| # taz.de -- Nach Trumps Ausstieg aus dem Atomdeal: Wachsende Sorgen vor Krieg | |
| > Nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran droht eine | |
| > Eskalation in Nahost. Der IAEA-Chefinspekteur Chefinspektor trat nun | |
| > zurück. | |
| Bild: Die Atomanlage Natanz im Iran, Archivbild aus dem Jahr 2002 | |
| Tel Aviv/Damaskus/Washington dpa | Nach dem Ausstieg der USA aus dem | |
| Atomabkommen mit dem Iran nährt die Eskalation zwischen Teheran und | |
| Jerusalem weltweite Sorgen vor einem Krieg in Nahost. Auf seit Wochen | |
| andauernde, Israel zugeschriebene Luftangriffe auf iranische Stellungen in | |
| Syrien reagierte der Iran unmittelbar nach der Bekanntgabe Donald Trumps. | |
| [1][Die israelische Luftwaffe quittierte] dies ihrerseits mit massiven | |
| Attacken auf iranische Ziele in dem Bürgerkriegsland. | |
| Die Regierung der Vereinigten Staaten macht Teheran für die drohende | |
| Eskalation verantwortlich und rief andere Länder auf, ihren Druck auf den | |
| Iran zu erhöhen. Das Verhalten Teherans sei gefährlich und leichtsinnig, | |
| heißt es in einer am Freitag verbreiteten Mitteilung des Weißen Hauses. | |
| „Die iranischen Revolutionsgarden verwenden Geld dafür, um | |
| destabilisierenden Einfluss im ganzen Nahen Osten geltend zu machen, obwohl | |
| das iranische Volk zum Opfer einer schwächelnden Volkswirtschaft geworden | |
| ist“, heißt es in der Mitteilung. | |
| Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, verdeutlichte in einem | |
| Gespräch mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, die Europäer müssten | |
| sich stärker an Sanktionen beteiligen. „Wir erwarten von unseren Freunden | |
| und Verbündeten, dass sie uns dabei helfen, den Iran zurück an den | |
| Verhandlungstisch zu bringen“, sagte Grenell. | |
| Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman erklärte, man habe | |
| in Syrien fast alle dortigen Infrastrukturen des Irans getroffen. Dagegen | |
| sei keine der 20 von iranischen Streitkräften auf die Golanhöhen | |
| abgefeuerten Raketen auf von Israel kontrolliertem Gebiet eingeschlagen. | |
| Israel hatte die Golanhöhen 1982 annektiert, was international nie | |
| anerkannt wurde. | |
| Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, bei dem | |
| Angriff in Syrien seien 23 Menschen getötet worden. Die syrische Armee | |
| sprach dagegen von drei toten und zwei verwundeten Soldaten. | |
| ## „Seien wir nicht schwach“ | |
| Auch angesichts der weltpolitischen Lage mahnte Frankreichs Staatschef | |
| Emmanuel Macron die Europäer zugleich zu Stärke und Einigkeit. „Seien wir | |
| nicht schwach“, sagte er in Aachen, wo er den Karlspreis für sein | |
| europäisches Engagement verliehen bekam. | |
| Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen schlug vor, die EU müsse einen | |
| Nahost-Gipfel einberufen. Die Europäer, „vor deren Haustür diese Eskalation | |
| stattfindet“, zeigten „bis auf den heutigen Tag viel zu wenig Willen (…) | |
| wirklich Verantwortung zu übernehmen und dabei auch politische Risiken | |
| einzugehen“, kritisierte Röttgen in der Passauer Neuen Presse (Samstag). | |
| Die britische Premierministerin Theresa May telefonierte am Freitagabend | |
| mit US-Präsident Donald Trump, wie die Downing Street mitteilte. Beide | |
| seien sich einig gewesen, dass alle Seiten Ruhe bewahren sollten. | |
| Gleichzeitig verurteilten sie die iranischen Raketenangriffe und betonten, | |
| Israel habe das Recht, sich gegen Aggressionen aus Teheran zu verteidigen. | |
| Der russische Außenminister Sergej Lawrow zeigte sich bei einem Treffen mit | |
| Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) in Moskau beunruhigt und forderte, die | |
| Spannungen zwischen Israel und dem Iran im Dialog zu lösen. | |
| ## Merkel telefoniert mit Ruhani | |
| Israel wirft Teheran vor, seine Präsenz im Bürgerkriegsland Syrien | |
| ausgebaut und viele Waffen dorthin geliefert zu haben. Israel wird für | |
| Luftangriffe in Syrien verantwortlich gemacht, bei der auch Iraner getötet | |
| wurden. Teheran drohte mit Vergeltung. Der Iran ist neben Russland und der | |
| libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah wichtigster Verbündeter des syrischen | |
| Staatschefs Baschar al-Assad. | |
| Kanzlerin Angela Merkel bekräftigte in einem Telefonat mit dem iranischen | |
| Präsidenten Hassan Ruhani, wie auch Frankreich und Großbritannien an dem | |
| Atomabkommen mit dem Land festzuhalten. Dafür müsse aber auch die Regierung | |
| in Teheran ihre Verpflichtungen aus dem Abkommen weiter erfüllen. Auf dem | |
| Katholikentag in Münster verurteilte Merkel das Vorgehen Trumps. Das | |
| Iranabkommen sei nicht ideal, dennoch dürfe es nicht einseitig gelöst | |
| werden. | |
| Trump hatte am Dienstag bekanntgegeben, dass die USA nicht länger an dem | |
| 2015 von sechs Ländern mit dem Iran ausgehandelten Atomabkommen festhalten | |
| wollen. Die ausgesetzten Sanktionen würden nun sehr schnell wieder | |
| eingeführt. Er warnte den Iran am Mittwoch noch einmal davor, einen Versuch | |
| zu unternehmen, eine Atomwaffe zu bauen: „Wenn sie das tun würden, hätte | |
| das sehr ernste Konsequenzen.“ | |
| ## IAEA bestätigt: Iran hält sich an Vereinbarungen | |
| Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens wollen am | |
| kommenden Montag mit Vertretern des Irans beraten, ob und wie das Wiener | |
| Atomabkommen von 2015 auch ohne die USA gerettet werden kann. | |
| Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, | |
| verteidigte das Atomabkommen. Der Iran sei damit Gegenstand des „stärksten | |
| Systems nuklearer Überwachung“ geworden, teilte Amano mit. Die IAEA könne | |
| bestätigen, dass sich der Iran an alle Vereinbarungen des Atomabkommens | |
| halte. | |
| Der für den Iran zuständige IAEA-Chefinspekteur Chefinspektor Tero | |
| Varjoranta trat indes zurück. Gründe für diesen Schritt nannte die Behörde | |
| am Freitagabend nicht. IAEA-Chef Yukiya Amano habe Varjorantas bisherigen | |
| Mitarbeiter Massimo Aparo interimistisch mit der Funktion des | |
| Chefinspektors betraut, sagte ein IAEA-Sprecher. | |
| 12 May 2018 | |
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