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# taz.de -- Kolumne Nullen und Einsen: Dumm gelaufen
> Wo herrscht mehr Digitalkompetenz: Im Mekongdelta, am Potsdamer Platz
> oder auf einem US-Militärstützpunkt im syrischen Kriegsgebiet?
Bild: Hell und dunkel: die Heatmap der Aktivitäten mit der App „Strava“
An den Zustand des Digitalstandorts Deutschland wurde ich zuletzt im
Mekongdelta erinnert. Ich war im Urlaub in Vietnam und hatte mir vor Ort
eine Handy-SIM-Karte für billige Inlandtelefonate gekauft. Damit hatte ich
auch mobiles Internet in bester Geschwindigkeit, und zwar so gut wie
überall – ja, auch auf den Busfahrten durch ländlichere Regionen. Kein
Brandenburg-Effekt, nirgends. Gelobtes Vietnam!
Zurück in Berlin am Potsdamer Platz lief das mobile Internet auf einmal nur
noch im Schneckentempo. Aber, hey: Das ist ja auch nur ein zentraler Ort in
der Hauptstadt einer sich selbst als hochentwickelt verstehenden
Industrienation. Kann schon passieren.
Immerhin, Besserung ist in Sicht. CDU-Fraktionschef Volker Kauder hat das
Problem nämlich erkannt und in einem [1][Gastbeitrag in der aktuellen Welt
am Sonntag] erklärt: „Die Digitalisierung ist für mich das Megathema der
kommenden Jahre.“ Und nicht nur das, er will einen „nationalen Digitalrat“
einrichten.
Dabei ist der Digitalisierungsgrad der Deutschen so hoch wie noch nie, das
ergibt jedenfalls der frisch erschienene [2][„Digital-Index“ der Initiative
D21]. Im Vergleich zum Vorjahr stieg er von 51 auf 53 Punkte – von 100
allerdings. Ebenfalls für den Digital-Index abgefragt wurde [3][eine
Selbsteinschätzung der digitalen Kompetenz der Deutschen] in diversen
Bereichen. So gaben 41 Prozent an, über keine oder nur eine niedrige
Kompetenz bei der Durchführung von Onlineüberweisungen zu verfügen. Noch
höher waren die Werte etwa bei der „Beachtung von Suchtreffern über die
erste Seite hinaus“ (51) oder beim „regelmäßigen Passwortwechsel“ (57).
Bei der Frage nach dem „Bewusstsein, dass Dienste/Apps Daten weitergeben“,
bescheinigten sich immerhin 50 Prozent eine „hohe“ Kompetenz. Und das
[4][bringt uns zu Strava]. Strava ist eine der zahlreichen Apps, mit der
man seine Jogging- und Fahrradstrecken aufzeichnen kann, um damit auf
Facebook anzugeben, oder um sie mit anderen Nutzern zu vergleichen. Aus den
über die Jahre gesammelten Daten haben die Strava-Betreiber auch [5][eine
Weltkarte gebaut]: Je heller hier eine Straße angezeigt wird, desto mehr
Aktivität. Während Europa oder Japan sehr hell erscheinen, gibt es in
Ländern wie Mali oder Syrien nur vereinzelte weiße Flecken.
Ein australischer Student hat sich die genauer angeschaut [6][und
festgestellt]: Was da heraussticht, das sind oft westliche Militärbasen,
zum Teil an geheimen Standorten. Die dort stationierten Soldaten haben
Strava genutzt, aber nicht die (durchaus vorhandene) Möglichkeit, die Läufe
nichtöffentlich zu stellen. Dumm gelaufen, wortwörtlich.
Das Mekongdelta ist auf der Heatmap übrigens ein relativ dunkler Ort. Zu
Zeiten des Vietnamkriegs hatte das US-Militär dort mehrere Stützpunkte.
Hätte es damals schon Strava gegeben, die Vereinigten Staaten hätten den
Vietnamkrieg wohl noch krachender verloren.
30 Jan 2018
## LINKS
[1] https://www.welt.de/debatte/kommentare/article172922212/Gastbeitrag-Deutsch…
[2] http://initiatived21.de/publikationen/d21-digital-index-2017-2018/
[3] https://de.statista.com/infografik/12692/digitalkompetenzen-der-deutschen/
[4] http://www.sueddeutsche.de/digital/strava-fitness-app-verraet-sensible-mili…
[5] https://labs.strava.com/heatmap/#6.82/-120.79752/38.21428/hot/all
[6] https://twitter.com/Nrg8000/status/957318498102865920
## AUTOREN
Michael Brake
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