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# taz.de -- Kommentar Umfrage bei der Feuerwehr: Vertane Chance
> Die Befragung sollte nur klären, ob rechte Haltungen in den Feuerwehren
> eine Rolle spielen. Die Intervention des Innenministers lädt nun zu
> Spekulationen ein.
Bild: Intervenierte bei einer Umfrage zu rechten Haltungen in der Feuerwehr: Sc…
Die [1][Umfrage zur politischen Einstellung der Mitarbeiter*innen der
Feuerwehr in Schleswig-Holstein] erfährt nicht als erste ihrer Art Kritik.
Zwar kommen starke Statements gegen die NPD derzeit gut an und Blockaden
gegen rechte Aufmärsche werden geduldet, bei der ideologischen
Auseinandersetzung mit der AfD beispielsweise wird jedoch schnell auf die
Meinungsvielfalt verwiesen und wissenschaftliche Studien zu rechten
Ressentiments werden angezweifelt. So auch in diesem Fall. Neu ist aber,
das eine Umfrage zu rechten Ressentiments gleich als Gesinnungstest
gewertet und abgebrochen wird.
Rechte bis weit rechte Einstellungen bei der Feuerwehr? Hört man
Schleswig-Holsteins Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) zu, der die
Umfrage vehement ablehnte, kann man den Eindruck gewinnen: Es kann nicht
sein, was nicht sein darf. Dabei sollte die Befragung der Feuerwehrleute
zunächst nur klären, ob Ressentiments gruppenbezogener
Menschenfeindlichkeit in den Feuerwehren virulent sind und ob hier
überhaupt Handlungsbedarf besteht.
Die Intervention des Innenministers, die Landesbrandmeister Frank Homrich
dazu bewegte, die Befragung zu stoppen, lädt nun aber ein, zu spekulieren,
was denn da wohl befürchtet wird. Die Fragen seien eine „Zumutung“ ließ
Grote wissen, eine „Zumutung“ die Schüler*innen allerdings auch gerade erst
„zugemutet“ wurde.
Nun ist es aber so, dass verschiedene Studien zu politischen Einstellungen
belegen, das nicht junge Leute, sondern ältere Herrschaften ihre
Ressentiments hegen und pflegen, verbreiten und verteidigen. Ab Mitte 30
Jahre werden insbesondere die Männer komisch und die gruppenbezogene
Menschenfeindlichkeit nimmt deutlich zu. Ein empirischer Wert, der zum
genauen Hinschauen einlädt – auch bei den Wehren, spiegeln diese doch
gerade nicht den gesellschaftlichen Durchschnitt wider: Weiße Männer
dominieren.
Die pauschale Annahme, wegen der Merkmale „weiß und männlich“ ist ohnehin
absehbar, was bei den Wehren so los ist, sollte die empirische Untersuchung
letztlich ja gerade überprüfen. Eine vertane Chance. Aus der
gesellschaftlichen Mitte heraus wird eine Selbstreflektion der Mitte der
Gesellschaft unterbunden. Wer über die Mitte nicht reden will, sollte zur
Rechten dann aber bitte auch schweigen.
8 Jun 2018
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[1] /Rechte-Tendenzen-bei-der-Feuerwehr/!5508992/
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Feuerwehr
Schleswig-Holstein
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Rassismus
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Bundeswehr
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