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# taz.de -- Kommentar verschärfte Iran-Sanktionen: Europäische Selbstübersch…
> Die Absicht der EU-Kommission, das Iran-Abkommen zu retten, ist
> eigentlich richtig. Realistischer ist jedoch die Haltung der
> Bundeskanzlerin.
Bild: Modernisierungsbedürftig: die iranische Gasindustrie
Außenpolitisch erinnert der französische Präsident Emmanuel Macron manchmal
an einen Hahn im Morgengrauen. Er plustert sich auf, lässt seinen Kamm
schwellen und macht dann sehr viel Lärm. Die US-Regierung hat angekündigt,
die [1][härtesten Sanktionen] aller Zeiten gegen den Iran zu verhängen und
alle zu bestrafen, die sich ihr in den Weg stellen. Macron hat wortgewaltig
angekündigt, dass Europa sich das nicht bieten lässt. Er sieht nichts
weniger als die Souveränität der europäischen Staaten bedroht. Und die
EU-Kommission hüpft begeistert neben ihm her, überzeugt, das Atomabkommen
mit dem Iran auch ohne die USA retten zu können.
Die Absicht ist durchaus richtig. Das Abkommen wäre es wert, gerettet zu
werden, vor allem wenn man die Alternativen bedenkt. Die Europäer mit
Macron an der Spitze überschätzen jedoch ihre politischen und
wirtschaftlichen Möglichkeiten. Für den Iran rechnet sich der nukleare Deal
nur, wenn er sich im Gegenzug wirtschaftlich nachhaltig erholen, wenn er
seine veraltete Öl- und Gasindustrie modernisieren und seine
absturzgefährdete Flugzeugflotte erneuern kann. Das aber ist mit harten
US-Sanktionen unmöglich.
[2][Konzerne] wie Siemens werden sich aus Sorge um ihr US-Geschäft vom Iran
fernhalten. Die kleinen und mittleren Unternehmen können nicht liefern, was
das Land am dringendsten benötigt. Und selbst sie werden Probleme haben,
Geschäfte finanziell abzuwickeln. Das liegt vor allem an den Banken, die
aus Angst vor US-Strafen erfahrungsgemäß übervorsichtig agieren. In der
Vergangenheit hatten Geschäftsleute zuweilen sogar schon dann
Schwierigkeiten mit ihren Konten, wenn sie nur in Teheran geboren waren.
Bestenfalls können die Europäer also darauf hoffen, die Folgen der neuen
US-Sanktionen abzumildern. Ob dem Iran das allein reicht, um das Abkommen
weiter einzuhalten, ist sehr fraglich.
Bundeskanzlerin Angela Merkels Haltung, man könne gegen Trumps Iran-Politik
nicht viel ausrichten, mag im Vergleich zu Macron unambitioniert und mutlos
wirken. Sie ist aber auch realistisch.
23 May 2018
## LINKS
[1] /Streit-um-Atomabkommen-mit-Iran/!5504362
[2] /EU-kontra-Trumps-Iran-Sanktionen/!5507155
## AUTOREN
Silke Mertins
## TAGS
Schwerpunkt Iran
Sanktionen
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