# taz.de -- Weltsozialforum in Brasilien: Bewegend, aber umstritten | |
> Das internationale Aktivistentreffen wirbt für die Rechte der Frauen und | |
> Indigenen. Und für Brasiliens Ex-Präsident Lula | |
Bild: Ex-Präsident Lula bei der Solidaritätsveranstaltung am Donnerstag in Sa… | |
SALVADOR DA BAHIA taz | Auf dem Campus werden noch Flyer verteilt, aber | |
bald wird eingepackt: Mit dem Ruf nach einem Stopp der Gewalt gegen Frauen, | |
einem effektiven Schutz der indigenen Völker und einer besonderen | |
Solidaritätssadresse an Brasiliens Ex-Präsidenten Lula geht am Samstag das | |
Weltsozialforum in Salvador da Bahia zu Ende. | |
Das internationale Aktivistentreffen hatte am Dienstag in der | |
Millionenmetropole an Brasiliens Küste begonnen und täglich mehrere tausend | |
Menschen zu den insgesamt rund 1.600 politischen Debatten, Demonstrationen | |
und Kulturveranstaltungen angezogen. | |
Einen besonderen thematischen Schwerpunkt hatten die Veranstalter auf die | |
Rechte der Frauen gelegt. Zahlreiche Frauenorganisationen hatten während | |
der fünftägigen Konferenz auf ihre in Brasilien und anderen Ländern oftmals | |
prekäre Lage hingewiesen und diskutiert, wie sich etwa die Rechte der | |
Hausangestellten in Burkina Faso, die Rechte der Mädchen auf Schulbildung | |
und der Schutz vor häuslicher Gewalt realisieren lassen. | |
Auch die Podien und Veranstaltungen waren häufig weiblich dominiert. Am | |
Freitagmorgen fand im historischen Zentrum der Kolonialstadt die sogenannte | |
„Weltversammlung der Frauen“ statt. | |
## Mord an Menschrechtspolitikerin | |
Überschattet wurde das Treffen jedoch von dem [1][Mord an der prominenten | |
Feministin und Kommunalpolitikerin Marielle Franco], die am Mittwoch in Rio | |
de Janeiro mit vier Kopfschüssen offenbar gezielt hingerichtet worden war. | |
Zuvor hatte sich die afrobrasilianische Menschenrechtspolitikerin | |
insbesondere für die Rechte schwarzer Frauen und Kinder eingesetzt und die | |
Militärintervention in Brasiliens Armenvierteln wiederholt öffentlich | |
kritisiert. | |
Auch die Rechte der indigenen Völker spielten eine besondere Rolle beim | |
diesjährigen Weltsozialforum. Hunderte Indigene waren aus allen Teilen | |
Brasiliens angereist, um an der Konferenz teilnehmen zu können. Auf dem | |
Campus der Universität verkauften sie Federschmuck und Holzpfeifen, in den | |
Hörsälen schilderten sie die Konflikte um Land, die häufig zwischen | |
indigenen Gruppen und Großgrundbesitzern entstehen – und oft in bewaffneten | |
Auseinandersetzungen enden. | |
Neben diesem Themen standen etliche andere auf der Tagesordnung – etwa der | |
Kampf gegen den globalen Klimawandel und für eine Besteuerungen globaler | |
Finanztransaktionen. | |
## Gottesdienst für Ex-Präsidenten | |
Besondere Bedeutung kam allerdings einem Politiker zu, der auch selbst am | |
Forum teilnahm: Brasiliens Ex-Präsident Luis Inácio Lula da Silva. | |
Das Weltsozialforum feierte am Donnerstagabend in einer streckenweise an | |
einen Gottesdienst erinnernden Solidaritätsveranstaltung Brasiliens | |
Ex-Präsidenten. In einem nur spärlich besetzten Fußballstadion forderten | |
mehrere tausend Teilnehmer die Zulassung Lulas zur Präsidentschaftswahl im | |
Oktober. | |
[2][Lula muss nach einem Gerichtsurteil wegen Korruptionsvorwürfen derzeit | |
befürchten, bald inhaftiert zu werden]. Er revanchierte sich nach | |
mehrstündigem Programm mit einer bewegenden Rede, in der er auf die | |
verfahrene Lage im Land hinwies und auf die Erfolge seiner eigenen | |
Regierungszeit. | |
Inwiefern das Weltsozialforum sich derart eindeutig hinter den | |
brasilianischen Expräsidenten stellen sollte, war zuvor intern umstritten. | |
Wie es mit dem Forum künftig weitergehen soll, diskutiert nun ab diesem | |
Samstag, im Anschluss an das Forum, der Internationale Rat der | |
Weltsozialforums. | |
16 Mar 2018 | |
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## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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