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# taz.de -- Kolumne Right Trash: Sensibel im rechten Kokon
> In rechten Social-Media-Blasen werden zwei Kolumnen von linken
> Kolumnist*innen zerrissen. Die Diskussionen zeigen, wie sehr Rechte ihren
> Hass schönreden.
Bild: Gibt's on- und auch offline
Die deutsche Rechte hat mal wieder Futter für ihren ewigen Opfermythos
bekommen. Wo sonst Kriminalitätsmeldungen und islamophobe Meinungsstücke
[1][die Runde machen], finden sich plötzlich zwei dezidiert linke Kolumnen,
die selbsternannte Konservative bis Neonazis ausflippen lassen.
Sibylle Berg schrieb am Wochenende [2][auf Spiegel Online], in Deutschland
etabliere sich eine faschistische Bewegung, während Linke über die
Gesprächsführung mit Rechten diskutierten. [3][In der taz] schrieb Hengameh
Yaghoobifarah, dass Deutsche offensichtlich lieber einen Tag weniger frei
haben, als Muslim*innen einen Feiertag zu gönnen.
Beide Texte sind unter den meistgeteilten vom Wochenende. Und zu beiden
haben rechte Social-Media-Accounts eine klare Meinung: Berg rufe zu Gewalt
auf, heißt es, Yaghoobifarah sei rassistisch gegenüber Deutschen.
Ein besonders produktiver AfD-Facebookkanal kommentiert den Artikel in der
taz mit „Echter Rassismus gegen Deutsche bei der TAZ“. Berg wird ein Aufruf
zur Gewalt unterstellt. Diese Vorstellungen werden im Netz von hunderten
rechten Konten geteilt und auch publizistisch verarbeitet, beispielsweise
[4][beim rechten Magazin Compact] oder in dem rechten [5][FAZ-Blog von
Rainer „Don Alphonso“ Meyer].
## 200 Todesopfer rechter Gewalt
Beide Lesearten zeigen, wie sehr es sich die Rechte in Deutschland in ihrem
Kokon von Selbstverleugnung und Opfermythos gemütlich gemacht hat und wie
einfach diese Ruhe zu stören ist. Dass Berg zu Gewalt aufruft, basiert auf
folgendem Satz in ihrer Kolumne: „Vielleicht ist der Schwarze Block, die
jungen Menschen der Antifa, die Faschisten mit dem einzigen Argument
begegnen, das Rechte verstehen, die einzige Bewegung neben einem digital
organisierten Widerstand, die eine Wirkung hat.“
Offen ruft hier niemand zu Gewalt auf. Man muss schon die vielen
friedlichen Gegendemonstrationen, die Straßenblockaden, die Recherchearbeit
und die Antifa-Medien ignorieren, um gedanklich gleich bei einem
Gewaltaufruf zu landen.
Berg schreibt, die Zeit des Redens sei vorbei – aber über das Reden mit
Rechten hinaus aktiv zu werden, heißt nicht, gleich gewalttätig zu werden.
Ohnehin vergessen Rechte gerne, dass ihre Bewegung weit gewalttätiger ist
als irgendetwas, das linke Aktivist*innen verzapfen.
Brennende Autos und verkokelte Bahnanlagen stehen fast 200 Todesopfern
rechter Gewalt seit 1990 gegenüber. Selbst dschihadistische Terroristen
haben in Deutschland nur einen Bruchteil davon umgebracht. Hinzu kommen
hunderte Anschläge auf Flüchtlingsheime – einige tödlich, andere Tote in
Kauf nehmend – und regelmäßige Hetzjagden auf nichtweiße Menschen, von Kö…
bis Bautzen.
Klar, da ist es natürlich eine Provokation, wenn jemand nicht mehr mit
Rechten reden will. Am besten nimmt man aus Protest [6][den Galgen wieder
zur Pegida-Demo] mit.
## Kartoffeln und das N-Wort
Bei Yaghoobifarah geht es Rechten darum, dass die Autor*in Deutsche als
Kartoffeln und Lauchs bezeichnet und von deutscher Dreckskultur spricht.
Eine rassistische Bezeichnung sei das und Volksverhetzung. Das ist die
Rechte, die nicht selten mit „Satire darf alles“ um sich wirft, der bei
offensichtlich satirischen Überspitzungen direkt der Kamm schwillt.
„Kartoffel“ ist gleichzusetzen mit Bezeichnungen wie dem N-Wort? Wirklich?
Leute entmenschlichen Deutsche als „Kartoffeln“ und wollen sie versklaven?
Sie vielleicht sogar millionenfach umbringen? Nein, niemand geht abends mal
„Kartoffeln aufklatschen“, konspiriert jahrelang, um Menschen mit besonders
deutschen Namen umzubringen, oder diskriminiert sie beim
Bewerbungsgespräch.
Diskriminierung ist für viele Menschen in Deutschland real, aber die
satirische Diskriminierung stört rechte Deutsche in ihrem Kokon.
24 Oct 2017
## LINKS
[1] https://twitter.com/dierechteblase
[2] http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/mit-rechten-reden-unendlich-oede-…
[3] /Kolumne-Habibitus/!5453932
[4] https://donotlink.it/30mV
[5] https://donotlink.it/14Qp
[6] http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-10/dresden-pegida-galgen…
## AUTOREN
Lalon Sander
## TAGS
Kartoffeln
Schwerpunkt Rassismus
Right Trash
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Rechtsextremismus
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