Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Winterspiele und Koreakonflikt: Tauwetter in der Eishalle
> Ein nordkoreanisches Eiskunstlaufpaar kämpft in Oberstdorf um die
> Olympiateilnahme. Die Winterspiele finden ausgerechnet in Südkorea statt.
Bild: Tae Ok Ryom (r.) und Ju Sik Kim wollen bei den Winterspielen in Südkorea…
Auf ihnen ruhen große Hoffnungen: Die 18-jährige Tae Ok Ryom und ihr
24-jähriger Partner Ju Sik Kim sollen dafür sorgen, dass die Olympischen
Spiele im kommenden Jahr im südkoreanischen Pyeongchang ganz besondere
werden. Die Eiskunstlauf-Paarläufer aus Nordkorea haben die größten Chancen
auf eine Olympiateilnahme im Feindesland Südkorea. Bisher konnte sich kein
Sportler aus der Kim-Dynastie für die Winterspiele 2018 qualifizieren.
Neben den Paarläufern hat das Frauenteam im Eishockey noch eine
Außenseiterchance.
Südkoreas Staatspräsidenten Moon Jae-In liegt viel an der Teilnahme
nordkoreanischer Sportler in dem nur 80 Kilometer von der innerkoreanischen
Grenze entfernten Pyeongchang. Bei einem Treffen mit IOC-Präsident Thomas
Bach letzten Monat sagte er: „Wenn Nordkorea teilnimmt, wäre das nicht nur
ein Beitrag zum Frieden in der Region, sondern zum ganzen Weltfrieden.“ Er
hoffe, dass Pyeongchang 2018 „die Wunden der Koreaner heilen kann“. 1988
hatte Nordkorea die Sommerspiele in Seoul boykottiert. Zu den Asienspielen
2002 und 2014 nach Südkorea wurden allerdings Sportler entsandt.
Die letzten Olympiatickets im Eiskunstlauf werden Ende September bei der
Nebelhorn-Trophy in Oberstdorf vergeben. Hier können noch vier Paare, fünf
Tanzteams sowie je sechs Männer und Frauen das Olympiaticket buchen. „Für
das Paar Tae Ok Ryom/Ju Sik Kim liegen eine Anmeldung und eine Anfrage für
ein Visum vor“, bestätigt Udo Dönsdorf von der Deutschen Eislauf-Union, die
den Wettkampf austrägt.
Das nordkoreanische Meisterpaar erreichte bei der WM im März in Helsinki
den 15. Rang und verpasste damit das Olympia-Ticket nur um zwei Plätze. Für
ihre Programme nach Tschaikowsky- und Beatles-Klängen in schicken Kostümen
bekamen sie viel Beifall vom finnischen Publikum. Die Stärken des Paars
sind außergewöhnlich hohe Hebungen. Auch ihre Würfe sind Weltspitze.
Reserven gibt es in den Sprüngen und in der Synchronität der Bewegungen.
Auch die Wettkampfstabilität ist ausbaufähig.
## Nordkorea setzt auf das Paar
Das Paar nimmt selten an internationalen Wettkämpfen teil, im Vergleich zu
anderen Eisläufern aus der Kim-Diktatur erhält es aber doch relativ häufig
die Chance auf einen teuren Wettkampf im Ausland. Das zeigt, dass Nordkorea
auf sie setzt. Immerhin haben sie 2016 die Asien Open in der
philippinischen Hauptstadt Manila gewonnen und wurden in diesem Jahr
jeweils Dritte der Asiatischen Winterspiele im japanischen Sapporo und bei
einem kleinen, aber im Paarlauf hochkarätig besetzten Wettkampf im
österreichischen Innsbruck.
Wenn sie ihre Programme im bayerischen Oberstdorf halbwegs sicher
präsentieren können, sollte eines der vier Olympiatickets drin sein. Die
deutsche Eislauf-Union hat bereits zwei Startplätze für den olympischen
Paarlauf-Wettbewerb sicher gebucht.
Die Meldung des nordkoreanischen Paars zur Nebelhorn-Trophy, verbunden mit
dem Wunsch, um einen Olympiastartplatz zu kämpfen, ist bisher die einzige
nordkoreanische Äußerung, aus der man schließen kann, dass das
abgeschottete Land gern an den Olympischen Spielen im Feindesland
teilnehmen will.
