# taz.de -- Bamf-Affäre im Innenausschuss: Ringen um Aufklärung | |
> Und wieder tagt der Innenausschuss des Bundestages zum Bamf-Skandal. Am | |
> Freitag stehen weitere Befragungen an. Worum geht es? | |
Bild: Früher war alles besser: die heutige Bamf-Chefin Cordt, der damalige Inn… | |
Berlin taz | Der Freitag dürfte für die Mitglieder des | |
Bundestags-Innenausschusses ein intensiver Tag werden. Der Ausschuss hat | |
gleich zwei Sondersitzungen angesetzt, die sich mit dem Bundesamt für | |
Migration und Flüchtlinge (Bamf) beschäftigen. Morgens von acht bis neun | |
wird der Vorsitzende des Gesamtpersonalrats des Bamf, Rudolf Scheinost, | |
gehört. Nachmittags müssen dann – mit offenem Ende – Bamf-Chefin Jutta | |
Cordt und ihre beiden Vorgänger Rede und Antwort stehen. | |
Scheinost dürfte im Ausschuss seine Vorwürfe gegen die Amtleitungen, | |
insbesondere gegen Ex-Bamf-Chef Frank-Jürgen Weise wiederholen. Weise, so | |
der Gesamtpersonalrat, habe die Bamf-Entscheider dazu angehalten, | |
„Schnelligkeit über Sorgfalt und Qualität“ zu stellen. Darunter hätten d… | |
Asyl-Entscheidungen gelitten. | |
Dieser Vorwurf ist nicht neu. Schon Ende 2015 hatten Personalräte in einem | |
Brief die Abkehr von rechtsstaatlichen Prinzipien bei den beschleunigten | |
Asylverfahren für bestimmte Flüchtlingsgruppen kritisiert. Dass die Anzahl | |
der Klagen gegen Asylbescheide vor den Verwaltungsgerichten in den | |
vergangenen Jahren stark gestiegen ist und im Jahr 2017 40 Prozent von | |
ihnen erfolgreich waren, stützt diesen Vorwurf. | |
Weise wiederum hatte Anfang der Woche [1][die Vorwürfe weitergereicht] und | |
die Probleme des Bamf auf mangelnde Weitsicht früherer Verantwortlicher | |
zurückgeführt. „Das Ansteigen der Flüchtlingszahlen wurde zu spät bemerkt, | |
da es kein Controlling gab“, sagte Weise der Deutschen Nachrichten-Agentur | |
(dpa). Namen nannte er nicht, er dürfte aber seinen Vorgänger Manfred | |
Schmidt gemeint haben. Dieser wird am Freitag gemeinsam mit Weise vom | |
Ausschuss befragt. Es könnte ein munterer Nachmittag werden. | |
## Staatsanwaltschaft ermittelt | |
Hintergrund der Sondersitzungen waren ursprünglich Unregelmäßigkeiten in | |
der Bremer Außenstelle des Bamf. Im April war bekannt geworden, dass | |
zwischen 2013 und 2016 in etwa 1.200 Fällen Asylanträge positiv beschieden | |
wurden, bei denen unklar ist, ob es die rechtliche Grundlage dafür gab. | |
Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft. Innenminister Horst Seehofer | |
(CSU) hatte bei der ersten Sondersitzung in der vergangenen Woche in diesem | |
Zusammenhang von einem [2][„handfesten Skandal“] gesprochen. | |
Worin der aber genau bestehen soll, wird immer unklarer. Inzwischen hat | |
sich die Debatte auf den Gesamtzustand des Bamf ausgeweitet, auch wenn die | |
Probleme der Behörde seit Jahren öffentlich bekannt sind. Am Donnerstag hat | |
der Bundestag sogar Anträge von FDP und AfD zur Einsetzung eines | |
Untersuchungsausschusses beraten, die auch die [3][Entscheidungen der | |
Bundesregierung im Sommer 2015] untersuchen wollen, als Hunderttausende | |
Geflüchtete ins Land kamen. | |
Bei der Debatte warf FDP-Fraktionschef Christian Lindner den anderen | |
Fraktionen vor, ihre Zögerlichkeit in Sachen Untersuchungsausschuss liege | |
vor allem an der AfD. „Wir werden uns nicht davon abhalten lassen, das | |
richtige zu fordern, weil die falschen zustimmen“, so Lindner. Doch er | |
weiß: Die Stimmmen von FDP und AfD reichen für die Einsetzung eines | |
Untersuchungsschusses nicht aus. | |
SprecherInnen der anderen Fraktionen warfen den beiden Parteien vor, dass | |
es ihnen nicht um Aufklärung, sondern um PR gehe. Von „Schwestern im | |
Geiste“ sprach Patrick Schnieder von der CDU, von Populismus Dietmar | |
Bartsch von der Linksfraktion. Sie setzten auf Aufklärung im | |
Innenausschuss. Zustimmung kam allein von der ehemaligen AfD-Chefin Frauke | |
Petry, die als Fraktionslose im Bundestag sitzt. | |
## Verbesserungen für die Zukunft | |
Anders als FDP und AfD setzen die Grünen auf Aufklärung im Innenausschuss. | |
Und was genau ist dabei das Erkenntnisinteresse? „Dass im Bamf die Politik | |
‚Quantität vor Qualität‘ galt, war uns bekannt und haben wir oft | |
kritisiert“, sagt die flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen, Luise | |
Amtsberg. Jetzt müsse es darum gehen herauszufinden, wann die Entscheidung | |
dafür getroffen wurde und wer verantwortlich sei. Und natürlich gehe es um | |
Verbesserungen für die Zukunft. | |
Wie schon bei der ersten Sondersitzung, als Innenminister Seehofer und | |
Amtsleiterin Cordt befragt wurden, haben die Grünen auch jetzt einen langen | |
Katalog von diesmal 53 Fragen eingereicht. Darin geht es um die | |
Fachaufsicht durch das Innenministerium und das interne Controlling des | |
Bamf, aber auch ganz konkret um die Asylverfahren. Darunter sind auch | |
Fragen danach, ob im Bamf auf Identitätsfeststellungen und persönliche | |
Anhörungen verzichtet wurde und statt dessen Fragebögen eingesetzt wurden. | |
Dies wird unter anderem der Bremer Bamf-Leiterin vorgeworfen. Die Frage | |
ist, ob sogenannte vereinfachte Asylverfahren bei Geflüchteten aus | |
Herkunftsländern mit besonders hoher Schutzquote temporär im Bamf gängig | |
waren, wie eine Studie nahelegt. | |
Die Bamf-Leiter werden an diesem Freitag vielleicht nicht alle Fragen | |
beantworten. In der kommenden Woche aber geht es weiter, mit einigen der | |
politisch Verantwortlichen: Der ehemalige Innenminister Thomas de Maiziére | |
und Ex-Kanzleramtschef Peter Altmaier, zeitweilig Flüchtlingskoordinator | |
ber Bundesregierung, werden dem Ausschuss dann Rede und Antwort stehen. | |
Auch dann gilt: Ende offen. | |
7 Jun 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Missstaende-im-Bundesamt-fuer-Migration/!5510181 | |
[2] /Anhoerung-zur-Bamf-Affaere/!5509692 | |
[3] /Aufklaerung-von-Bremer-Bamf-Affaere/!5507756 | |
## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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