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# taz.de -- Kolumne Geht’s noch?: Das Schweinefleisch der Veggie-Szene
> Seit Jahren essen alle unentwegt Avocados. Dabei zerstört die nicht nur
> die Umwelt in den Herkunftsländern, sondern ist auch noch gefährlich.
Bild: Das ist mit dem Ausdruck „Avocado-Hand“ nicht gemeint
Wer kennt noch diesen Witz: „Wann hat die Avocado Saison?“ – „Immer wenn
der Flieger landet!“ Damit ist es aber vorbei. Die Ganzjahresfrucht wird in
solchen Mengen verzehrt, dass sie inzwischen in großen Containern nach
Europa kommt, aus Peru, Israel oder Südafrika.
Der Import nach Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren
verdreifacht. 2017 sind laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
knapp 70.000 Tonnen importiert worden. Das Flugobst zur Schiffsfracht
gemacht zu haben, das können sich bewusste Esser wenigstens auf die Fahne
schreiben. Aber sonst?
Die Frucht hat eine verheerende Ökobilanz. [1][Im weltweit größten
Anbaugebiet Mexiko werden für die Avocado riesige Waldgebiete gerodet.] In
den großen Monokulturen, werden enorme Mengen von Pestiziden verwendet, die
ins Trinkwasser gelangen. Um ein Kilo Avocado zu produzieren, werden 1.000
Liter Wasser verwendet, bei der Tomate – auch ziemlich durstig – sind es
180 Liter.
Wenn es wenigstens schmecken würde. Was man im Supermarkt findet,
unterscheidet sich nach Härtegraden. Je weicher, desto teurer. Wer sie
natürlich gereift isst, erkennt, warum die Avocado eigentlich eine Beere
ist. Sie muss nicht bitter-ranzig sein.
Aber wie oft bei so genanntem Superfood: Der Geschmack ist nebensächlich.
In Zeiten des Misstrauens gegen fast jedes Lebensmittel surfen die Leute
eben einzig mit der Faustregel durch das Angebot: Was richtig schmeckt,
kann nicht gesund sein.
## Vorsicht beim Aufschneiden!
Wobei: Mit der Gesundheit ist das so eine Sache. Die Avocado liefert, so
hört man, vor allem ästhetischen Chirurgen Patienten, weil viele einfach
nicht wissen, wie die Frucht zu bedienen ist. Sie rutschen beim
Aufschneiden am harten Kern ab und rammen sich sich die Messer ins Fleisch.
Diagnose: Avocado-Hand. [2][Britische Ärzte fordern deshalb Warnhinweise
auf der Schale.]
Trotzdem: Die Avocado ist zur absoluten Königin des Superfoods geworden,
dieser ganzen Nahrungsmittel mit Heilsbotschaft. In den Bobo-Quartieren der
Metropolen schießen inzwischen eigene Avocado-Restaurants aus dem Boden.
Genau betrachtet ist die Frucht aber nur das Schweinefleisch der
Veggie-Szene. Eine fette Sünde, von der man kaum wissen will, wie sie
aufgezüchtet wurde.
Eigentlich lässt sich der ganze Ärger auch abkürzen. Die Wahrheit um die
Avocado steckt in einem kleinen Wort. Es ist der Namen der Sorte, die sich
gerade in den Supermärkten ausbreitet. Sie hat eine richtig dunkle Schale
und heißt: Hass.
4 Apr 2018
## LINKS
[1] /!5339410/
[2] https://www.focus.de/gesundheit/videos/verletzungsrisiko-beim-zubereiten-wa…
## AUTOREN
Jörn Kabisch
## TAGS
Nachhaltigkeit
Essen
Trend
Vegetarismus
Restaurant
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Chile
Avocados
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