# taz.de -- Politischer Islam in Malaysia: Die falschen Freunde der Rohingya | |
> Die muslimische Minderheit Rohingya wird aus Birma vertrieben. Islamische | |
> Nationalisten in Malaysia nutzen sie zu Wahlkampfzwecken. | |
Bild: Nach der gefährlichen Überfahrt von Myanmar. Seit 25. August sind 500.0… | |
Kuala Lumpur taz | Die Rohingya sind eine unterdrückte muslimische | |
Minderheit. Das weiß die Welt spätestens [1][seit dem 25. August], als die | |
Armee von Birma (Myanmar) mit radikalen Buddhisten die blutige Vertreibung | |
der Rohingya aus dem westbirmesischen Rakhine-Staates begann. | |
Auslöser war der [2][Überfall einer obskuren Rohingya-Guerilla.] Seitdem | |
flohen 530.000 Rohingya nach Bangladesch. Sie sind in Birma verhasst, wo es | |
schon früher Pogrome an ihnen gab. Deshalb leben 400.000 Rohingya seit | |
Jahren in Lagern in Bangladesch, 40.000 flohen nach Indien, 100.000 leben | |
ohne Anspruch auf ärztliche Versorgung oder auf Zugang zum Schulsystem in | |
Malaysia. Das hat die UN-Flüchtlingskonvention nie unterzeichnet. | |
Die Rohingya haben keine wirklichen Freunde. In den mehrheitlich | |
islamischen Ländern Bangladesch und Malaysia waren sie bisher so wenig | |
gelitten wie in Birma. Doch jetzt hat sich Malaysias Premier Najib Razak | |
zum Schutzengel der Rohinya aufgeschwungen. Er schickte ein Schiff voll | |
Hilfsgüter nach Rakhine. Die Botschaft der Minikopie der | |
Gaza-Solidaritäts-Flotilla galt den Muslimen im eigenen Land: Ich bin der | |
Beschützer des Islam. | |
## Der Islam als Waffe | |
Najib und seine seit 1957 regierende nationalistisch-islamische Partei Umno | |
stecken tief in einem Korruptionsskandal. Für ihr politisches Überleben bei | |
der spätestens im Sommer 2018 anstehenden Parlamentswahl sind sie auf die | |
Stimmen der konservativen muslimischen Malaysier angewiesen. | |
Najib setzt daher schon lange den Islam als politische Waffe ein. Bisher | |
diente die christliche Minderheit als Feindbild. Sie arbeitete laut | |
Propaganda an einem Putschplan zur Übernahme Malaysias. Die Vertreibung der | |
Rohingya bietet jetzt die Chance, sich statt als Opfer böser Christen als | |
edler Verteidiger des Islam zu gerieren. Und, auch wenn Najib das nicht | |
offen sagt, Buddhisten als Buhmänner aufzubauen. Das passt in Malaysias | |
politische Landschaft. Die rassistische Hetze gegen die größtenteils | |
buddhistisch-taoistische Minderheit der Chinesen spielt eine zentrale Rolle | |
im Überlebenskampf der Umno. | |
Und was haben die Rohingya davon? Nicht viel. Mohammed Sadek ist zwar von | |
der Ernsthaftigkeit des Engagements Najibs für die Rohingya überzeugt. Doch | |
ist der Sprecher des Rohingya Arakanese Refugee Committee (Rarc) in Kuala | |
Lumpur skeptisch: „Die islamischen Gruppen nutzen die Rohingya für ihre | |
Zwecke aus. Man muss bei der Wahl seiner Partner sehr vorsichtig sein.“ | |
16 Oct 2017 | |
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## AUTOREN | |
Michael Lenz | |
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