flüchtlinge auch ohne Abstimmung mit anderen EU-Staaten an der | |
| Grenze abzuweisen. Erst nach einer Krisensitzung der Unionsspitzen am | |
| Montagabend konnten beide Parteichefs ihre Differenzen beilegen. | |
| Von der EU-Kommission kamen [3][nach der Einigung im Unionsstreit positive | |
| Signale]. Der Asylkompromiss der Union verstoße nicht gegen europäisches | |
| Recht, erklärte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Dienstag. | |
| SPD-Chefin Andrea Nahles kündigte an, die Beratungen mit der Union würden | |
| am Donnerstag fortgesetzt. Was auch immer die SPD mit der Union in der | |
| Flüchtlingspolitik vereinbaren werde, werde weder dem Koalitionsvertrag | |
| noch dem Fünf-Punkte-Plan der SPD widersprechen. Andernfalls werde sie | |
| nicht zustimmen. Für SPD-Politiker ist ausschlaggebend, dass aus den | |
| Transitzentren keine gefängnisartigen Einrichtungen werden. | |
| 4 Jul 2018 | |
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