# taz.de -- Volksentscheid zu Tegel: Grüne tegeln in den Wahlkampf | |
> Die Grünen werben mit Plakaten offensiv für ein Nein beim Volksentscheid | |
> am 24. September. Sie setzen auf Argumente statt Emotionen. Doch das | |
> birgt auch Risiken. | |
Bild: Unter der Rollbahn liegt das Paradies, sagen die Grünen. Und was ist mit… | |
Mutig sind sie, die Berliner Grünen. „Ich verspreche, dass wir den | |
Volksentscheid zum Flughafen Tegel gewinnen“, sagt Landeschef Werner Graf. | |
Etwas vorsichtiger, aber genauso optimistisch ist seine Co-Vorsitzende Nina | |
Stahr: „Ich bin mir sicher, dass wir es schaffen.“ Große Worte angesichts | |
der derzeitigen Umfragen, die die Befürworter einer Offenhaltung des | |
Flughafens deutlich vorne sehen. | |
Einen Tag nachdem Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup den Flughafen Tegel | |
besichtigte und die Sanierungskosten auf 1,1 Milliarden Euro bezifferte, | |
haben am Mittwoch auch die Berliner Grünen ihre Tegel-Offensive begonnen. | |
Im Mittelpunkt steht eine Kampagne zur Schließung des Flughafens, mit der | |
die grüne Partei für ein Nein beim Volksentscheid am 24. September wirbt. | |
Aber auch im Bundestagswahlkampf soll das Thema Tegel ziehen. „Wir wollen | |
nicht nur schließen, sondern auch die Zukunft gestalten“, sagt Graf, als | |
er das Wahlplakat in der Sky Conference im dritten Stock des Hauptterminals | |
enthüllt. Das Motto: „Hol dir die Stadt zurück. Und bring sie voran. Tegel | |
schließen.“ | |
210.000 Euro kostet die Kampagne der Berliner Grünen für die | |
Bundestagswahl. Die Werbung dafür, unter den Flughafen Tegel einen | |
Schlussstrich zu ziehen, ist wesentlicher Teil dieser Kampagne. 3.000 | |
Plakate und 50.000 Flyer sollen verteilt werden. Der Volksentscheid und die | |
Bundestagswahl finden am selben Tag statt. | |
Die Grünen sind die einzige Partei aus dem rot-rot-grünen Senatslager, die | |
derart offensiv für eine Teilnahme am Volksentscheid werben, obwohl dieser | |
rechtlich nicht bindend ist. Für die Landesvorsitzende Nina Stahr ist das | |
auch ein Beitrag zur politischen Glaubwürdigkeit. „Die FDP setzt bei Tegel | |
sehr auf Emotionen. Wir müssen klarmachen, dass wir die besseren Argumente | |
haben.“ Für Stahr ist das insbesondere der Fluglärm, der in Tegel mit | |
300.000 sehr viel mehr Menschen betrifft, als es am BER der Fall sein wird. | |
Zum andern biete Tegel viele Chancen für ein neues Stadtquartier. 9.000 | |
Wohnungen, die Hälfte davon landeseigene, dazu tausend Firmen mit 20.000 | |
Mitarbeitern und schließlich der zweitgrößte Park Berlins – für Werner Gr… | |
ist das das „Paradies unter dem Rollfeld“. | |
Die FDP dagegen spiele mit den Ängsten der Berliner, wenn sie suggeriert, | |
dass Tegel geschlossen werden soll, bevor der BER öffne, meint Graf. „Das | |
schürt Politikverdrossenheit.“ Die FDP, so Graf, „spielt Pippi Langstrumpf, | |
indem sie sagt: Ich mache mir die Welt so, wie sie mir gefällt.“ | |
Gleichwohl wissen die Grünen, dass sie mit ihrer Kampagne ein hohes Risiko | |
eingehen. „Auch wenn der Volksentscheid nicht bindend ist, können wir | |
danach das Ergebnis nicht einfach ignorieren“, sagt Nina Stahr. „Wir müssen | |
es dann auch ernst nehmen.“ Aber noch ist ja Zeit, die Berlinerinnen und | |
Berliner vom Nein zu überzeugen. So soll es etwa eine Lärmkonferenz der | |
Grünen-Fraktion geben und ein Gespräch des BUND mit FDP und CDU. „Die | |
Mehrheit des Ja-Lagers“, ist Werner Graf überzeugt, „schwindet.“ | |
26 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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