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# taz.de -- Die Wahrheit: Aufgehübschter Dreck für Veganer
> Veganismus ist ein Kult reicher Mittelschichtskinder, die einen
> missionieren wollen – jetzt auch noch auf der Grünen Insel!
Bild: Kuhmilch tabu: In der veganen Kita in Frankfurt gibt es nur rein pflanzli…
Der Abend würde furchtbar, das war schnell klar. Wir hatten vor Kurzem ein
italienisches Restaurant in der Dubliner Innenstadt entdeckt, und dort
hatten wir uns mit Caroline und Hugh verabredet. Kaum hatten wir Platz
genommen, da eröffneten uns die beiden, dass sie sich seit kurzem vegan
ernährten. Ich heulte innerlich auf.
„Aber ihr seid doch erst vor gar nicht langer Zeit Vegetarier geworden“,
wandte ich ein. „Reicht das denn nicht?“ Ich habe nichts gegen Vegetarier,
mein Sohn ist selbst einer. Ich hätte auch nichts gegen Veganer, würden sie
die Sache diskret behandeln. Aber das tun sie nicht. Sie müssen es der
ganzen Welt erzählen, und sie wollen bekehren. Veganismus ist ein Kult
reicher Mittelschichtskinder.
„Fünfundsiebzig Prozent der Weltbevölkerung vertragen Laktose nicht“, sag…
Caroline mit dem für Veganer typischen Ton des moralisch Überlegenen. Ich
gehöre zu den anderen 25 Prozent, entgegnete ich und bestellte einen
Milkshake. Caroline, die ebenfalls nicht unter Laktose-Intoleranz leidet,
fragte nach Mandelmilch. Gab es nicht.
„Vier Fünftel der Mandeln kommen aus Kalifornien“, sagte ich, „und sie
saufen das Grundwasser leer, dass sich dort über Jahrtausende angesammelt
hat. Trink lieber Wein.“ Das kam nicht in Frage, weil das Restaurant keinen
veganen Wein führte. Normalerweise wird nämlich tierisches Eiweiß oder
Fischgelatine bei der Filtration eingesetzt.
Ich bestellte mir ein Rindercarpaccio als Vorspeise, Caroline und Hugh
nahmen Avocado auf Toast. Mein Rindfleisch stamme aus Wicklow südlich von
Dublin, die Avocados kämen aus Mexiko, wo der Anbau wegen Kahlschlag und
Bodenerosion verheerende Schäden anrichtet, sagte ich und stellte
erschreckt fest, dass ich genauso selbstgerecht wie die beiden Veganer
klang. Ist so etwas ansteckend?
Als Hauptgericht orderte ich Spaghetti Bolognese. Ob es die auch mit Quorn
gebe, fragte Hugh den Chef Luigi. Der wurde blass und bot Hugh an, im
Garten zu grasen. Quorn sei zusammengefegter Dreck, rief er. Es ist ein
typisch britisches Produkt: künstlich, vollgestopft mit Zusatzstoffen und
mit Hightechmethoden aufgehübscht.
Die Briten ernähren sich am schlechtesten in Europa, das hat eine
wissenschaftliche Untersuchung ergeben. Mehr als die Hälfte aller
verkauften Lebensmittel im Vereinigten Königreich sind industriell
verarbeitet. Die Iren, die den Briten in vielen Dingen nacheifern, stehen
nicht viel besser da.
Natürlich hatte Luigi auch kein Vegenaise für die Pommes frites. Das ist
eine eifreie Mayonnaise, ohne die Gwyneth Paltrow nach eigener Aussage
nicht leben könne. Die Hollywood-Schauspielerin hat sich selbst zur
Wellness-Expertin ernannt und erteilt aller Welt ihre törichten Ratschläge
auf ihrer Webseite – zum Beispiel soll frau sich wegen des Hormonhaushalts
ein Jade-Ei in die Vagina stopfen. Ein solches Ei sei garantiert vegan,
sagte ich, woraufhin Caroline und Hugh aufsprangen und das Restaurant
verließen.
19 Mar 2018
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Restaurant
Irland
Veganismus
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Nachhaltigkeit
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