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# taz.de -- Olympische Eisläufer und Einbürgerung: Zum Deutschen gekürt
> Deutschland hat ein Eislaufpaar für Olympia. Aljona Savchenkos Partner
> Bruno Massot wird eingebürgert – auch ohne Sprachtest.
Bild: Zupackend: Bruno Massot mit Eispartnerin Aljona Savchenko
Keine Frage: Die Programme der deutschen Vorzeige-Eiskunstläufer Aljona
Savchenko und Bruno Massot sind ganz großes Kino. Im Kurzprogramm
interpretieren die Vize-Weltmeister im Paarlauf einen feurigen Flamenco,
gespickt mit artistischen Höchstschwierigkeiten.
Die Kür haben sie angekündigt als „grandiose Kür, Eistanz, in den
Paarlauf-Elemente eingefügt sind“. Hebungen, Sprünge, Pirouetten und Würfe
also. In Sachen künstlerische Interpretation ihrer Programme macht ihnen da
weltweit niemand etwas vor. Choreografiert hat das niemand Geringeres als
die Eistanz-Legende Christopher Dean, der Olympiasieger von 1984.
Wenn sie an diesem Wochenende im amerikanischen Lake Placid ihren zweiten
Grand-Prix-Wettbewerb in dieser Saison bestreiten, gehören Savchenko/Massot
zu den Favoriten. Sie dürfen nur nicht stürzen, wie bei ihren beiden ersten
Saisonwettbewerben. Das hatte den ehrgeizigen Sportlern dann jeweils nur
Silber eingebracht. Doch Savchenko hatte Optimismus gezeigt. „Eine typische
September-Kür“, hatte sie nach ihrem Saisonauftakt in Oberstdorf im
September erläutert.
„An den Elementen werden wir noch arbeiten.“ Vor allem am dreifachen
Wurf-Axel, einer Höchstschwierigkeit, die außer ihnen momentan niemand im
Eiskunstlauf beherrscht und der auch ihnen selten hundertprozentig gelingt.
Aber Aljona Savchenko bezeichnet ihn als alternativlos für den Olympiasieg,
den sie nach zweimal Olympiabronze mit ihrem ehemaligen Partner 2010 und
2014 nun mit Massot anstrebt.
## Eine Frage der Staatsbürgerschaft
Der vierfache Wurfflip, den sie letzte Saison als Alternative im Programm
hatte, „kann ich nicht mehr machen wegen meines Sprunggelenks“, so die
33-Jährige. Und die Konkurrenz aus China, Russland und Kanada ist nicht zu
unterschätzen. Vor allem die chinesischen Weltmeister Wenjing Sui/Cong Han
bestechen durch absolute Wettkampfsicherheit.
Doch neben der sportlichen Qualifikation bedurfte es auch einer
bürokratischen. Bruno Massot ist vor gut drei Jahren zum gemeinsamen
Training mit Savchenko nach Oberstdorf gezogen. Als Franzose hätte er mit
Savchenko kein Olympiapaar bilden können. Massot wollte Deutscher werden.
Dafür wiederum muss man eigentlich einen Sprachtest bestehen. So schreibt
es der Gesetzgeber eindeutig vor, der beim Staatsangehörigkeitsrecht sicher
nicht an Leistungssportler gedacht hat. Viermal seit April ist Massot durch
den Deutschtest B1 gefallen. Den fünften Versuch hat er Anfang November
gemacht und wartet auf das Ergebnis. Wie das ausfällt, spielt nun keine
Rolle mehr. Am Donnerstag teilte die Deutsche Eislauf-Union mit, dass die
Behörden einer Einbürgerung zustimmen würden.
Damit bewahrheitete sich, was Aljona Savchenko im September am Rande der
Nebelhorntrophy in Oberstdorf angedeutet hatte. Damals sagte sie, dass sie
an seine Einbürgerung fest glaube. „Sie wird kommen, wenn auch vielleicht
in letzter Sekunde.“ Und wichtig sei dafür, „was wir auf dem Eis zeigen,
nur darauf kommt es an“, so Savchenko.
## Keine Fragen nach dem Deutschtest
Die Deutsche Eislauf-Union muss hinter den Kulissen mit den Behörden eine
Ausnahme ausgehandelt haben. Die Medaillenchance hätte Massot demnach den
deutschen Pass beschert. Dass dem Paar zuzutrauen ist, in Pyeongchang unter
die ersten drei zu laufen, wollen sie an diesem Wochenende in Lake Placid
zeigen.
Die Geschichten über das Scheitern Massots am Sprachtest gehören dann der
Vergangenheit an. Nach Einschätzung von Trainer Alexander König wäre der
fünfte Test, dessen Ergebnis noch aussteht, auch der letzte Versuch vor
Olympia gewesen. Für einen weiteren Test hätte schlicht die Zeit gefehlt.
Dass sich Massot so mit der deutschen Sprache geplagt hat, liegt auch
daran, dass er den Aufwand für den Sprachtest B1, für den viele Zuwanderer
ein Jahr lang täglich zur Schule gehen, ohne nebenher Sport zu treiben,
gründlich unterschätzt hat. Vor einem Jahr zu den deutschen Meisterschaften
sprach er fast kein Deutsch, so dass er Presseanfragen auf Englisch
beantwortete. Bei der Nebelhorntrophy im September zog er auf Fragen nach
dem Deutschtest beleidigt ab. Solchen Fragen muss er sich nun nicht mehr
stellen.
23 Nov 2017
## AUTOREN
Marina Mai
## TAGS
Eiskunstlauf
Olympische Winterspiele 2022
Pyeongchang
Staatsbürgerschaft
Einbürgerung
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