| # taz.de -- Entwurf für Berliner Radgesetz fertig: Bahn frei für Radler | |
| > Der Entwurf für das Radgesetz ist fertig. Bis Ende 2017 wird es | |
| > verabschiedet, jubelt die Rad-Initiative. Nicht alle sind so | |
| > optimistisch. | |
| Bild: Eingeklemmte Radler soll es künftig nicht mehr geben in Berlin | |
| Berlin (taz |) Zuletzt geizten die Initiative Volksentscheid Fahrrad und | |
| der ADFC nicht mit Kritik an Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, | |
| für die Grünen). Günther zeige zu wenig Engagement beim Radgesetz, über | |
| dessen Wortlaut bereits seit Februar verhandelt wird, so ein Vorwurf. Am | |
| Dienstag schien all das vergessen: Der Entwurf für das Gesetz, das einen | |
| massiven Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur vorsieht und das erste seiner | |
| Art in Deutschland wäre, ist fertig, jubelten beide Lobbygruppen. | |
| Tags zuvor hatten sie zusammen mit der Senatsverwaltung für Umwelt und | |
| Verkehr in einer fünfstündigen Sitzung die letzten Details und | |
| Veränderungen am Entwurf besprochen. Das Ergebnis wurde überaus positiv | |
| aufgenommen: „Das ist ein großer Erfolg für alle Beteiligten“, sagte | |
| Heinrich Strößenreuther von der Initiative der taz – und schloss in sein | |
| Lob explizit die Verkehrssenatorin ein. „Wir sind sehr zufrieden“, betonte | |
| Nikolas Linck, Sprecher des ADFC. Und der grüne Verkehrsexperte Stefan | |
| Gelbhaar erklärte: „Der Entwurf kann sich sehen lassen.“ | |
| Zu sehen kriegt ihn bisher jedoch kaum jemand. Im Mai hatte die Initiative | |
| Volksentscheid Fahrrad eine frühere Version entgegen den Absprachen | |
| öffentlich gemacht, um den Druck auf die Senatorin zu erhöhen. Als | |
| Konsequenz bekamen die Teilnehmer des sogenannten Raddialogs am Montag den | |
| von Juristen im Auftrag der Senatsverwaltung noch einmal überarbeiteten | |
| Entwurf lediglich per Beamer präsentiert. „Noch im August wird der Entwurf | |
| dann der Öffentlichkeit vorgestellt“, kündigte Matthias Tang, Sprecher der | |
| Verkehrssenatorin, auf Anfrage an. | |
| Danach werden laut Tang Verbände in das Gesetzgebungsverfahren einbezogen | |
| und schließlich die weiteren von dem Gesetz betroffenen Senatsverwaltungen | |
| sowie der Rat der Bürgermeister. Erst dann beschäftigt sich das | |
| Abgeordnetenhaus mit dem Entwurf. Heinrich Strößenreuther ist dennoch | |
| sicher, dass das Gesetz noch 2017 in Kraft tritt, worauf die Initiative | |
| zuletzt gedrängt hatte: „Wir gehen davon aus, dass es am 14. Dezember vom | |
| Parlament beschlossen wird – spätestens.“ An diesem Tag findet die letzte | |
| Sitzung in diesem Jahr statt. | |
| Nicht alle Beteiligten sind so optimistisch. Eine Verabschiedung 2017 sei | |
| „im Bereich des Möglichen“, formuliert es Günthers Sprecher Tang | |
| vorsichtig. Andere halten dieses Ziel für sehr ambitioniert und verweisen | |
| darauf, dass weder Radlobbyisten noch Senatsverwaltung eine Kontrolle über | |
| den Zeitplan haben, sobald der Entwurf im Parlament angekommen ist. | |
| Der Optimismus der Radvertreter erstaunt auch aus einem anderen Grund: Der | |
| das Gesetz begleitende Radverkehrsrahmenplan existiert bisher nicht. Dabei | |
| sei der Plan „genauso wichtig wie das Gesetz“, betont ADFC-Sprecher Linck. | |
| In dem Plan werden die wichtigen Details für den Ausbau der Infrastruktur | |
| geregelt: Bis wann kommen zum Beispiel die Radschnellwege und in welchem | |
| Umfang? Wie sehen sichere Radstreifen genau aus? Wie werden sie vom | |
| Autoverkehr getrennt? Wie viele Abstellplätze werde wo geschaffen? Am | |
| Donnerstag wird darüber weiter diskutiert. | |
| Das neue Vertrauen in die rot-rot-grüne Koalition von Seiten der | |
| Radlobbyisten rührt offenbar daher, dass die Sitzung am Montag sehr | |
| konstruktiv ablief und der im Mai veröffentlichte Entwurf durch die | |
| Juristen in den letzten Wochen deutlich weniger angepasst wurde als | |
| befürchtet. „Die Änderungen sind nicht so gravierend“, sagt der Grüne | |
| Gelbhaar. Als „gelungen“ bezeichnet sein Parlamentskollege Harald Wolf | |
| (Linke) die Überarbeitung: „Alles, was an Eckpunkten verabredet war, wurde | |
| untergebracht.“ | |
| Strößenreuther spricht denn auch von einem Bewusstseinswandel in Sachen | |
| Radsicherheit, der inzwischen bei allen Beteiligten angekommen sei. Und er | |
| sieht bei den Bezirken den dringenden Wunsch, endlich die gesetzliche | |
| Grundlage zu bekommen, damit sie mit ihrer Arbeit loslegen, sprich Radwege | |
| anlegen können. | |
| 25 Jul 2017 | |
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| Bert Schulz | |
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