| # taz.de -- Kommentar Kreisgebietsreform: Offen für Neues | |
| > Die Kreisgebietsreform in Brandenburg ist abgeblasen. Jetzt muss die | |
| > rot-rote Koalition eine Reform der Reform auf den Weg bringen. | |
| Bild: Wie die ländliche Gegend verwalten? Das ist die Frage | |
| Einen Tag nach dem Reformationstag [1][bläst Brandenburgs Ministerpräsident | |
| Dietmar Woidke (SPD) sein größtes Reformvorhaben ab]: die Neuordnung der | |
| Landkreise. Damit verzichtet ein ostdeutsches Bundesland auf eine | |
| Kreisgebietsreform, die Verwaltungen effizienter machen sollte. Auch | |
| Woidkes Koalitionspartner, die Linkspartei, trägt den Abbruch der Reform | |
| mit. Sie begründet dies damit, dass Demokratie ohne Brechstange auskommen | |
| müsse – ein wahres Wort. | |
| Dass es auch in ländlichen Regionen zu gelten hat, die befürchten, weiter | |
| abgehängt zu werden, hat die rot-rote Koalition in Potsdam nun endlich | |
| begriffen. Spät, aber nicht zu spät. Jetzt muss die Koalition eine Reform | |
| der Reform auf den Weg bringen und die drängenden Probleme Brandenburgs | |
| lösen. | |
| Für den Sinneswandel der Koalition waren drei Faktoren entscheidend: ein | |
| von der CDU initiiertes Volksbegehren gegen die Reform, der massive | |
| Widerstand von Kommunalpolitikern jeder Couleur und das katastrophale | |
| Ergebnis der Bundestagswahl in Brandenburg. SPD und Linkspartei verloren | |
| hier mehr als 5 Prozentpunkte, die AfD wurde mit gut 20 Prozent | |
| zweitstärkste Kraft hinter der CDU. Rund zwei Jahre vor der nächsten | |
| Landtagswahl in Brandenburg will sich die Koalition der Verlierer kein | |
| weiteres Projekt ans Bein binden, das bei vielen Bürgern und Bürgerinnen | |
| verhasst und anderen gleichgültig ist. | |
| Die, die es ablehnen, haben vor allem Angst davor, dass sich der Staat | |
| weiter aus der Fläche zurückzieht: geschlossene Schulen, Krankenhäuser, | |
| Polizeistationen, weniger Nahverkehr, marode Straßen, weite Entfernung zu | |
| Behörden in der Kreisstadt. Diese Angst, teilweise von der AfD mit Verweis | |
| auf Millionenzahlungen für Flüchtlinge befeuert, beruht auch auf | |
| Erfahrungen der Vergangenheit, in der der ländliche Raum zurückfiel. Dabei | |
| ist die Furcht nicht immer berechtigt. Eine effizientere Verwaltung – | |
| Kreisämter können auch wohnortnahe Außenstellen haben – nützt den Bürger… | |
| wenn sie gute Leistungen erbringt und dennoch Mittel für andere Dinge frei | |
| werden. | |
| Brandenburg sollte nun eine Verwaltungsreform starten, die die Interessen | |
| der Menschen in den Blick nimmt. Das ist nicht leicht, denn Brandenburg | |
| muss zwei Herausforderungen gleichzeitig bewältigen: starkes Wachstum im | |
| Berliner Umland und harte Schrumpfung an der Peripherie. Die Wünsche nach | |
| guten Lebensbedingungen sind aber hier wie dort gleich: Arbeit, Wohnen, | |
| Bildung, Mobilität, Sicherheit, Gesundheit, Umwelt, Internet. Wenn die | |
| Regierung in Potsdam hier überzeugende Antworten findet, braucht sie die | |
| AfD nicht zu fürchten. Das gilt auch für Jamaika. | |
| 2 Nov 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Richard Rother | |
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