| # taz.de -- Drohbriefe von der Berliner Polizei?: Linke im Visier | |
| > Autonome haben Briefe mit der Drohung erhalten, ihre Adressen und Fotos | |
| > an Nazis weiterzureichen. Sie vermuten Polizisten hinter der Aktion. | |
| Bild: Kommen sich manchmal zu nahe: Die Polizei und das linke Hausprojekt Rigae… | |
| Versuchen Berliner Polizisten, Mitglieder der linken Szene zu bedrohen und | |
| zu erpressen? So lautet der Vorwurf, den mehrere anonyme Autoren [1][auf | |
| dem Internetportal Indymedia veröffentlicht] haben. Hintergrund sind | |
| Briefe, in denen laut dem Indymedia-Text die Namen sowie teilweise Adressen | |
| und Fotos von 42 vermeintlichen Autonomen in Berlin genannt werden – | |
| verbunden mit der Drohung, diese an die Polizei oder Rechtsextreme weiter | |
| zu leiten. | |
| Die neunseitigen Briefe seien kurz vor Weihnachten „in verschiedenen | |
| Lokalitäten, die in Veröffentlichungen von Behörden als | |
| ‚linksextremistische Treffpunkte‘ bezeichnet werden“, eingegangen, | |
| schreiben die Autoren, die sich selbst als „einige Betroffene des | |
| Drohbriefs“ bezeichnen. | |
| Von 18 Personen seien Fotos beigefügt aus erkennungsdienstlichen | |
| Behandlungen des Berliner Landeskriminalamts (LKA) oder aus | |
| Personalausweisen. Die Schlussfolgerung der Autoren: „Wir sind sicher, dass | |
| das Schreiben von der Berliner Polizei erstellt und verschickt wurde, da | |
| niemand sonst Zugang zu entsprechenden Fotos […] haben dürfte.“ | |
| Die Briefe werden kommenden Montag Thema im Innenausschuss des | |
| Abgeordnetenhauses sein. Die Linksfraktion hat das Thema als besonderes | |
| Vorkommnis auf die Tagesordnung setzen lassen, sagte deren innenpolitischer | |
| Sprecher Hakan Taş am Dienstag der taz. „Wir müssen klären, wie diese Daten | |
| in die Öffentlichkeit hineingetragen werden konnten und wer davon Kenntnis | |
| hat.“ Er forderte die Behörden auf zu ermitteln. „Ein solches Vorgehen darf | |
| nicht hingenommen werden“, betonte Taş. | |
| Bisher ist allerdings nicht viel passiert. „Die Thematik ist bekannt. | |
| Derzeit werden die Umstände dazu geprüft“, heißt es knapp aus der | |
| Verwaltung von Innensenator Andreas Geisel (SPD). Noch zurückhaltender | |
| äußert sich die Berliner Polizei. Von dem Vorfall wisse man nur durch die | |
| Darstellung auf Indymedia, teilte ein Sprecher mit. „Uns liegen keine | |
| Originale des Briefs vor, deswegen können wir den Inhalt auch nicht | |
| bewerten“, so der Sprecher weiter. Niemand habe bisher Anzeige erstattet. | |
| Zumindest die Autoren des Indymedia-Beitrags wollen das auch nicht tun: | |
| „Wir protestieren ausdrücklich nicht gegen diese Form der staatlichen | |
| Repression, weil Protest eine Instanz voraussetzt, die als Korrektiv von | |
| uns anerkannt würde.“ | |
| Sie sehen in dem Schreiben, versandt von einem „Zentrum für politische | |
| Korrektheit“ mit einer falschen Berliner Adresse, eine Revanche der Polizei | |
| für die [2][Veröffentlichung eines Fahndungsaufrufs] des linken | |
| Hausprojekts Rigaer94 im Dezember. Dabei wurden Fotos von rund 50 | |
| PolizistInnen veröffentlicht, die am Einsatz in dem Hausprojekt im Sommer | |
| 2016 beteiligt gewesen waren. | |
| Darauf weisen Inhalte des Briefs hin, dessen Original in Teilen auf der | |
| Indymedia-Seite zu sehen ist: „Wir haben Euren Fahndungsaufruf sehr | |
| Aufmerksam verfolgt“ [Fehler im Original]. Und weiter: „Also machen wir | |
| auch einfach einen Fahndungsaufruf, den wir an beliebige Stellen | |
| verschicken wollen.“ An anderer Stelle heißt es: „Ihr nervt einen ganzen | |
| Kiez mit Eurer Anwesenheit“, was sich offenbar auf die Gegend rund um die | |
| Rigaer Straße bezieht. Die Drohung, die Daten und Adressen an die Polizei | |
| weiterzuleiten, halten die Autoren für einen Bluff, um von den | |
| tatsächlichen Urhebern abzulenken. | |
| Ob es sich dabei tatsächlich um Berliner Polizisten handelt, darüber könne | |
| man „momentan nur spekulieren“, sagte Benedikt Lux, innenpolitischer | |
| Sprecher der Grünen, zur taz. Er könne eigentlich garantieren, dass die | |
| Briefe nicht von „der“ Polizei kommen“, so Lux weiter. „Ich kann aber n… | |
| ausschließen, dass es ein Leck bei der Polizei gibt.“ Es sei nun auch | |
| Aufgabe der Politik, das aufzuklären. Würde es sich aber wirklich um eine | |
| Revanche handeln, wäre das ein „brisanter Vorgang“, der eine | |
| „Eskalationsspirale“ in Gang setzen könnte. | |
| 2 Jan 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://de.indymedia.org/node/16467 | |
| [2] /Ermittlungen-um-G20-Proteste/!5468247 | |
| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
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