# taz.de -- Proteste im Iran: Ausmaß weiter unklar | |
> Die Demonstrationen für und gegen die Regierung im Iran gehen weiter. | |
> UN-Generalsekretär Antonio Guterres äußert sich besorgt über die | |
> Entwicklungen im Land. | |
Bild: Regierungsfreundliche Proteste in Ahvaz, im Südwesten des Iran | |
Teheran/Islamabad/New York ap/dpa/rtr | Im Iran gibt es eine Woche nach | |
Beginn von Protesten gegen Führung und Klerus weitere Demonstrationen. In | |
sozialen Medien zeigten Aktivisten, Blogger und Journalisten Videos von | |
Kundgebungen, die in der Nacht auf Donnerstag gefilmt worden sein sollen. | |
Proteste soll es demnach etwa in den Städten Noschar im Norden, Bandar | |
Abbas im Süden oder Ahwas und Desful im Südwesten gegeben haben. Ahwas und | |
Desful liegen in der Provinz Chusestan, die ein Zentrum der Proteste ist. | |
Ein Video zeigte Menschen, die Slogans gegen den obersten iranischen Führer | |
Ajatollah Ali Chamenei skandierten. Offenbar gab es auch weitere | |
Festnahmen. Die Nachrichtenagentur Tasmin berichtete am Donnerstag zum | |
Beispiel, dass in der ostiranischen Stadt Birdschand 28 Menschen wegen | |
„illegaler Versammlungen“ in Haft seien. Die Berichte ließen sich | |
unabhängig zunächst nicht bestätigen. | |
Das Ausmaß der Kundgebungen blieb unklar. Staatliche Medien berichten nicht | |
über die Proteste, die am vergangenen Donnerstag mit Kundgebungen gegen die | |
Wirtschafts- und Außenpolitik des Landes begonnen hatten, aber dann | |
zunehmend regimekritisch wurden. Die Führung verlangsamt an den Abenden, | |
wenn die Protestmärsche beginnen, oft das Internet und hat einige von | |
Aktivisten genutzte Plattformen in sozialen Medien ganz blockiert. Zudem | |
spielen die Proteste bisher kaum in großen urbanen Zentren, sondern oft in | |
ländlichen Gegenden. | |
Um zu zeigen, dass das System immer noch vom Volk unterstützt wird, hatte | |
die iranische Führung am Mittwoch Hunderttausende Menschen in | |
Gegen-Demonstrationen auf die Straßen gebracht. In allen gab es Rufe wie: | |
„Nieder mit den USA“, „Nieder mit Saudi-Arabien“ und „Nieder mit Isra… | |
Das geistige Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei sieht die „Feinde des Iran“ | |
für die regierungskritischen Proteste in der Verantwortung. | |
## Kritik an USA | |
Durch mehrere „absurde Tweets“ von US-Präsident Donald Trump und | |
Vizepräsident Mike Pence seien Iraner ermutigt worden, sich an Unruhen zu | |
beteiligen, beklagte der iranische Botschafter Gholamali Choschroo bei den | |
Vereinten Nationen am Mittwoch. | |
Auch Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron kritisierte den Ton der | |
USA, Israels und Saudi-Arabiens im Umgang mit dem Iran. Die drei Länder | |
seien „in vielerlei Weise“ Verbündete Frankreichs, sagte Macron am Mittwoch | |
vor Journalisten in Paris. Ihre „offizielle Linie“ sei jedoch „fast eine, | |
die uns in den Krieg führt“, warnte er. Es sei wichtig, den Dialog aufrecht | |
zu halten. | |
Die Vereinigten Staaten reagierten zunächst nicht auf die direkte | |
Anschuldigung von Seiten des Irans. Trump hatte zuvor mehrfach bei Twitter | |
geschrieben, die Protestierenden im Iran zu unterstützen. | |
Die US-Botschafterin bei den UN, Nikki Haley, hatte zuvor eine | |
Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats gefordert. Die UN müssten | |
Unterstützung für die Demonstranten bekunden. Seither ist aber kein Termin | |
für eine entsprechende Sitzung angesetzt worden. | |
UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte früher am Mittwoch über seinen | |
Sprecher Farhan Haq mitteilen lassen, dass er die Entwicklungen im Iran mit | |
Sorge verfolge. Die Meinungsfreiheit müsse respektiert werden. Zugleich | |
rief er die Demonstranten auf, friedlich zu protestieren. | |
4 Jan 2018 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Iran | |
Protest | |
Ajatollah Ali Chamenei | |
USA | |
Donald Trump | |
Schwerpunkt Iran | |
Schwerpunkt Iran | |
Schwerpunkt Iran | |
Schwerpunkt Iran | |
Hassan Rohani | |
Telegram | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
US-Sanktionen gegen den Iran: Für weitere 120 Tage ausgesetzt | |
Der US-Präsident befreit Iran erneut für mehrere Monate von Sanktionen. Das | |
Weiße Haus erfüllt damit eine Forderung seiner Partner in Europa. | |
Anzeige gegen iranischen Justiz-Chef: Der kranke Todesrichter | |
Mahmud Haschemi Shahroudi lässt sich in Hannover behandeln. Er war | |
Leiter der iranischen Justiz. Volker Beck hat ihn angezeigt. | |
Proteste im Iran: Justiz droht mit Todesstrafe | |
Im Iran ist ein weiterer Demonstrant gestorben. Unterdessen werden | |
Forderungen nach der Höchststrafe für die Anführer des Protests laut. | |
Demonstrationen für Demokratie im Iran: Protest ohne Netz | |
Tausende demonstrieren im Iran gegen das Regime. Keiner weiß, wie es | |
weitergeht. Auch, weil das Internet gedrosselt wird. | |
Kommentar Protest im Iran: Das Dilemma der Reformer | |
Wenn Regimekritiker im Iran nicht auf der Straße protestieren, heißt das | |
nicht, dass sie dem Reformkurs abgeschworen haben – im Gegenteil. | |
Protokolle aus Iran: Resigniert statt revolutionär | |
Die Proteste in Iran dauern an. Die taz hat vier Menschen nach ihrer | |
Einschätzung gefragt: Viele sind enttäuscht von der Regierung, fürchten | |
aber eine Eskalation. | |
Telegram-Kanal-Betreiber im Iran: „Das Regime kriegt uns nicht still“ | |
Die Protestler im Iran organisieren sich im Messenger-Dienst Telegram. Dem | |
Kanal Amad-News folgen 1,2 Millionen Leute. |