# taz.de -- Umgang mit US-Strafzöllen: Die EU setzt auf Frieden mit Trump | |
> Im Handelskrieg mit den USA versucht Europa zu deeskalieren. Dennoch | |
> bereiten sich die Verantwortlichen auf verschiedene Szenarios vor. | |
Bild: Kann man mit diesem Mann (handelspolitischen) Frieden schließen? | |
BERLIN/BRÜSSEL taz | Die Europäische Union bereitet sich mit einem Bündel | |
von Maßnahmen auf die [1][US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium] vor. | |
Allerdings zeichnet sich keine unmittelbare harte Vergeltung aus Brüssel | |
ab. Statt mit eigenen Strafzöllen auf Jeans oder Whisky made in USA zu | |
reagieren, will die EU weiter den Dialog mit Washington suchen und | |
Präsident Donald Trump mit neuen Angeboten entgegenkommen. | |
„Wir müssen vernünftiger sein als die USA“, sagte ein hochrangiger | |
EU-Diplomat in Brüssel. Europa sei die größte Handelsmacht und müsse alles | |
dafür tun, um eine Eskalation zu verhindern. Zudem solle man den aktuellen | |
Streit nicht überbewerten, schrieb Ratspräsident Donald Tusk in seiner | |
Einladung zum EU-Gipfel, der am Donnerstag in Brüssel beginnt. | |
„Als die Vereinigten Staaten 1930 ihre Zölle angehoben haben, hat das zu | |
einem globalen Handelskrieg geführt“, heißt es in dem Schreiben. Damals sei | |
aber auch ein Drittel des europäischen Handels betroffen gewesen. Die | |
US-Zölle, die jetzt geplant seien, würden hingegen nur 1,5 Prozent des | |
transatlantischen Handels treffen. | |
Versöhnliche Töne kamen auch aus Berlin. Man werde beim EU-Gipfel über | |
jedes mögliche Szenario sprechen, hieß es in deutschen Regierungskreisen. | |
Zugleich mache es aber keinen Sinn, über Gegenmaßnahmen zu spekulieren. Die | |
Bemühungen für eine Einigung in letzter Minute liefen weiter und sollten | |
nicht vorzeitig aufgegeben werden. | |
## Liste mit Zöllen auf US-Produkte | |
Konkret werden in Brüssel drei Reaktionen vorbereitet. Bereits seit Tagen | |
fertig ist die [2][Liste mit EU-Zöllen, die auf US-Produkte wie Jeans, | |
Whisky oder Motorräder erhoben werden könnten]. Diese früh bekannt | |
gewordene Liste war vor allem zur Abschreckung gedacht; ob sie nach der für | |
Freitag erwarteten US-Entscheidung auch tatsächlich zum Einsatz kommt, ist | |
offen. | |
Eine zweite Maßnahme betrifft den Schutz vor zusätzlichen Einfuhren von | |
Stahl und Aluminium aus Drittländern wie China. Damit will die EU | |
verhindern, dass Billigstahl die europäischen Märkte überschwemmt. Solche | |
Maßnahmen fordert auch die Stahl- und Aluminiumindustrie. Für die sind die | |
Zölle unmittelbar nicht weiter schlimm. Deutschland etwa exportiert | |
jährlich 965.000 Tonnen Walzstahl in die USA, die gesamte Produktion liegt | |
aber bei 40 Millionen Tonnen – betroffen sind also nur rund 2,5 Prozent. | |
Zudem sind Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte derzeit keine Seltenheit. | |
Die Welt leidet unter Überproduktion. Auch in der EU laufen derzeit 24 | |
Anti-Dumping-Verfahren in dem Bereich. Das bedeutet, dass Brüssel bei | |
konkreten einzelnen Produkten untersucht, ob die Firmen von ihren | |
Heimatstaaten subventioniert werden, um sich Wettbewerbsvorteile zu | |
verschaffen. | |
Allerdings gibt es für solche Verfahren genaue Regeln der | |
Welthandelsorganisation WTO: Man muss die Gegenseite anhören, Zölle müssen | |
genau begründet sein; die von Zöllen betroffenen Staaten haben sogar das | |
Recht, über Kompensationen zu verhandeln. All das ignoriert die | |
US-Regierung. „Wie man es dreht: Wir befinden uns hier in | |
handelspolitischem Neuland und in WTO-rechtlichem Niemandsland“, schreibt | |
das ifo-Institut. Entsprechend wäre der dritte Schritt der EU der Gang vor | |
die WTO. Dabei ist jedoch nicht mit schnellen Entscheidungen zu rechnen. | |
Im Gespräch sind auch mehrere Charme-Offensiven. So erwägt die | |
Bundesregierung handelspolitische Erleichterungen für Amerika. Damit | |
reagiert sie offenbar auf Trumps Drohung, nach Stahl und Aluminium auch | |
deutsche Autos mit Strafzöllen zu belegen. Der Importzoll auf Pkws ist in | |
der EU höher als in den USA. In Brüssel betont man zudem die | |
sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit Washington. Sie sei ein | |
„Grundstein“ für Sicherheit und Wohlstand auf beiden Seiten des Atlantiks, | |
schreibt Tusk in seinem Einladungsbrief für den EU-Gipfel. Daran dürften | |
auch „jahreszeitlich bedingte Turbulenzen“ nichts ändern. | |
Ob das bedeutet, dass die EU-Länder ihre Verteidigungsausgaben erhöhen, | |
blieb offen. Trump hatte dies als eine Bedingung für Ausnahmen von den | |
US-Zöllen genannt. In Brüssel hieß es bisher immer, Handel und Verteidigung | |
hätten nichts miteinander zu tun. | |
21 Mar 2018 | |
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## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
Ingo Arzt | |
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