Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Nullen und Einsen: Wie man das Internet schön bebildert
> Es sind Fotos ohne Verstand. Warum sich Onlineredaktionen trotzdem für
> abgedroschene Symbolfotos entscheiden.
Bild: Ein Symbolfoto-Klassiker
Kennen Sie die Springerstiefel mit den weißen Schnürsenkeln, um
Rechtsextremismus zu bebildern? Oder den Typ in Einbrechermontur vorm
Laptop, der Hacker sein soll. Redaktionen beziehen viele ihrer Bilder von
Foto- und Nachrichtenagenturen, die das aktuelle Zeitgeschehen gut
abdecken, deren Fotografen sich aber auch immer gültige Symbolfotos
ausdenken. Beispielsweise das ältere Ehepaar, das für das Thema
Rentenreform auf einer Parkbank sitzt. Oder die zwei Fußpaare, die unter
der Bettdecke hervorgucken, da wird es im Artikel dahinter schlüpfrig.
Nicht ganz so eindeutig in der Medienlandschaft verwendet, aber in der
taz-Onlineredaktion eindeutig verbreitet, ist ein Symbolbild beim Thema
Glyphosat: das Pestizid verspritzende Pflanzenschutzgerät. [1][Davon]
[2][hat] [3][die] [4][Nachrichtenagentur] [5][dpa] [6][ein] [7][paar]
[8][Stück]. Schlägt man mal etwas anderes als Fotomotiv vor, wie den an der
Verlängerung der EU-Glyphosatzulassung beteiligten Christian Schmidt (CSU),
seit vier Jahren amtierender Landwirtschaftsminister, winken die
KollegInnen nur ab: „Den kennt doch keiner.“ Und fordern ein weiteres
pestizidverspritzendes Pflanzenschutzgerät. Was ist das für eine
Medienlogik?
Fotos auf einer Nachrichtenseite funktionieren anders als Fotos in einer
Zeitung. Sie dienen als Anker fürs Auge, strukturieren die Seite. Die Fotos
sollten so klar sein, dass die LeserIn das Artikelthema auf einen Blick
erfassen kann. Das geht gut bei der Bundeskanzlerin Angela Merkel, die
kennen alle. Christian Schmidt dagegen muss erst [9][mit einem Heuballen
posieren], damit man ihn als Landwirtschaftsminister erkennt. Und um dieses
Foto von ihm zu finden, muss die zuständige Online-RedakteurIn tief in der
Fotodatenbank suchen. Im Gegensatz zur Zeitung hat Online oftmals keine
eigene Fotoredaktion, die die Fotosuche übernimmt. Das kostet Arbeitszeit,
die man manchmal nicht hat. Und dann gibt es wieder das immer gleiche
Symbolbild.
## Es geht auch um die Verpackung
„Es geht ja um die Inhalte“, entgegnet dann so manche KollegIn. Doch wenn
die Leser der nachlässig produzierten Verpackung nicht trauen können,
trauen sie dann den Inhalten? Deswegen hier drei schnelle Taktiken, wie man
das Internet schöner bebildert:
1. So konkret wie möglich: Der olle Journalistenspruch „Schreib nicht
Werkzeug, wenn du Hammer schreiben kannst“ gilt auch manchmal fürs Foto.
Zeig keine 1-Euro-Münze, wenn du die Folgen der Eurokrise in Griechenland
zeigen kannst.
2. Ab auf die Metaebene: Das Symbol des Dieselskandals ist inzwischen das
Auspuffrohr. Dabei geht es doch um Verschmutzung, und die kann man auch
zeigen. Mit Schlamm, Smog, Öl oder Staub beispielsweise.
3. Das Zeichensystem wechseln: Wer zeigen will, was ein Foto nicht zeigen
kann, wechselt das Zeichensystem. Heraus kommen Fotos auf denen ganz groß
der Hashtag [10][#Hass] steht und Hatespeech darstellen soll. Das kann
dafür eine Illustration bebildern.
So, das war sehr didaktisch. Mit welchem Symbolfoto sich die
Online-KollegInnen wohl für diese furchtbar lehrerhafte Kolumne
revanchieren?
29 Nov 2017
## LINKS
[1] /Kommentar-Glyphosat-Zulassungsskandal/!5445435/
[2] /EU-Kommission-zu-Glyphosat/!5431705/
[3] /Kommentar-Pestizid-Glyphosat/!5316638/
[4] /EU-Initiative-startet/!5379887/
[5] /Streit-ueber-Wiederzulassung/!5389557/
[6] /Anwaelte-bezahlten-Glyphosatgegner/!5453949/
[7] /Streit-um-Pestizid/!5455594/
[8] /Ende-der-Glyphosat-Zulassung-in-der-EU/!5461649/
[9] /Kommentar-Glyphosat-Entscheidung/!5466467/
[10] /Hasspost-Prozess-in-Saarbruecken/!5425892/
## AUTOREN
Svenja Bednarczyk
## TAGS
Nullen und Einsen
Fotografie
Online-Journalismus
Fotojournalismus
Nullen und Einsen
Nullen und Einsen
Nullen und Einsen
Nullen und Einsen
Nullen und Einsen
Stromausfall
Schwerpunkt AfD
Nullen und Einsen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumnen Nullen und Einsen: Ja, leck mich fett!
Alle schreiben über Facebooks „Datenleck“. Aber kaum jemand macht sich
Gedanken, ob die Metapher passt. Fürs Digitale fehlen uns oft die Worte.
Kolumne Nullen und Einsen: Die Mission des mutigen Hallo123
Der Tag der Passwortänderung ist gekommen. Unser Held begibt sich in ein
Abenteuer. Doch schafft er es, die Anforderungen zu erfüllen?
Kolumne Nullen und Einsen: Dumm gelaufen
Wo herrscht mehr Digitalkompetenz: Im Mekongdelta, am Potsdamer Platz oder
auf einem US-Militärstützpunkt im syrischen Kriegsgebiet?
Kolumne Nullen und Einsen: Mach es wie die Armbanduhr …
In der Evolution der Dinge sind mechanische Uhren wie Dinosaurier. Doch
anstatt auszusterben, zählen sie als Luxusgüter. Was lernen wir daraus?
Kolumne Nullen und Einsen: I Can Has 🍔?
Gehört der Käse über oder unter das Fleisch? Und wie sieht eigentlich ein
Bierglas aus? Über die Verschiedenheit der Dinge in Emoji-Gestalt.
Kolumne Nullen und Einsen: Unsicherheit bei Stromausfall
Es wird draußen unruhig, als in der ganzen Nachbarschaft das Licht ausgeht.
Und wir gehen erst ins Bett, wenn der Strom wieder da ist.
Kolumne Nullen und Einsen: Jetzt entscheidet die Drittstimme
Auf Facebook und Twitter verarbeiten wir die Wahl mit einer
Selbstgesprächstherapie. Die zehn wichtigsten Strategien der Trauerarbeit.
Kolumne Nullen und Einsen: Opa erzählt vom Festnetz
Wie trifft man sich ohne Handy? Das Leben vor 20 Jahren muss
megaumständlich gewesen sein. Wenn man sich doch bloß daran erinnern
könnte.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.