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# taz.de -- EU-Behörde bestätigt Pestizid-Gefahr: Bienen leben wirklich gefä…
> Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit bestätigt das Risiko
> von Pestiziden für Bienen. Ein Verbot wird dadurch wahrscheinlicher.
Bild: Sind seine Tiere gesund? Ein Stadtimker aus Frankfurt/ Main
Berlin taz | Nach dem Glyphosat-Streit müssen sich Union und SPD wieder
über Regeln für den Einsatz von Chemie auf dem Feld einigen. Am Mittwoch
hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, Efsa, die Gefahr
von drei Insektenvernichtungsmitteln für Bienen bestätigt. Voraussichtlich
werden die Mitgliedstaaten der EU nun am 22. März über ein Verbot der
Stoffe im Freiland abstimmen.
Es geht um die drei Wirkstoffe Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam,
die zu den Neonicotinioden, kurz Neonics, gehören. Bauern setzen diese
synthetischen Verwandten des Nikotins gegen tierische Schädlinge ein. Sie
gehören zu den meistverkauften Pestiziden weltweit, auch wenn die
Europäische Kommission ihren Einsatz schon 2013 eingeschränkt hat. Auch das
war bereits eine Entscheidung, die auf Erkenntnissen der Efsa basierte.
Die EU-Behörde mit Sitz im italienischen Parma hatte schon damals besonders
die Risiken für Bienen im Blick. Bienen spielen bei der Produktion der
Nahrung eine zentrale Rolle. Sie bestäuben zahlreiche Kulturpflanzen,
darunter Obst und Gemüse. Die Bewertung hat die Efsa nun aktualisiert, neue
Daten und Fakten ausgewertet.
## Fundierte Studie der EU-Behörde
Die Präsidentin des Umweltbundesamtes Maria Krautzberger hält die Studie
für fundiert. Krautzberger erklärt: „Neonics wirken systemisch, sie
verteilen sich beim Wachsen der Pflanze von selbst im Stängel, im Blatt, in
der Blüte, so gelangen sie in die Nahrung von Insekten und schädigen deren
Nervensystem.“ Im Vergleich zu anderen Insektengiften seien sie zudem
„extrem langlebig und in kleinen Dosen wirksam“. Sie müssten „schleunigst
verboten werden, der Insektenschwund endlich ein Ende haben“.
Die EU-Kommission hatte schon im letzten Jahr vorgeschlagen, den Gebrauch
der drei Insektenvernichter in der freien Natur komplett zu verbieten und
sie nur noch im Gewächshaus zuzulassen. Die im Dezember geplante Abstimmung
wurde dann aber verschoben, die Staaten wollten die neue Bewertung der Efsa
abwarten.
SPD-Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hatte sich da bereits für das
„Draußen-Verbot“ ausgesprochen. Am Mittwoch sagte sie nun: „Die
EU-Mitgliedstaaten sollten über so ein Verbot bald abstimmen, und die
Bundesregierung muss dann Ja sagen.“ Und: Sie nehme den
Bundeslandwirtschaftsminister „beim Wort“. CSU-Mann Christian Schmidt, dem
– nach Plan der Union – Julia Klöckner von der CDU folgt, hatte versichert,
ein Verbot zu befürworten, wenn sich „die Schädlichkeit dieser Stoffe“
bestätige.
## Deutscher Bauernverband erkennt Expertise an
Der Bayer-Konzern aus Leverkusen erklärte zwar, „die
Efsa-Schlussfolgerungen rechtfertigen keine weiteren Einschränkungen“. Er
macht zusammen mit Syngenta aus der Schweiz und anderen Unternehmen
weltweit einen Umsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar mit den Neonics. Die
Bewertung basiere „auf nicht anerkannten“ Leitlinien. Der Chemiekonzern
stand damit am Mittwoch aber allein.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, erkannte die
Expertise an: „Wir haben immer erklärt, dass für uns der Maßstab für eine
Zulassung von Pflanzenschutzmitteln eine fundierte wissenschaftliche
Bewertung ist. Daher werden wir dieser Neubewertung der EFSA folgen.“ Es
sei allerdings „eine echte Herausforderung“, Alternativen für die
„effektive Wirkstoffgruppe“ zu entwickeln.
Der Grünen-Agrarpolitiker Harald Ebner, der seit langem auf ein Verbot von
Neonics drängt, wirbt für „Fruchtfolgen“: „Wenn nicht immer nur Raps auf
immer demselben Acker steht, machen sich gefräßige Insekten auch weniger
breit.“
28 Feb 2018
## AUTOREN
Hanna Gersmann
## TAGS
Bienen
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