# taz.de -- Querelen in der AfD-Bundestagsfraktion: Rechts wehrt sich gegen gan… | |
> Schafft es die AfD nach Petrys Abgang, weitere Austritte zu verhindern? | |
> Die Fraktionsspitze im Bundestag agiert sehr unterschiedlich. Eine | |
> Analyse. | |
Bild: Wer wird alles noch gehen? Alice Weidel mit einem AfD-Politiker | |
BERLIN taz | Die neue AfD-Fraktion im Bundestag hat am Mittwoch ihre | |
Parlamentarischen Geschäftsführer und den Kandidaten für das Amt des | |
Bundestagsvizepräsidenten gewählt. Am Ende war alles dabei: vom | |
Gauland-Mann Bernd Baumann aus Hamburg als erster Parlamentarischer | |
Geschäftsführer bis zum als innerhalb der AfD als moderat geltendem | |
NRW-Mann Michael Espendiller als drittem. | |
Nimmt man das rhetorische Einlenken von Alexander Gauland dazu, der die | |
Fraktion darauf einschwor, dass der Wahlkampf vorbei und im Parlament nun | |
ein anderer Ton geboten sei, könnte man meinen: Die frischgekürte Spitze | |
ist auf einem erfolgreichen Weg, die Fraktion zu einen. Und weitere | |
Abgeordnete vom Abgang [1][in Richtung Frauke Petry abzuhalten] – von deren | |
Vorgehen ohnehin auch einstige Unterstützer entsetzt sind. | |
Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn so mancher, der sich zu den | |
„Moderaten“ in der AfD-Fraktion zählt, fühlte sich von den | |
Personalvorschlägen der Fraktionsführung vor den Kopf gestoßen. Interessant | |
mit Blick auf die Sprengkraft innerhalb der Fraktion ist deshalb, wer | |
durchfiel – und wie es dazu kam. | |
Durchgefallen bei den bisherigen Wahlen sind, mitunter sehr knapp, drei | |
dezidierte Unterstützer von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke, gegen den noch | |
immer ein Parteiausschlussverfahren läuft: Markus Frohnmaier aus | |
Baden-Württemberg, Stephan Brandner aus Thüringen und Paul Hampel aus | |
Niedersachsen. | |
Auch scheiterten die extrem Rechten in der Fraktion mit dem Versuch, ein | |
Votum gegen das laufende Parteiaussschlussverfahren gegen Jens Maier, neuer | |
Bundestagsabgeordneter aus Sachsen, herbeizuführen. Maier nennt sich selbst | |
„kleiner Höcke“ und so ist er auch. Vom Ergebnis her könnten die | |
„moderaten“ Kräfte in der Fraktion also eigentlich zufrieden sein. | |
## Affront für die „Moderaten“ | |
Doch sie sind weiter verunsichert. Und dazu hat insbesondere ein | |
Personalvorschlag von Gaulands Co-Fraktionschefin Alice Weidel beigetragen. | |
Sie schlug Markus Frohnmaier als zweiten Parlamentarischen Geschäftsführer | |
vor – nachdem bereits mit Baumann ein dezidierter Gauland-Mann gewählt | |
worden war. | |
Für die „Moderaten“ war das ein Affront. Frohnmaier, 26, ist Chef der | |
Jungen Alternative, gilt als rechtsaußen in der AfD, auch wenn er erst für | |
Petry, zuletzt für Weidel gearbeitet hat. Er ist Höcke-Fan, | |
Russlandversteher und unberechenbarer Provokateur – also alles, was die | |
„Moderaten“ auf die Palme bringt. Da Frohnmaier, Jurastudent ohne Examen, | |
auch noch wenig für den Job qualifiziert, werteten sie Weidels Vorschlag | |
als Versuch eines rechten Durchmarsches der Fraktionsführung. | |
Der aber ging schief. Weidels Kandidat [2][fiel mit 54 Gegenstimmen | |
krachend durch]. Schlechter Start für die neue Fraktionschefin. Es scheint | |
paradox: Während Gauland, der den „Moderaten“ eigentlich ein Dorn im Auge | |
ist, diese einzubinden sucht, schreckt Weidel – auf dem gemäßigten Ticket | |
gestartet – sie ab. Machtstrategisch ist Gauland eben ein Profi. | |
Anfang Oktober wird das Ringen weiter gehen. Dann will die Fraktion ihre | |
Vize-Vorsitzenden wählen. | |
28 Sep 2017 | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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