# taz.de -- Bau der U5: Mini-Hauptbahnhof unter der Erde | |
> Der U-Bahnhof Unter den Linden ist im Rohbau fertig. Das größte Problem | |
> steht dem Projekt Lückenschluss aber noch bevor. | |
Bild: Hier soll es später nicht nach Fritten riechen: U-Bahnhof Unter den Lind… | |
Wie lange ist der „große Treck“ eigentlich her? Als die Fahrgäste der U6 | |
zwischen Friedrich- und Französischer Straße den Schutz des Untergrunds | |
verlassen und zu Fuß die Linden kreuzen mussten, wo die namensgebenden | |
Bäume gefallen waren und sich allerlei Kräne und Bohrer unter großem Getöse | |
zu schaffen machten? Kaum zu glauben: In Kürze werden es fünf Jahre sein. | |
Fast zwölf Monate dauerte das damals, seitdem rollt die U-Bahn wieder. Die | |
Arbeiten am größten Verkehrsprojekt der Innenstadt, dem „Lückenschluss“ … | |
U5 zwischen Alexanderplatz und dem Brandenburger Tor, sind seitdem weniger | |
auffällig, dafür aber erstaunlich terminsicher weitergegangen. Am Mittwoch | |
präsentierten eine überaus stolze BVG-Chefin und die LeiterInnen des | |
Projekts der Presse den fertigen Rohbau des künftigen Bahnhofs Unter den | |
Linden. Hier, wo sich U5 und U6 kreuzen, sollen einmal rund 50.000 Menschen | |
täglich ein-, aus- und umsteigen. | |
„Ich schwöre Ihnen“, ruft Sigrid Nikutta begeistert ins Mikrofon, „wenn … | |
diesen Bahnhof in Betrieb genommen haben, werden Sie schreiben: ‚Wir können | |
uns gar nicht mehr vorstellen, wie es vorher gewesen ist!‘“ Die Anwesenden | |
wirken auch ohne diese PR-Leistung beeindruckt von dem unterirdischen | |
Großbauwerk. In 14 Metern Tiefe stehen sie auf dem künftigen Bahnsteig der | |
U5, während der Trog, in dem die U6 fährt, quasi unter der Decke des | |
gewaltigen Hohlraums klebt. | |
## Kirchheimer Muschelkalk | |
Später soll es hier ein bisschen sein wie im Berliner Hauptbahnhof, mit | |
einer Sichtverbindung von ganz oben nach ganz unten. Die ArchitektInnen | |
wollten ein Raumgefühl von Transparenz und Klarheit schaffen, erklärt | |
Stephanie Niehoff, die Sprecherin der von der BVG eigens gegründeten | |
Projektrealisierungs-GmbH U5. Unterstützt werde das auch durch die Wahl der | |
Materialien für den Innenausbau: weißer Terrazzo für die Böden, schwarze | |
Farbe für die tragenden Säulen und grauer Kirchheimer Muschelkalk an den | |
Wänden. Läden wird es auf der Zwischenebene geben, aber nur ganz wenige | |
und nur mit Non-Food-Angebot: Der Repräsentativität des Ortes soll kein | |
Geruch nach altem Frittenfett anhaften. | |
Bislang geht es gut voran mit dem U-Bahn-Bau, der avisierte Termin für die | |
Inbetriebnahme – Ende 2020 – steht weiterhin. Was in Berlin ja beileibe | |
keine Selbstverständlichkeit ist: Auch bei den parallel stattfindenden | |
Arbeiten für die S-Bahn-Linie 21 zwischen dem Hauptbahnhof und dem Nordring | |
etwa hat sich die geplante Fertigstellung nach massiven Problemen mit dem | |
Grundwasser zuletzt von 2017 auf 2020 verschoben. Aber die größte | |
Herausforderung für den U5-Lückenschluss steht dem Tiefbauunternehmen | |
Implenia auch noch bevor: die Errichtung des U-Bahnhofs Museumsinsel. | |
Während im Bahnhof Unter den Linden als Nächstes die Gleiskörper verlegt | |
werden und sich die Station Rotes Rathaus schon voll im Ausbau befindet, | |
gibt es an der vorgesehenen Stelle unter der Museumsinsel noch gar kein | |
Bahnhofsgebäude, sondern lediglich die von der Schildvortriebsmaschine | |
„Bärlinde“ gelegte Tunnelröhre. Das Problem ist das Erdreich: Unter dem | |
Humboldt Forum, der Spree und dem Bertelsmann-Firmensitz ist er sumpfig und | |
wenig stabil. | |
## Ab jetzt wird vereist | |
Für den Bahnhofsbau wird deshalb ein riesiges Stück Untergrund aufwändig | |
vereist. Erst in diesem künstlich gehärteten Boden kann dann sicher | |
gearbeitet werden. Damit könne es bald losgehen, sagt Projekt-U5-Chef Jörg | |
Seegers: „Anfang dieser Woche wurden alle dafür notwendigen Bohrungen | |
abgeschlossen.“ Für lupenreinen Optimismus ist er allerdings zu erfahren: | |
„Ich sage immer: Vor der Hacke ist es duster.“ Vom Baufortschritt an der | |
Station Museumsinsel hänge aber auch die Fertigstellung des Gesamtprojekts | |
ab. | |
Sollte aber am Ende alles gut gegangen sein, winkt den Passagieren ein | |
optisches Schmankerl: Weil oben Schinkel steht (Altes Museum, Neue Wache), | |
wird es auch unten schinkelig: Das Deckengewölbe des U-Bahnhofs wird dem | |
klassischen Bühnenbild-Entwurf des preußischen Architekten für Mozarts | |
„Zauberflöte“ nachempfunden. Tausende Lichtpunkte auf dunkelblauem | |
Hintergrund – da würde glatt auch die Königin der Nacht in BVG-Chefin | |
Nikuttas Jubelarien einstimmen. | |
30 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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