Dass man sich nicht laut dazu äußert, könnte nicht nur politische Gründe
haben, sondern vor allen daran liegen, dass man den Startplatz erst
erringen muss. Vorab eine Teilnahme erklären und dann an der Qualifikation
scheitern – das wäre Kims Staat, der sich gern überall als Weltspitze
sieht, peinlich.
Südkorea hingegen tut alles, um eine Teilnahme zu ermöglichen, selbst wenn
eine Qualifikation scheitern sollte. Ex-Handelsminister Hee-beom sagte der
Welt, er stehe mit dem IOC in Kontakt, um Möglichkeiten für Wildcards für
nordkoreanische Sportler auszuloten. „Sollten Athleten aus Nordkorea
teilnehmen, so hat Südkoreas Präsident in Aussicht gestellt, dass die
Sportler auf dem direkten Weg über die Straßen und Fans mit dem Schiff
einreisen dürfen. Normalerweise ist beides so nicht möglich.“
25 Jul 2017
## AUTOREN
Marina Mai
## TAGS
Pyeongchang
Olympische Winterspiele 2022
Nordkorea
Südkorea
Kim Jong Un
Eiskunstlauf
Eiskunstlauf
Olympische Winterspiele 2022
Eiskunstlauf
Lesestück Meinung und Analyse
Japan
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Nordkorea
Reisen
Nordkorea
Olympische Winterspiele 2022
Südkorea
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Russisch Brot: Die Mädchen-Schmiede
Blutjunge Eiskunstläuferinnen dominieren die Wettbewerbe. Sie werden
regelrecht verschlissen und treten ab, bevor sie erwachsen sind.
Deutsche Meisterschaften im Eiskunstlauf: Dreifacher Axel auf schwarzem Eis
Bei den Meisterschaften der Eiskunstläufer nimmt das Paar Savchenko/Massot
mal schnell einen Titel mit. Auch Nicole Schott löst ihr Olympiaticket.
Eiskunstlaufpaar trainiert für Olympia: Die Chemie muss stimmen
Annika Hocke und Ruben Blommaert haben ihr Ticket für Olympia schon so gut
wie in der Tasche. Zwei Berliner Eiskunstläufer kämpfen noch um einen
Startplatz.
Olympische Eisläufer und Einbürgerung: Zum Deutschen gekürt
Deutschland hat ein Eislaufpaar für Olympia. Aljona Savchenkos Partner
Bruno Massot wird eingebürgert – auch ohne Sprachtest.
Die aktuellen Situation des IOC: Eigene Wahrheiten
Das IOC muss sich auf seiner Vollversammlung mit einer Menge Probleme
herumschlagen. Dafür verhält es sich sehr passiv.
Kommentar Nordkoreakrise: In der Rolle einer Geisel
Die Politik von Moon Jae, dem linken Präsidenten Südkoreas ist besonnen.
Wie erfrischend. Doch ändert das nichts an der Rolle seines Landes.
Einigung zwischen den Bewerberstädten: Olympische Freude in Paris und L.A.
Paris und Los Angeles haben sich geeinigt: L.A. bewirbt sich für die Spiele
im Jahr 2028, Paris trägt sie vier Jahre zuvor aus. So geht olympischer
Frieden.
Umgehung von Nordkorea-Sanktionen: Kims Arbeiter am Persischen Golf
Tausende Nordkoreaner verdienen auf Baustellen in Golfstaaten Geld für
Pjöngjang. Sie müssen die Hälfte ihres Lohns direkt weiterreichen.
Reisen in Südkorea: Im Schatten hoher Ginkgobäume
Zwischen Kimchi und K-Pop: Eindrücke aus Südkorea, unterwegs in Seoul und
der Provinz Gangwon-do rund um die Stadt Pyeongchang.
Sportmeisterschaften in Korea: Entspannt euch!
Inmitten großer politischer Spannungen treffen in diesen Tagen nord- und
südkoreanische Sportteams aufeinander. Was bedeutet das?
Südkorea vor Olympia 2018: Normalität nur vorgetäuscht
Olympia-Euphorie gibt es keine – der größte Korruptionsskandal des Landes
trübt die Vorfreude. Bange Blicke richten sich nach Nordkorea.
Südkorea im Jahr 1988: Tausende „Vagabunden“ verhaftet
Vor den Olympischen Spielen 1988 fanden in Südkorea systematische
Menschenrechtsverletzungen statt. Opfer warten bis heute auf Entschädigung.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.