Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Oberbürgermeisterwahl in Duisburg: SPD gewinnt zumindest eine Wahl
> Der SPD-Politiker Sören Link bleibt im Amt. Seine ausgrenzenden Sprüche,
> die Geflüchtete gegen Roma ausspielten, schadeten ihm nicht.
Bild: Verteidigte sein Amt: SPD-Politiker Sören Link und seine Frau Sonja jube…
BOCHUM taz | Überraschend deutlich hat der Sozialdemokrat Sören Link die
Oberbürgermeisterwahl in Duisburg für sich entschieden. 56,88 Prozent der
WählerInnen stimmten bei der vorgezogenen Wahl am Sonntag für den
41-jährigen Amtsinhaber. Sein parteiloser Konkurrent Gerhard Meyer – von
CDU, Grünen und zwei lokalen Bündnissen unterstützt -, erreichte nur 25,73
Prozent. Mit knapp sechs Prozent erfolglos blieben auch die Kandidaten von
Linken und FDP, Erkan Kocalar und Thomas Wolters. Die AfD war bei den
Oberbürgermeisterwahlen erst gar nicht angetreten.
Sören Link hatte sich freiwillig und vorzeitig dem Votum der BürgerInnen
gestellt. Am Tag der Bundestagswahl hoffte er auf eine stärkere
Wahlbeteiligung. Außerdem spare die klamme Stadt so Geld, argumentierte der
Verwaltungsbeamte. Sein Kalkül, dass ihm dies Sympathien bringen würde,
ging wohl auf.
Link ist Nachfolger des 2012 zurückgetretenen CDU-Oberbürgermeisters Adolf
Sauerland, der vielen als mitverantwortlich für die Katastrophe der
Loveparade gilt. 2010 waren 21 Menschen bei einer Massenpanik totgetreten
worden. Regulär wäre Links Amtszeit erst im Mai 2018 geendet.
## Kein Outlet-Center auf dem Loverparade-Areal
Um die Zukunft des seit Jahren brachliegenden Loveparade-Geländes ging es
am Sonntag ebenfalls. Ein Bürgerentscheid stoppte die Pläne der Eigentümer
des riesigen, maroden Güterbahnhofs mitten in der Stadt, dort das größte
deutsche „Designer Outlet Center“ (DOC) errichten zu lassen. Die
Bürgerinitiative „Ja zu Duisburg“ warnte dagegen vor einer weiteren
Verödung der Fußgängerzone – und setzte sich durch: 51,09 Prozent der
WählerInnen stimmten gegen das Einkaufszentrum, das weitere Kaufkraft aus
der Innenstadt abgezogen hätte.
Nach dem Bürgerentscheid gegen den geplanten Bau des Designer-Outlets hat
der spanische Outlet-Center-Betreiber Neinver bereits einen Stopp des
Projekts angekündigt. „Wir respektieren das Votum der Wähler“, hieß es in
einer am Montag verbreiteten Stellungnahme. Das hieße, dass die
Outlet-Entwicklung an anderen Standorten in der Region nun „umso
intensiver“ vorangetrieben werde, so der Investor.
Oberbürgermeister Link, der das DOC mangels finanzierbarer Alternativen
unterstützte, hatte schon vor seiner Wiederwahl versichert, den
Bürgerentscheid respektieren zu wollen.
## „Zwei Syrer gegen einen Südosteuropäer“
Von seiner Bestätigung als Oberbürgermeister zeigte sich Link „absolut
überwältigt und überrascht“: Er und seine GenossInnen hatten angesichts
mieser Umfragen im Bund mit einer Stichwahl gerechnet. Zwar gewannen die
SozialdemokratInnen Bärbel Bas und Mahmut Özdemir die beiden Duisburger
Bundestags-Direktmandate. Stadtweit kam ihre Partei allerdings nur auf
knapp 33 Prozent – dabei galten am von Arbeitsplatzverlusten bei
ThyssenKrupp bedrohten Stahlstandort Duisburg Ergebnisse von unter 50
Prozent bei der SPD lange als üble Niederlage.
Link selbst gilt innerparteilich als nicht unumstritten: Der
Oberbürgermeister klagt seit Jahren über den Zuzug von ArmutsmigrantInnen,
den die großen sozialen Brennpunkte Duisburgs nicht verkraften könnten. So
meinte Link bei einer SPD-Konferenz, er nehme gern zwei Syrer auf, wenn er
dafür einen Südosteuropäer loswerde – und zielte damit vor allem auf Roma
aus Rumänien und Bulgarien.
Auch im Wahlkampf hatte Link polarisiert, nachdem ein eigentlich harmloser
Polizeieinsatz wegen Falschparkens eskaliert war: Tumulte im Brennpunkt
Duisburg-Bruckhausen , bei denen sich am Ende 250 türkischstämmige
AnwohnerInnen rund 50 PolizistInnen gegenüberstanden, kommentierte er mit
dem Sprich „Asozial bleibt asozial.“
Allerdings: Der Einzelbewerber Yasar Durmus, der die türkische Comunity
Duisburgs durch Link beleidigt sah und mit seiner Kandidatur die Wiederwahl
des Sozialdemokraten verhindern wollte, fiel bei der Oberbürgermeisterwahl
durch: Mit 2,44 Prozent fuhr Durmus das schlechteste Ergebnis aller
Kandidaten ein.
25 Sep 2017
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
SPD
Duisburg
Nordrhein-Westfalen
Loveparade Duisburg
NRW
Abschiebung
Loveparade
Duisburg
Zuwanderung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Schwarz-Gelb in Nordrhein-Westfalen: Muss man sich leisten können
Um zu wissen, ob die Bündnisoption klappt, muss man nach NRW schauen.
Kritiker bemängeln den Abbau sozialer und ökologischer Standards.
Hate Speech im Wahlkampf: Beleidigung? Nö, Meinungsfreiheit!
Ein Duisburger Lokalpolitiker bedroht Cem Özdemir auf Twitter und erhält
eine Geldstrafe. Jetzt fühlt er sich als Opfer Deutschlands und der Justiz.
Nach Nepal abgeschobene Schülerin: Bivsi ist zurückgekehrt
Vor zwei Monaten musste die 15-Jährige mit ihren Eltern ausreisen. Am
Mittwoch kam sie nach Duisburg zurück. Mitschüler und Politiker hatten sich
für sie eingesetzt.
Loveparade-Katastrophe in Duisburg: Verfahren muss eröffnet werden
Lange sah es so aus, als würde es nach der Katastrophe bei der Loveparade
mit 21 Toten kein Strafverfahren geben. Jetzt droht zehn Angeklagten die
Verurteilung.
Zoff in Duisburg um Armenien-Resolution: Integrationsrat leugnet Völkermord
In Duisburg ist die Stimmung mies: Der Integrationsrat greift in einem
Beschluss die Armenien-Resolution des Bundestags an. Der OB findet das
inakzeptabel.
Arbeitnehmerfreizügigkeit in Europa: Duisburg macht Schule
2013 ist die Zahl der rumänischen und bulgarischen Zuwanderer in Duisburg
enorm gestiegen. Die klamme Stadt bemüht sich um ihre Integration.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.