# taz.de -- Brasilianische Feministin Marielle Franco: Linke Stadträtin in Rio… | |
> Sie war auf einer Veranstaltung für die Rechte Schwarzer Frauen. Auf dem | |
> Rückweg wurde die 38-jährige Politikerin in ihrem Wagen erschossen. | |
Bild: Unweit des Tatorts sind die Menschen fassungslos | |
Salvador de Bahia taz | Mit mindestens neun Schüssen in ihr Auto sind am | |
Mittwochabend in Rio de Janeiro die Stadtratsabgeordnete Marielle Franco | |
und ihr Fahrer offenbar gezielt ermordet worden. Die linke | |
Kommunalpolitikerin gehörte zu den größten Kritikerinnen der sogenannten | |
Sicherheitspolitik in Rio de Janeiro, wo in den Armenvierteln der Stadt | |
jede Nacht Menschen durch Polizeigewalt ums Leben kommen und seit Februar | |
das brasilianische Militär das Kommando übernommen hat. | |
Erst am Samstag hatte Franco, 38, die bei den Kommunalwahlen 2016 für die | |
freiheitlich-sozialistische Bewegungspartei Partei PSOL antrat und das | |
fünftbeste Ergebnis aller Abgeordneten erzielte, auf [1][ihrem | |
Facebook-Account] auf den Tod zweier Jugendlicher hingewiesen, die im | |
Armenviertel Acari erschossen und in einem Graben hinterlassen worden | |
waren. Dabei veröffentlichte sie auch Bilder, wie gepanzerte | |
Militärfahrzeuge durch ein Armenviertel fahren und beschuldigte ein | |
Bataillon des Mordes an den Jugendlichen. Die Bewohner würden systematisch | |
terrorisiert, schrieb sie, und wörtlich: „Hört auf, uns zu ermorden!“ | |
Vier Tage später ist sie tot. | |
Zwei bislang unbekannte Männer verfolgten am Mittwochabend ihr weißes Auto | |
und richteten sie mit vier Schüssen in den Kopf offenbar gezielt hin. die | |
Polizei geht von einer Exekution aus. Sie war zuvor auf einer Veranstaltung | |
für die Rechte Schwarzer Frauen. | |
Die afrobrasilianische Franco, die selbst in einem einfachen Viertel | |
aufgewachsen war, war bekannt als eine junge, lebensfrohe Feministin, die | |
viel lachte und sich für eine offene und durchlässige Gesellschaft | |
einsetzte. Im Stadtrat stand sie der Menschenrechtskommission vor, die die | |
Militärintervention der Regierung in Rio de Janeiro auf ihre Rechtmäßigkeit | |
hin überwachte. | |
Zahlreiche Organisationen und ihre Partei PSOL riefen am Donnerstag zu | |
Protesten und Demonstrationen auf. In allen größeren brasilianischen | |
Städten gingen spontan Menschen auf die Straße. Auch beim derzeit in | |
Salvador stattfindenden Weltsozialforum sorgte die Nachricht für | |
Erschütterung. | |
Es sind vor allem unterbezahlte und korrupte Polizisten, die jede Nacht | |
martialisch in den Armenvierteln der Metropolen einreiten und wild um sich | |
schießen. Immer wieder werden Fälle von gezielten Ermordungen publik, teils | |
werden Jugendliche an Wände gestellt, erniedrigt und hingerichtet. Opfer | |
sind vor allem Schwarze, die massenhaft drangsaliert werden, aber kaum in | |
öffentlichen und politischen Institutionen repräsentiert sind. | |
15 Mar 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.facebook.com/MarielleFrancoPSOL/posts/544728049246125 | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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