| # taz.de -- Protektionismus in den USA: Trump erlässt Strafzölle | |
| > Der US-Präsident hat die angekündigten Einfuhrzölle erlassen. In 15 Tagen | |
| > treten sie in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und von zehn Prozent auf | |
| > Aluminium in Kraft. | |
| Bild: Sollte Stahl aus Duisburg in die USA geliefert werden, wird es teuer (Arc… | |
| Washington dpa | Mit einem handelspolitischen Alleingang stellt sich | |
| US-Präsident Donald Trump erneut gegen große Teile der Welt: Strafzölle auf | |
| die Einfuhr von Stahl und Aluminium sollen die heimische Industrie schützen | |
| und ihm die Gunst der Arbeiterschaft sichern. „Ich verteidige heute | |
| Amerikas nationale Sicherheit, indem ich Importe von Stahl und Aluminium | |
| mit Zöllen belege“, sagte Trump. Auch die Verbündeten in Europa bleiben | |
| zunächst nicht verschont. Der Schritt ist national und international | |
| umstritten. | |
| Der US-Präsident unterzeichnete am Donnerstag im Weißen Haus im Beisein von | |
| Stahlarbeitern zwei Proklamationen. Demnach treten in 15 Tagen Zölle in | |
| Höhe von 25 Prozent auf eingeführten Stahl und von zehn Prozent auf | |
| Aluminium in Kraft – „sobald die Produkte unsere Grenze überschreiten“, … | |
| Trump sagt. „Wenn ihr Steuern vermeiden wollt, produziert in Amerika“, rief | |
| er potenziellen Investoren zu. | |
| Trump kündigte ferner an, „Spiegel-Steuern“ einführen zu wollen. Das hei�… | |
| gleiche Steuersätze für gleiche Produkte im gegenseitigen Warenverkehr. | |
| „Wenn wir ein Auto nach China liefern, zahlen wir 25 Prozent. Für ein | |
| chinesisches Auto, das zu uns kommt, verlangen wir 2,5 Prozent – das muss | |
| sich ändern“, so Trump. „Amerikanische Unternehmen werden nicht fair | |
| behandelt.“ | |
| Kanada und Mexiko werden von den Zöllen auf unbestimmte Zeit ausgenommen. | |
| Sollten die Nachverhandlungen für das gemeinsame Freihandelsabkommen Nafta | |
| erfolgreich sein, bleiben sie auch langfristig befreit. Die beiden Länder | |
| zusammen stehen für mehr als ein Viertel der US-Stahlimporte. Kanadas | |
| Außenministerin Chrystia Freeland begrüßte die [1][Ausnahmen] als | |
| „richtiges Ergebnis“. Ihr Land werde sich für „eine permanente Ausnahme�… | |
| einsetzen. | |
| Alle anderen Länder lud Washington am Donnerstag zu Einzelfallverhandlungen | |
| ein. Sollten sie nachweisen können, auf andere Art zur nationalen | |
| Sicherheit der Vereinigten Staaten beizutragen, könnten auch sie Nachlässe | |
| erhalten. | |
| ## Enttäuschung aus dem Ausland | |
| Trump hatte im vergangenen Frühjahr eine Untersuchung beim | |
| Handelsministerium in Auftrag gegeben, inwieweit die Überkapazität auf dem | |
| internationalen Stahlmarkt mit einem hohen Anteil an Billigimporten die | |
| Nationale Sicherheit der USA gefährde. Das Ministerium war nach seiner | |
| Prüfung zu dem Schluss gekommen, dass diese Gefahr bestehe. „Dies ist keine | |
| Möglichkeit, sondern eine Notwendigkeit“, sagte Trump zu den Zöllen. | |
| Im Ausland reagierten viele enttäuscht. Es sei nun zu befürchten, dass | |
| „Dinge ins Rollen kommen, die wir uns nicht wünschen“, sagte der Präsident | |
| des deutschen Außenhandelsverbandes, Holger Bingmann. Auch der | |
| Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, | |
| Martin Wansleben, kritisierte die Entscheidung: „Die USA sind vom Paulus | |
| zum Saulus geworden.“ Mit den jetzt verhängten Strafzöllen und der | |
| angeführten Begründung stellten sich die USA außerhalb der Regeln des | |
| Welthandelssystems WTO, das sie selbst initiiert hätten. | |
| „Um einen Handelskrieg mit den USA zu vermeiden, sollte die EU ihre | |
| Autozölle von zehn Prozent auf die 2,5 Prozent senken, die die USA derzeit | |
| erheben“, sagte der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, der | |
| Rheinischen Post. Bereits zuvor hatten zahlreiche Wirtschaftsführer und | |
| Politiker erklärt, ein internationaler Handelskonflikt werde allen | |
| Beteiligten schaden und keinen Sieger hervorbringen. | |
