# taz.de -- Planungen zur Zukunft des BER: Erweitern geht über Eröffnen | |
> Flughafenchef Lütke Daldrup plant modularen Ausbau des BER für 55 | |
> Millionen Passagiere im Jahr 2040. Und Bundesverkehrsminister Dobrindt | |
> wird Tegel-Fan. | |
Bild: Das seit Jahren unfertige Terminal T1 des BER (Bildmitte) soll modular er… | |
Noch ist der Flughafen BER nicht eröffnet, aber die Planungen zu seiner | |
künftigen Erweiterung laufen auf Hochtouren. Bei der Aufsichtsratssitzung | |
der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) am Freitag stellte die | |
Geschäftsführung unter Vorsitz von Engelbert Lütke Daldrup den aktuellen | |
Stand des „Infrastruktur-Masterplans BER 2040“ vor. Demnach hat die FBB | |
mehrere Ausbau-Szenarien entworfen und bewertet. Favorisiert wird eines, | |
bei dem mehrere modulare Neubauten quasi im Hinterland des bestehenden | |
BER-Terminals errichtet werden. Damit soll der Großflughafen bis zum Jahr | |
2040 in der Lage sein, rund 55 Millionen Passagiere pro Jahr abzufertigen. | |
Derzeit starten und landen rund 33 Millionen Passagiere in Tegel und | |
Schönefeld-Alt. Die erwartete exorbitante Steigerung der Fluggastzahlen | |
leitetdie FBB aus der aktuellen Verkehrsprognose der Consultingfirma SDG | |
ab. Dabei soll der größte Teil des Zuwachses auf die Passagiere der | |
sogenannten Low Cost Carriers – der „Billigflieger“ – zurückgehen. Der… | |
Anteil am Verkehrsaufkommen der Berliner Flughäfen ist heute schon mit 39 | |
Prozent fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt deutscher | |
Flughafenstandorte. Bis zum Jahr 2040 würde dieser Anteil auf 57 Prozent | |
wachsen. Allerdings setzt das voraus, dass die günstigen Rahmenbedingungen | |
für Billigflüge – zum Beispiel preiswertes Kerosin – erhalten bleiben. | |
Wie Flughafenchef Lütke Daldrup dem Aufsichtsrat erläuterte, hat die FBB | |
das von ihr bevorzugte Ausbaumodell aus einer Endrunde von drei Szenarien | |
ausgewählt. Eine Alternativoption, die den Ausbau des alten Schönefelder | |
Terminalstandorts beinhaltete, konnte unter anderem deshalb nicht | |
mithalten, weil dort Interessenkonflikte mit dem künftigen | |
Regierungsflughafen zu erwarten sind. Eine Erweiterung im Westen des | |
Rollfelds fiel vor allem deswegen unter den Tisch, weil sie ein völlig | |
neues Planfeststellungsverfahren erforderlich machen würde. | |
Bei der von der FBB gewünschten Variante, der die Gesellschafter und der | |
Aufsichtsrat noch zustimmen müssen, gäbe es dagegen keine nennenswerten | |
planrechtlichen Hürden. Die Erweiterungsbauten sollen im Vergleich zu dem | |
bestehenden Pannenterminal T1 deutlich billiger und architektonisch simpler | |
werden – irgendwo in der Mitte zwischen dem T1 und den „Blechkisten“, die | |
derzeit den Betrieb in Tegel und Schönefeld garantieren, wie Lütke Daldrup | |
andeutete. Für künftige Erweiterungen hat der Aufsichtsrat bereits 700 | |
Millionen Euro genehmigt. | |
Derweil treiben die Tegel-Fans, neben FDP und AfD nun auch die CDU, den | |
rot-rot-grünen Senat weiter durchs Dorf – mit Unterstützung der | |
Springer-Presse. Das Boulevardblatt B.Z. berichtet von einem | |
„Geheimgutachten“ der Flughafengesellschaft, nach dem Tegel trotz | |
Investitionsbedarf und Schallschutz weiterhin profitabel zu bewirtschaften | |
sei. Allerdings berücksichtigt es laut B.Z. nicht den Parallelbetrieb von | |
Tegel und BER, weshalb es bislang nicht veröffentlicht wurde. | |
CDU-Fraktionschef Florian Graf freut sich unterdessen über eine Aussage von | |
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), der am Freitag gegenüber | |
der Presse erklärte, man soll doch über die Offenhaltung von TXL | |
„nachdenken“. Der Senat, fordert Graf deswegen, solle „endlich seine | |
Tegel-Desinformations-Kampagne beenden“. | |
## Brandenburg ist gegen Tegel | |
Immer noch fest an der Seite der Berliner Regierung steht der dritte | |
FBB-Gesellschafter, das Land Brandenburg. Ministerpräsident Dietmar Woidke | |
(SPD) sagte gegenüber der Berliner Morgenpost, es gebe „kein Argument, das | |
die negativen Folgen der Offenhaltung des Flughafens Tegel nur einigermaßen | |
ausgleichen würde“. | |
7 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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