# taz.de -- Knapper Wohnraum: Wer mietet, dem droht Armut | |
> Das Armutsrisiko für Mieter*innen ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. | |
> Union und SPD müssen mehr gegen die Wohnungskrise tun. | |
Bild: Leerstehende Häuser trotz Wohnungsnot: Besetzt wurde nicht nur am Sonnta… | |
BERLIN taz | Wer mietet, dem droht Armut. Dem Mietenwahnsinn bescheinigen | |
Forscher*innen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nun | |
gravierende Folgen. Die Armutsrisikoquote für Mieter*innen lag demnach 2015 | |
bei knapp 29 Prozent, [1][zitiert der Spiegel] aus einer DIW-Studie, das | |
entspricht einer Steigerung von mehr als 50 Prozent innerhalb der | |
vergangenen 25 Jahre. Zum Vergleich: Besitzer*innen von Wohnraum tragen ein | |
Armutsrisiko von nur rund 4 Prozent. Diese Quote hat sich auch in den | |
vergangenen zwei Jahrzehnten kaum verändert. | |
Laut Studie trifft der Mietenwucher vor allem Menschen bis 35 Jahre hart. | |
Während ihrer Ausbildung oder am Anfang ihres beruflichen Werdegangs leiden | |
sie besonders unter den hohen Preisen. Arm oder armutsgefährdet ist – nach | |
offizieller Definition – der, dem 60 Prozent oder weniger des mittleren | |
Einkommens zur Verfügung stehen. Knapp 30 Prozent des | |
Haushaltsnettoeinkommens gehen im Schnitt für die Miete drauf. Tendenz | |
steigend, je nach Region, Wohnangebot – und Nachfrage. | |
[2][Für mehr Wohnraum] und gegen explodierende Mieten trommelten alle | |
Parteien im Wahlkampf im vergangenen Jahr. Im Koalitionsvertrag einigten | |
sich Union und SPD dann auf verschiedene Maßnahmen, um den Wohnungsmarkt zu | |
entspannen. So sollen Länder und Kommunen künftig mehr Bauland ausweisen, | |
um darauf Häuser und Wohnungen zu bauen. Auch bundeseigene | |
Immobilienanbieter wie etwa die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) | |
sollen zugunsten der geplagten Mieter*innen ihre Anlagen weitergeben – und | |
nicht wie bisher an den meistbietenden Investor. Der politische Plan: Am | |
Ende dieser Legislatur wollen Union und SPD rund 1,5 Millionen Wohnungen | |
gebaut haben. | |
## Lasche Maßnahmen von SPD und Union | |
Ob dieses Ziel erreicht werden kann, das sehen Bauindustrie und Mieterbund | |
skeptisch. Zu viele Auflagen, zu viel Planungsaufwand und hohe Preise für | |
Baumaterialien und Bauland bremsen die Euphorie der Baubranche. Der | |
Deutsche Mieterbund kritisiert die laschen Gesetzesänderungen, die die | |
Große Koalition umsetzen will. Allein Mieterhöhungen nach einer | |
Modernisierung von 11 Prozent auf 8 Prozent zu senken, sei nicht | |
ausreichend. Auch die sogenannte Mietpreisbremse müsse angeschärft werden, | |
sagen die Mieterschützer. | |
Sie fordern etwa Sanktionen, wenn Vermieter gegen die Auflagen verstoßen. | |
Zudem soll sich das Recht auf eine bezahlbare Wohnung auch im Grundgesetz | |
wiederfinden. Damit wollen die Mieterschützer sicherstellen, dass der Bund | |
regelmäßig Geld für den Bau von Sozialmietwohnungen bereitstellt – und zwar | |
mindestens 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. | |
Weniger Freude herrscht über die Einführung des Baukindergeldes. 1.200 Euro | |
sollen Familien, die Haus oder Wohnung kaufen wollen, pro Kind bekommen – | |
und das über zehn Jahre hinweg. Denen, die kein Geld für den Kauf haben und | |
in immer teureren Mietwohnungen festsitzen, wird der Bundeszuschuss jedoch | |
wenig bringen, kritisieren die Mieterschützer. | |
21 May 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/deutschland-armutsrisiko-steigt-f… | |
[2] /!5507245/ | |
## AUTOREN | |
Tanja Tricarico | |
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