Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Wehrbeauftragter über Rechtsextremisten: „Wir müssen aufpassen�…
> 200 Rechtsextremisten zählte der Militärische Abschirmdienst seit 2008 in
> der Bundeswehr. Hans-Peter Bartels ruft die Soldaten zur Wachsamkeit auf.
Bild: Aufgepasst, Rekruten: nicht wegschauen – eine Frage der Ehre
taz: Herr Bartels, der Militärische Abschirmdienst hat [1][seit 2008 rund
200 Rechtsextremisten] in der Bundeswehr entdeckt. Was sagt uns das?
Hans-Peter Bartels: Das sagt uns, dass man aufpassen muss. Rechtsextreme
fühlen sich offenbar zum Militär hingezogen, nicht nur in Deutschland. Aber
es muss klar sein, dass diejenigen, die unsere freiheitliche Ordnung
bekämpfen, nicht in der Bundeswehr dienen können. Deutsche Soldaten
verteidigen Recht und Freiheit.
200 amtlich bestätigte Neonazis in zehn Jahren – ist das eigentlich viel
oder wenig?
Bei einer Armee, die vor zehn Jahren 250.000 Köpfe zählte und heute noch
185.000, ist das eine überschaubare Zahl. Bis zur Aussetzung der
Wehrpflicht wechselten 100.000 Grundwehrdienstleistende jährlich rein und
raus. In diesen Zeiten gab es deutlich mehr Fälle von Rechtsextremismus als
heute, sagt der MAD.
Bei den 200 handelt es sich um all jene, bei denen der Militärische
Abschirmdienst zu einem eindeutigen Ergebnis kam. Wie hoch ist die
Dunkelziffer derer, die nicht auf dem Radar gelandet sind – und bei denen
Restzweifel bestehen?
Es gibt sehr viel mehr gemeldete Verdachtsfälle oder Unklarheiten, die sich
aus Anlass von Sicherheitsüberprüfungen ergeben. Oft führt die weitere
Überprüfung dann zur Entlastung des Soldaten. Aber natürlich bleibt ein
Restrisiko.
Spätestens seit dem Fall Franco A. herrscht in der Bundeswehr Unsicherheit
– auch weil das Verteidigungsministerium im eigenen Laden aufräumen wollte.
Wie weit ist es damit gekommen?
Falls Sie die Durchsuchung aller 33.000 Gebäude der Bundeswehr nach
Wehrmachtsdevotionalien meinen: Da kam eher heraus, dass sich wirklich
Problematisches nur noch in Einzelfällen findet. 400 Dinge wurden gemeldet
– vom Degen aus napoleonischer Zeit bis zum Hakenkreuz auf dem Modell einer
Me 109. Also: tendenziell Fehlanzeige. Die jetzt laufende Überarbeitung des
Traditionserlasses von 1982 begrüße ich ausdrücklich. Das ist ein Anstoß,
nach über 60 Jahren auch die eigene erfolgreiche Bundeswehrgeschichte in
den Blick zu nehmen.
Wie groß ist die Gefahr, dass rechtsextreme Personen oder Gruppen die
Bundeswehr gezielt nutzen oder unterwandern?
Die Gefahr ist abstrakt immer gegeben, in aktiven Strukturen wie bei
Reservisten. Bei Franco A. hatte das zudem ganz klar eine kriminelle
Komponente. Aber Rechtsextremismus scheint mir heute nicht das größte
Problem der Bundeswehr zu sein, sondern Mangelwirtschaft, Überlastung und
zerbrechende Familien.
Früher durfte im Prinzip jeder bei der Bundeswehr mitmachen – außer einem
polizeilichen Führungszeugnis gab es kaum Sicherheitsüberprüfungen. Das ist
erst seit dem 1. Juli 2017 anders. Was ist seitdem besser?
Auf neuer Rechtsgrundlage wird jetzt jeder und jede, der oder die neu in
die Bundeswehr eintritt, einer ersten Sicherheitsüberprüfung unterzogen.
Das ist nützlich, aber natürlich noch keine Garantie. Auch Vorgesetzte und
Kameraden sollten immer hingucken, nicht wegschauen oder weghören, wenn’s
garstig wird. Nicht wegzuschauen ist eine Frage der Ehre.
24 Oct 2017
## LINKS
[1] /Rechtsextreme-in-der-Bundeswehr/!5456635
## AUTOREN
Martin Kaul
## TAGS
Bundeswehr
Wehrbeauftragte
Rechtsextremismus
Militärischer Abschirmdienst
Reservisten
Feuerwehr
Islamismus
Franco A.
Bundeswehr
Kartoffeln
Schwerpunkt Rechter Terror
Bundeswehr
Rechtsextremismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kommentar Umfrage bei der Feuerwehr: Vertane Chance
Die Befragung sollte nur klären, ob rechte Haltungen in den Feuerwehren
eine Rolle spielen. Die Intervention des Innenministers lädt nun zu
Spekulationen ein.
Rechtsextreme in der Bundeswehr: Sie dienen Deutschland nicht mehr
Seit 2011 wurden bei der Bundeswehr 89 Rechtsextreme und 24 Islamisten
überführt. Die Zahl der rechtsextremen Verdachtsfälle ist deutlich
gesunken.
BGH-Entscheid zum Fall Franco A.: Doch keine Anschlagspläne?
Der terrorverdächtige Bundeswehroberleutnant Franco A. wird freigelassen.
Ein Attentatsplan lasse sich bisher nicht nachweisen, entscheidet der BGH.
Neuer Traditionserlass der Bundeswehr: Verbot von Wehrmachtsandenken
Das Regelwerk zum Umgang der Bundeswehr mit ihrer Geschichte wird erneuert.
In Zukunft soll mehr Distanz zu Wehrmacht und NVA bestehen.
Kolumne Right Trash: Sensibel im rechten Kokon
In rechten Social-Media-Blasen werden zwei Kolumnen von linken
Kolumnist*innen zerrissen. Die Diskussionen zeigen, wie sehr Rechte ihren
Hass schönreden.
Rechte Terrorzelle in Meck-Pomm: Reservisten im Verdacht
Nach der Razzia wegen rechtem Terror führen die Spuren der Verdächtigen in
den Reservistenverband.
NS-Tradition der Bundeswehr: Rotenburgs Kaserne soll braun bleiben
Fast alle Parteien im Kreistag sowie Stadt- und Landrat wollen den
Nazi-Namen der Lent-Kaserne behalten. Doch das letzte Wort hat das
Bundesverteidigungsministerium.
Reservist in rechter Burschenschaft: Dubioses Doppelmitglied
Der Ehrenvorsitzende des Hamburger Reservistenverbands der Bundeswehr ist
Alter Herr der rechtsextremen Burschenschaft Germania.
Reservisten-Verbandschef über Neonazis: "Wir haben die Gefahr unterschätzt"
Der Reservistenverband der Bundeswehr kämpft gegen Neonazis in den eigenen
Reihen. Verbandschef Kiesewetter fordert nun auch Hilfe vom
Verfassungsschutz.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.