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# taz.de -- EU-Agenturen auf Standortsuche: Brexit macht sexy
> EU-Staaten bewerben sich um die Bankenaufsichten und Agenturen, die
> Großbritannien verlassen. Über die deutsche Bewerbung freut sich nicht
> jeder.
Bild: Jedes EU-Land kann wie beim European Song Contest Punkte für die Agentur…
Brüsseltaz | Bislang interessierte sich kaum einer für die Europäische
Bankenaufsicht EBA und die Arzneimittelbehörde EMA. Doch wegen des Brexits
müssen die EU-Agenturen Großbritannien verlassen. Plötzlich schlagen sich
alle um sie. Deutschland will sogar beide. Die EBA soll nach Frankfurt
umziehen, die EMA nach Bonn.
Doch das Feld der Mitbewerber ist überraschend groß. So steigen für die
Bankenaufsicht, die knapp 200 Mitarbeiter hat, auch Paris, Luxemburg und
fünf weitere Städte in den Ring. Für die Arzneimittelbehörde mit ihren 900
Mitarbeitern bewerben sich 19 Städte.
Angesichts des großen Andrangs setzt die EU bei ihrer Entscheidung statt
auf den üblichen Konsens auf ein bizarres Auswahlverfahren: Zuerst soll die
EU-Kommission alle Bewerbungen prüfen und eine Bewertung abgeben. Zu den
Kriterien zählen die Einsatzbereitschaft des neuen Sitzes zum Brexit-Datum
im März 2019, gute Flugverbindungen in alle EU-Hauptstädte sowie
mehrsprachige Schulen für die Kinder der Mitarbeiter. Im Oktober
diskutieren dann die Europaminister. Im November wird abgestimmt.
Jedes EU-Land kann wie beim European Song Contest Punkte vergeben – nach
dem Motto „France, six points“. Drei Punkte gehen an das bevorzugte
Angebot, zwei an das zweit-, einer an das drittbeste. Wer von mindestens 14
Mitgliedstaaten je drei Punkte bekommt, gilt als gewählt. Gelingt das
keiner Stadt, folgen bis zu zwei weitere Wahlgänge.
## Nicht zwei Aufsichtsbehörden in einer Stadt
Den Auftakt beim Schaulaufen machte am Dienstag Luxemburg mit einer
Pressekonferenz, bei der EU-Botschafter Georges Friden die Vorteile seiner
Hauptstadt anpries. „Luxemburg ist erste Wahl – wir sind nämlich eine
europäische Hauptstadt und ein wichtiger Finanzplatz“, prahlte er.
Frankfurt beherberge schon zwei EU-Institute – die Europäische Zentralbank
und die Versicherungs-Aufsichtsbehörde EIOPA.
„Sie können nicht zwei Aufsichtsbehörden in einer Stadt haben. Zudem sei
Luxemburg ideal gelegen – in der Mitte zwischen Frankfurt und Paris.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hielt dagegen: Frankfurt sei
jetzt schon das bedeutendste Finanzzentrum in Kontinentaleuropa. Die
Ansiedelung der Bankenaufsicht „wäre daher ein logischer Schritt und würde
Synergien schaffen, um eine effiziente Finanzmarktaufsicht für die gesamte
EU zu gewährleisten“.
Vielen EU-Regierungen ist es allerdings ein Dorn im Auge, dass Deutschland
schon jetzt viel Macht konzentriert. Sowohl den Eurorettungsfonds ESM als
auch die Investitionsbank EIB führen Deutsche. Und die Bundesregierung hat
Anspruch auf den Chefposten der EZB angemeldet. Bei der Abstimmung könnte
das zum Problem werden. Wenn es dumm läuft, heißt es am Ende wie beim ESC:
„Germany, zero points.“
2 Aug 2017
## AUTOREN
Eric Bonse
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