# taz.de -- Proteste im Iran: Justiz droht mit Todesstrafe | |
> Im Iran ist ein weiterer Demonstrant gestorben. Unterdessen werden | |
> Forderungen nach der Höchststrafe für die Anführer des Protests laut. | |
Bild: Verteidigt das Recht auf Kritik: Irans Präsident Hassan Rohani | |
BERLIN taz | Im Iran ist ein Demonstrant gestorben, der bei den Protesten | |
festgenommen worden war. Zwei Parlamentsabgeordnete bestätigten dies. So | |
sagte die Abgeordnete Tajebeh Siawaschi, die der Reformfraktion angehört, | |
gegenüber der Agentur Ilna, sie habe, nachdem sie die Nachricht gehört | |
habe, beim Informationsministerium und der Polizei nachgefragt. Beide | |
hätten den Tod bestätigt und erklärt, der Demonstrant habe sich umgebracht. | |
Bei dem Toten handelt es sich um den 22-jährigen Sina Ghanbari. Er wurde | |
von der Polizei festgenommen und in das Teheraner Evin-Gefängnis gebracht. | |
Bekannt wurde der Tod durch zuvor inhaftierte Demonstranten, die | |
freigelassen wurden. Bislang haben weder Justiz noch Polizei zu dem Fall | |
Stellung genommen. | |
Die Nachricht vom Tod des Demonstranten verbreitete sich schnell. In den | |
sozialen Netzwerken äußerten zahlreiche Nutzer die Befürchtung, die | |
Ereignisse nach den Protesten von 2009 könnten sich wiederholen. Damals | |
wurden einige Demonstranten in dem Gefängnis Kahrisak zu Tode gefoltert. | |
Bei den jüngsten Protesten, die am Sonntag von Revolutionsgarden für | |
beendet erklärt wurden, gab es 21 Tote und fast 2.000 Festnahmen. Es sei | |
der Nation und den Sicherheitskräften gelungen, den Unruhen ein Ende zu | |
setzen, erklärten die Garden. Teherans Staatsanwalt Abbas Dschafari | |
Dolatabadi gab die Freilassung von 70 Demonstranten bekannt. Die | |
Freilassungen sollten fortgesetzt werden, doch seien die Anführer der | |
Unruhen und Krawallmacher davon ausgeschlossen. Für diese forderte der | |
Vizechef der Justiz, Hamid Schariari, die Todesstrafe. | |
Während die Hardliner offenbar zu einem harten Vorgehen entschlossen sind, | |
versuchen Reformer und Gemäßigte, die Wogen zu glätten, indem sie für die | |
Forderungen der Demonstranten Verständnis zeigen und ihnen das Recht auf | |
Protest zugestehen. Nach einer Sondersitzung des Parlaments hinter | |
verschlossenen Türen forderte Parlamentspräsident Ali Laridschani von den | |
Behörden lückenlose Aufklärung. Sein Sprecher Behrus Nemati sagte: „Wir | |
wollen nicht, dass die Rechte von Menschen verletzt werden, nur weil sie | |
Kritik äußern.“ Sollten bei den Festnahmen Fehler passiert sein, müssten | |
diese korrigiert werden. | |
Auch Präsident Hassan Rohani verteidigte das Recht auf Kritik. „Die | |
Menschen haben ein legitimes Recht, von uns zu fordern, dass wir sie sehen | |
und hören und ihren Forderungen nachgehen“, sagte er. Unter den Politikern | |
gebe es „keine Heiligen“, daher könne auch jeder Politiker kritisiert | |
werden. | |
8 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
Bahman Nirumand | |
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