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# taz.de -- Kommentar Szydlos Auschwitz-Rede: „Nie wieder“ instrumentalisie…
> Polens Premierministerin hält eine Skandalrede in Auschwitz. Sie stellt
> Kriegsflüchtlinge in eine Reihe mit neuen Nazis.
Bild: Die Inzenierung eines verleumderischen Gedenkens
Terroristen, Sozialschmarotzer und todbringende Bazillenträger – das waren
bislang Kriegsflüchtlinge für polnische Regierungspolitiker. Diese seit
Mitte 2015 anhaltende Angst- und Hetzkampagne der nationalpopulistischen
Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) ist schon schlimm genug.
Nun aber sagte Polens Premier Beata Szydlo [1][etwas so Unfassbares], dass
viele glaubten, sich verhört zu haben: „Wir dürfen nicht zulassen, dass
Menschen, verblendet von verbrecherischen Ideen, anderen das Recht auf ihr
Leben nehmen.“ Die Aufgabe der Politiker sei es, dafür zu sorgen, dass es
nie wieder zu so schrecklichen Ereignissen wie in Auschwitz und anderen
Todesorten komme. „Auschwitz ist in unseren unruhigen Zeiten eine große
Lektion dessen, dass man alles tun muss, um Sicherheit und Leben der
eigenen Staatsbürger zu schützen“
Anlass für die Rede war der „Nationale Gedenktag an die Opfer der deutschen
Nazi-Konzentrations- und Vernichtungslager“. Er erinnert an den ersten
Transport am 14. Juni 1940, bei dem vor allem christliche Polen nach
Auschwitz gebracht wurden. Beata Szydlos Satz bekommt seine skandalöse
Aussage im Kontext der permanenten PiS-Hetze gegen [2][Kriegsflüchtlinge
und EU-Politiker], die Polen an die vereinbarte Aufnahme von rund 7.000
Flüchtlinge erinnern. Obwohl Polen sich vertraglich dazu verpflichtet hat,
behauptet die aktuelle Regierung, dass sich die Sicherheitslage geändert
habe, dass unter den Flüchtlingen Terroristen seien und der Westen durch
seine „Humanität und Solidarität“ der Selbstvernichtung entgegengehe.
Das Vertragsverletzungsverfahren, das die Europäische Kommission vor kurzem
einleitete, bezeichnen Polens Politiker als „Erpressung“ oder „Diktat aus
Brüssel“. Warum die EU gegen diese permanente Hetze und Herabsetzung nicht
vorgeht, bleibt ein Rätsel.
Tatsächlich hatte Polens II. Republik ihre Staatsbürger 1939 bis 1945 nur
unzureichend vor den Nazis schützen können: Rund 95 Prozent der polnischen
Juden wurden ermordet und rund 10 Prozent der polnischen Christen kamen ums
Leben. Das „Nie wieder“ instrumentalisiert Szydlo nun aber ausgerechnet in
Auschwitz für die eigene Flüchtlingspolitik, als seien die Flüchtlinge die
neuen Nazis, die Polen besetzen und ermorden wollten.
16 Jun 2017
## LINKS
[1] /Beata-Szydos-Rede-in-Auschwitz/!5420966/
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## AUTOREN
Gabriele Lesser
## TAGS
Polen
Flüchtlinge
Schwerpunkt Nationalsozialismus
Auschwitz
Mateusz Morawiecki
Polen
Patriot-Raketen
Auschwitz
EU-Flüchtlingspolitik
Flüchtlinge
Polen
Shoa
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