# taz.de -- Konflikt über Atom-Abkommen mit Iran: Pompeo verkündet Forderungen | |
> Der US-Außenminister legt eine Liste mit zwölf Forderungen vor. Sollte | |
> Teheran nicht reagieren, würden die USA das Land wirtschaftlich | |
> austrocknen. | |
Bild: US-Außenminister Mike Pompeo über die Liste der Forderungen an den Iran | |
Washington/Teheran/Buenos Aires dpa/rtr | Die USA haben dem Iran angedroht, | |
das Land wirtschaftlich auszutrocknen, sollte Teheran nicht auf eine lange | |
Liste von US-Forderungen zur Befriedung der Nahost-Region eingehen. Die | |
Führung in Teheran müsse sich überlegen, ob sie ihre Volkswirtschaft in | |
Gang halten oder ihre militärischen Ambitionen fortsetzen wolle, sagte | |
US-Außenminister Mike Pompeo am Montag in Washington. „Sie werden nicht die | |
Mittel haben, beides zu tun“, betonte er. „Teheran wird nicht an unserer | |
Ernsthaftigkeit zweifeln.“ | |
Irans Präsident Hassan Ruhani wies die Drohungen zurück. Die internationale | |
Gemeinschaft solle nicht zulassen, dass die USA dem Rest der Welt | |
Vorschriften machen, sagte er. Pompeo sei ein ehemaliger Geheimdienstchef, | |
den man nicht allzu ernst nehmen solle. „Was Pompeo sagt, zeigt, dass die | |
Amerikaner versuchen, einen Konflikt zu provozieren“, sagte Heschmatollah | |
Falahatpischeh, der Sprecher des außenpolitischen Ausschusses im Parlament | |
in Teheran. Der Iran sollte sich jedoch nicht provozieren lassen. | |
Die im Zuge des [1][US-Ausstiegs aus dem Atomdeal] wieder einsetzenden | |
Sanktionen seien erst der Anfang, kündigte Pompeo an. „Der Stachel der | |
Sanktionen wird sehr schmerzhaft sein“, betonte er. Allerdings könne der | |
Iran auch darauf bauen, entlastet zu werden, wenn er auf die Forderungen | |
der USA eingehe und es zu einem verlässlichen Vertragswerk komme. Dafür | |
seien aber „gravierende Veränderungen“ nötig. Ziel der USA sei es nicht | |
unbedingt, ein Abkommen zu schließen. „Unser Ziel ist die Sicherheit des | |
amerikanischen Volkes“, sagte der Minister. Dazu gehöre, dass dem Iran der | |
Weg zu einer Atombombe verschlossen bleibt. „Für immer!“ | |
Pompeo machte eine Forderungsliste mit einem Dutzend Punkten auf, die in | |
ihrer Gänze allerdings für den Iran praktisch unannehmbar erscheint. Der | |
US-Außenminister verlangte unter anderem den iranischen Rückzug aus Syrien, | |
den Verzicht auf die Unterstützung der Huthi-Rebellen im Jemen sowie ein | |
Ende der Unterstützung von Gruppen wie der Hisbollah im Libanon und der | |
Hamas im Gaza-Streifen, die in den USA als terroristische Vereinigung | |
eingestuft sind. | |
Außerdem soll der Iran seine komplette Urananreicherung aufgeben. Diese | |
steht dem Land aber als Mitglied des Atomwaffensperrvertrages zur | |
friedlichen Nutzung der Atomkraft ausdrücklich zu. Auch der Atomdeal aus | |
dem Jahr 2015 sieht eine sehr begrenzte Anreicherung des im Iran | |
vorkommenden Natururans weiterhin vor. | |
## USA im Alleingang | |
US-Präsident Donald Trump hatte am 8. Mai im Alleingang den Ausstieg der | |
USA aus dem Atomdeal mit dem Iran erklärt. Die anderen Unterzeichnerländer | |
– Russland, China, Frankreich, Großbritannien und Deutschland – wollen wie | |
auch der Iran selbst an dem Abkommen festhalten. Die EU reagierte auf die | |
US-Sanktionen mit Gegenmaßnahmen, die es europäischen Unternehmen erlauben | |
sollen, ihre Geschäftsbeziehungen mit dem Iran trotz der US-Sanktionen | |
aufrechtzuerhalten. | |
„Ich weiß, unsere Verbündeten in Europa wollen den Atomdeal | |
aufrechterhalten“, sagte Pompeo. „Sie wissen, wo wir stehen.“ Er zeigte | |
Verständnis dafür, dass die US-Politik finanzielle und wirtschaftliche | |
Schwierigkeiten für „einige unserer Freunde“ bedeute. Er machte aber auch | |
deutlich: „Wir werden diejenigen zur Verantwortung ziehen, die verbotene | |
Geschäfte mit dem Iran machen.“ | |
In dem Abkommen von 2015 hatte sich die internationale Gemeinschaft | |
verpflichtet, Sanktionen gegen die Islamische Republik aufzuheben. Im | |
Gegenzug soll ausgeschlossen werden, dass der Iran Atomwaffen entwickelt. | |
Durch die US-Sanktionen auch für europäische Unternehmen nehmen die USA dem | |
Iran praktisch die Grundlage für ein Festhalten an dem Abkommen mit den | |
restlichen Unterzeichnerstaaten. | |
## Weitere Vorwürfe gegen Iran | |
Pompeo warf dem Iran erneut eine Politik der Destabilisierung im Nahen | |
Osten vor. Unter dem Schirm des Atomdeals habe er Stellvertreterkriege | |
geführt. Bis heute lüge Teheran über seine wahren Absichten. Das Land sei | |
der größte Finanzier von Terrorismus, sagte Pompeo. Teheran müsse gegenüber | |
der Internationalen Atomenergiebehörde seine militärischen Absichten im | |
Umgang mit Uran offenlegen. | |
Er kündigte auch an, die Regierung in Teheran aus dem Inneren heraus | |
schwächen zu wollen. „Wir werden uns unermüdlich für das iranische Volk | |
einsetzen“, betonte Pompeo. Die USA wollten die Proteste gegen die | |
Regierung in Teheran unterstützen. Ähnlich hatte sich zuvor bereits Trump | |
geäußert. | |
„Wir müssen sicherstellen, dass Iran niemals einen Weg zu einer Atomwaffe | |
hat“, sagte Pompeo. Teheran müsse Inspektoren im ganzen Land unbegrenzten | |
Zugang zu Atomanlagen gewähren, auch zu einem Scherwasser-Reaktor, der 2022 | |
fertig sein soll. In solchen Anlagen kann unter Umständen waffenfähiges | |
Plutonium generiert werden. | |
Bundesaußenminister Heiko Maas will bei seinem Antrittsbesuch in den USA | |
auch über das Atomabkommen mit dem Iran sprechen. Das sagte Maas am Montag | |
nach einem Treffen mit seinen G20-Kollegen in Buenos Aires. Zugleich warb | |
er erneut für die Vereinbarungen mit der Islamischen Republik. Ohne das | |
Abkommen gebe es die Gefahr, dass der Iran sein Atomprogramm wieder starten | |
könnte. | |
22 May 2018 | |
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