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# taz.de -- Kommentar zu Dobrindt und Tegel: Eines Ministers unwürdig
> Der Bundesverkehrsminister hat eine weitere Schnapsidee: Er ist jetzt für
> die Offenhaltung Tegel – anders als die Bundesregierung.
Bild: Immer für eine fixe Idee zu haben: Bundesverkehrsminister Dobrindt (CSU)
Hickhack bei der Pkw-Maut. Kein erkennbares Interesse an einer
Verkehrswende. Eine unbefriedigende Rolle bei der Aufklärung des
VW-Abgasskandals. Eigentlich ist es nach diesen und anderen Fehltritten von
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt nur logisch, dass jetzt der
nächste Klopper kommt und er plötzlich den Flughafen Tegel dauerhaft offen
halten will.
Und doch erschüttert einen der Schwenk des CSUlers: Immerhin ist es ein
Bundesminister, zuständig für die Verkehrsinfrastruktur eines
82-Millionen-Einwohner-Landes, der da auf nicht nachvollziehbare Weise
redet, und nicht irgendein Dorfschulze – was auch schon schlimm wäre.
Der BER bekomme ein Kapazitätsproblem, hat Dobrindt jetzt festgestellt.
Aha, wie neu. Fakt ist, dass die Passagierzahlen an den Berliner Flughäfen
seit Jahren über die Erwartungen hinaus steigen. Das weiß jeder, der
Zeitung liest; umso mehr aber einer, der wie Dobrindt extra einen
Staatssekretär im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft sitzen hat.
Gut, kann man mit allergrößtem Wohlwollen jetzt sagen, da will einer nicht
länger die Augen verschließen und zieht die Reißleine, wie es in solchen
Momenten oft blumig heißt. Aber auch bei allergrößtem Wohlwollen lässt sich
nur ein einziger Grund finden, warum Dobrindts Schwenk ausgerechnet jetzt
nach der Mitgliederbefragung der Berliner CDU kommt. 83 Prozent stimmten
dabei dafür, Tegel offen zu halten.
## So gewinnt man kein Vertrauen
Dieser eine Grund aber ist schlicht Kalkül mit Blick auf die Bundestagswahl
am 24. September, am selben Tag wie der Tegel-Volksentscheid: Die Stimmung
in Berlin ist pro Offenhaltung – wider bessere Argumente wie mehr Ruhe und
Sicherheit für Pankow, Wohnungsbau und 20.000 neu Jobs. Und die CDU will
nicht allein die FDP davon profitieren lassen. Die hätte sich das ja
durchaus verdient, weil sie schlicht konsequent ist und mit dem Thema
Offenhaltung schon ihren Abgeordnetenhauswahlkampf bestritt. Dass aber ein
Bundesminister bei so etwas mitmacht, trägt weiter dazu bei, das Vertrauen
in die Politik und ihre Akteure zu unterminieren.
12 Jul 2017
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Alexander Dobrindt
Volksentscheid Tegel
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Grüne Berlin
Fluglärm
Engelbert Lütke Daldrup
Volksentscheid Tegel
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