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# taz.de -- Berliner Wochenkommentar II: Brandenburg bleibt Brandenburg
> Die Landesregierung sagt die bei vielen BürgerInnen ungeliebte
> Kreisgebietsreform in Berlins Nachbarland ab. Der Widerstand von mehreren
> Seiten war zu groß.
Bild: Hatte Erfolg: Protest gegen die Kreisgebietsreform in Brandenburg vor dem…
Viele BrandenburgerInnen werden in dieser Woche aufgeatmet haben: Die
ungeliebte Kreisgebietsreform, die die rot-rote Koalition in Potsdam
durchsetzen wollte, ist abgesagt. Damit wird es nicht zur Schaffung neuer
Großkreise kommen, und die überschuldeten Städte Frankfurt/Oder, Cottbus
und Brandenburg/Havel bleiben kreisfrei.
Für den Rückzieher gab es vor allem drei Gründe: Der Widerstand von
Kommunalpolitikern auch in der SPD war in den vergangenen Wochen immer
größer geworden. Zudem war ein von der CDU initiiertes Volksbegehren gegen
die Reform bislang sehr erfolgreich. Und drittens haben SPD und Linkspartei
bei der Bundestagswahl in Brandenburg massiv an Zustimmung verloren, und
zwar jeweils mehr als fünf Prozentpunkte. Die beiden Parteien, in
Brandenburg ehemals Volksparteien, landeten hinter CDU und AfD auf den
Plätzen drei und vier.
Gerade in berlinfernen Regionen fühlen sich viele Menschen abgehängt, und
sie fürchten, dass dies nach einer Gebietsreform noch mehr der Fall sein
dürfte. Die Erfahrungen der jüngsten Kreisreform in Mecklenburg-Vorpommern
gaben diesen Ängsten Auftrieb. Dabei waren Großkreise entstanden, die zum
Teil größer als das kleinste deutsche Flächenland, das Saarland, sind.
Die meisten BürgerInnen haben allerdings nicht viel mit der –
möglicherweise weit entfernten – Kreisstadt zu tun. Zum Beispiel können
Elterngeldanträge komplett schriftlich erledigt werden. Häufiger
frequentierte Ämter, zum Beispiel das Jugend- oder das Gesundheitsamt,
haben Außenstellen in wohnortnäheren Städten, zumindest in dichter
besiedelten Gegenden.
Wer sich aber im Kreis politisch engagiert, etwa als Abgeordneter oder als
Aktivist, der Fördergelder für kulturelle oder zivilgesellschaftliche
Projekte haben will, der muss weite Wege in Kauf nehmen. Je größer ein
Kreis, umso mehr wird solches Engagement erschwert.
Auch ohne Kreisreform könnten Ämter von Kreisen oder kreisfreien Städten
zusammengelegt werden, um bei der Verwaltung der Verwaltung zu sparen –
ohne dass die BürgerInnen dies spüren müssten. Ein Beispiel: Ob auf dem
Briefkopf des Gesundheitsamtes, das zur Schuleingangsuntersuchung einlädt,
künftig Prignitz-Ruppin oder Ostprignitz-Ruppin steht, dürfte der
betroffenen Familie egal sein, solange ihre Anreise zur eigentlichen
Untersuchung gleich bleibt.
4 Nov 2017
## AUTOREN
Richard Rother
## TAGS
Dietmar Woidke
Landtag Brandenburg
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Kreisgebietsreform
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Schwerpunkt AfD
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Schwerpunkt Thüringen
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