| Die EU-Kommission wollte sich am Donnerstag zunächst inhaltlich gar nicht | |
| äußern. Handelskommissarin Cecilia Malmström bekräftigte ihre Auffassung, | |
| dass die EU von den Zöllen ausgenommen werden solle. Sie wolle am Samstag | |
| mit dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer in Brüssel sprechen. Der | |
| CSU-Europapolitiker Manfred Weber gab sich kämpferisch: „Wir werden dieses | |
| aggressive Verhalten der USA nicht akzeptieren“, sagte er. Europas Antwort | |
| müsse klar und bestimmt ausfallen, aber auch verhältnismäßig bleiben. | |
| ## Kritik aus den eigenen Reihen | |
| Trump selbst hatte im Vorfeld erklärt, Handelskriege seien für die Partei, | |
| die ein Handelsdefizit aufweise, „leicht zu gewinnen“. Die USA haben | |
| derzeit ein Defizit von rund 800 Milliarden Dollar, davon rund 500 | |
| Milliarden allein mit China. Der EU hatte Trump erhebliche Vorwürfe | |
| gemacht. Die europäischen Länder behandelten die USA nicht fair, | |
| errichteten ihrerseits hohe Handelsschranken. | |
| Trumps Schritt stieß auch in den USA selbst und sogar in der eigenen Partei | |
| auf erhebliche Kritik. Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses und | |
| führende Republikaner, Paul Ryan, erklärte: „Ich bin mit diesem Handeln | |
| nicht einverstanden und fürchte ungewollte Folgen.“ Die Ausnahmeregelungen | |
| seien nicht hinreichend. Seine Partei werde weiter versuchen, | |
| Zugeständnisse zu erreichen. | |
| Noch am Tag vor der Unterzeichnung der Proklamation hatten sich 107 | |
| Abgeordnete von Trumps eigener republikanischer Partei gegen die Maßnahmen | |
| gewandt und in einem offenen Brief an den Präsidenten ihre „tiefe | |
| Besorgnis“ zum Ausdruck gebracht. Manager und Politiker befürchten, dass | |
| teurere Stahl- und Aluminiumpreise sowie Vergeltungsmaßnahmen aus dem | |
| Ausland in der US-Wirtschaft höheren Schaden verursachen könnten, als die | |
| Zölle gutmachen. | |
| Der republikanische Senator Jeff Flake erwägt einen Gesetzesentwurf, der | |
| die Zölle im Nachhinein konterkarieren soll. Er wolle seine Kollegen | |
| anhalten, diesen zu verabschieden, „bevor diese protektionistische Maßnahme | |
| größeren Schaden an unserer Volkswirtschaft anrichtet“, schrieb Flake auf | |
| Twitter. Dem Vorstoß werden jedoch keine großen Chancen eingeräumt, auch | |
| weil die oppositionellen Demokraten nicht ausreichend mitziehen. „Präsident | |
| Trumps Instinkte, gegen China vorzugehen, sind korrekt“, sagte der | |
| Demokraten-Fraktionschef im Senat, Chuck Schumer. | |
| ## Drohung mit Vergeltungszöllen | |
| Die EU hatte ihrerseits angedroht, US-Produkte mit Vergeltungszöllen zu | |
| belegen – darunter Bourbon-Whiskey aus Kentucky und Tennessee. Auf einer | |
| Liste mit 200 Produkten kommen vor allem solche vor, die in für US-Wahlen | |
| wichtigen „Swing States“ produziert werden. Auch Orangensaft aus Florida | |
| steht auf der Liste. | |
| Das Weiße Haus begründete die Zölle unter anderem mit dem Verlust von | |
| Zehntausenden Jobs in der Stahl- und Aluminiumindustrie in den vergangenen | |
| 20 Jahren. US-weit existierten nur noch fünf Aluminium-Schmelzereien, nur | |
| zwei davon seien voll ausgelastet. 90 Prozent des Aluminiums würden | |
| importiert. „Beide Branchen sind erheblich bedroht“, sagte ein hoher | |
| Beamter des Weißen Hauses. „Wir haben ein Drittel unserer | |
| Aluminium-Arbeiter verloren“, so Trump. | |
| Der wirtschaftliche Schaden in anderen Branchen werde sich in Grenzen | |
| halten. Nach Berechnungen des US-Handelsministeriums sollen sich die | |
| Zusatzkosten etwa für ein Flugzeug der Marke Boeing auf lediglich 25.000 | |
| Euro belaufen. Ein Sechserpack Bierdosen werde nur um 1,5 Cent teurer, hieß | |
| es aus dem Weißen Haus. Unabhängige Insitutionen rechneten dagegen vor, | |
| dass allein in der US-Autobranche 45.000 Jobs verloren gehen könnten. | |
| 9 Mar 2018 | |
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