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# taz.de -- Ergebnis der Bundestagswahl 2017: Die AfD ist stark, Merkel regiert…
> Die Rechtspopulisten werden zweistellig. Union und SPD verlieren stark,
> Grüne legen leicht zu, die Linke stagniert. Die FDP zieht wieder in den
> Bundestag ein.
Bild: Sprengstoffspürhund am Wahltag in der CDU-Zentrale
Berlin taz | Herbe Verluste für die Große Koalition, starke Gewinne für die
AfD und die FDP, leichte Gewinne für die Grünen und Stagnation bei
Linkspartei und Grünen – das sind die zentralen Ergebnisse der
Bundestagswahl. Die Wahlbeteiligung lag bei 77 Prozent und stieg damit im
Vergleich zur Abstimmung von 2013 deutlich.
Nach den Hochrechnungen kommt die Union auf rund 32,8 Prozent und verliert
damit mehr als 8 Prozentpunkte. CDU und CSU werden allerdings weiterhin die
mit Abstand stärkste Fraktion im Bundestag stellen können. Somit hat Angela
Merkel trotz der heftigen Einbußen beste Aussichten, Bundeskanzlerin zu
bleiben. „Wir haben den Auftrag, eine Regierung zu bilden“, sagte Merkel.
Rechnerisch und grundsätzlich politisch möglich wäre eine Fortsetzung der
Koalition mit der SPD oder auch ein Jamaika-Bündnis mit Grünen und FDP, was
als die wahrscheinlichste Variante gilt.
Mit 20,8 Prozent fuhr die SPD ein nicht minder katastrophales Ergebnis ein.
Ihr Spitzenkandidat Martin Schulz war Ende Januar mit dem Anspruch auf die
Kanzlerschaft gestartet. Seine Partei trete an, „die stärkste politische
Kraft in unserem Land zu werden“, verkündete er damals.
## AfD und FDP sind Gewinnerinnen
Aber zu mehr als einem kurzfristigen Umfragehoch im Frühjahr reichte es
nicht. Jetzt haben die Wählerinnen und Wähler der SPD das schlechteste
Ergebnis der bundesdeutschen Geschichte beschert. Am Wahlabend kündigte
Martin Schulz an, seine Partei nun in der Opposition neu aufzustellen.
Große Wahlgewinnerin ist die AfD. 2013 noch knapp an der Fünfprozenthürde
gescheitert, kann die rechtspopulistische Partei jetzt mit 13,1 Prozent in
den Bundestag einziehen. Damit sitzt erstmals seit dem Ausscheiden der
Deutschen Partei 1961 wieder eine völkisch-nationalistische Partei im
deutschen Parlament.
Mit einem extrem aggressiv geführten Wahlkampf, garniert mit
rechtsradikalen Tabuverletzungen und angeschoben von einer
millionenschweren Kampagnenhilfe aus dubiosen Quellen ist es den
SpitzenkandidatInnen Alice Weidel und Alexander Gauland gelungen, die AfD
zur drittstärksten Kraft zu machen.
Die FDP ist die zweite Wahlgewinnerin. Mit einer ganz auf den
Parteivorsitzenden Christian Lindner zugeschnittenen Wahlkampagne ist es
den Liberalen gelungen, nach vier Jahren außerparlamentarischer Opposition
in den Bundestag zurückzukehren. Mit 10,3 Prozent kann die Partei zwar ihr
Ergebnis in etwa verdoppeln, Lindner kann jedoch nicht an das
Rekordergebnis Guido Westerwelles von 2009 anknüpfen, als die Liberalen
14,6 Prozent holten.
## Ernüchterung für Linke und Grüne
Keinen Anlass zum Jubel hat die Linkspartei. Mit 9,0 Prozent kann sie ihr
Ergebnis von 2013 nicht signifikant verbessern. Die Folge: Künftig wird die
Linkspartei nicht mehr die Opposition anführen, sondern nur noch die
kleinste Fraktion im Bundestag stellen.
Damit können die SpitzenkandidatInnen Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch
nicht an die guten Ergebnisse des Erfolgsduos Gregor Gysi und Oskar
Lafontaine anknüpfen – und das, obwohl ihnen die Aussichtslosigkeit eines
Regierungswechsels unangenehme Flügelauseinandersetzungen ersparte, wie es
die Partei mit der SPD und den Grünen halten soll.
Ernüchternd fiel auch das Wahlergebnis der Grünen aus. Dabei waren sie
Anfang des Jahres äußerst hoffnungsfroh in die Wahlauseinandersetzung
gestartet. Vor vier Jahren hatte noch eine unappetitliche Pädophiliedebatte
ihr Wahlergebnis verhagelt, viele Grüne führten das schlechte Abschneiden
auch auf vermeintlich zu ambitionierte Steuerpläne und den linksgrünen
Frontmann Jürgen Trittin zurück. Mit den Mitte Januar per Urwahl gekürten
SpitzenkandidatInnen Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt sollte diesmal
alles besser werden.
Doch das ist dem „anatolischen Schwaben“ und der „bürgerlichen
Ostdeutschen“ vom Realo-Flügel nur begrenzt gelungen – auch wenn sie sich
bis zum Schluss unerschütterlich optimistisch zeigten. Trotz seit Monaten
bescheidener Umfragewerte gab sich Göring-Eckardt noch am Donnerstag in der
letzten Diskussionsrunde von ARD und ZDF vor der Wahl zuversichtlich, dass
ihre Partei „locker zweistellig und dritte Kraft“ werden würde.
Es ist anders gekommen: Mit 9,1 Prozent konnten sich die Grünen nur leicht
verbessern. Am Wahlabend kündigte Göring-Eckardt gleichwohl an, dass ihre
Partei nun Regierungsverantwortung übernehmen wolle.
24 Sep 2017
## AUTOREN
Pascal Beucker
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