# taz.de -- Rechtswidrige Inhalte bei Facebook: Selbstkontrolle scheint besser | |
> Nächste Woche soll das umstrittene „Facebook-Gesetz“ beschlossen werden. | |
> Womöglich aber in einer stark entschärften Version. | |
Bild: Trotzdem chillig drauf: Heiko Maas | |
Heiko Maas’ „Facebook-Gesetz“ wird kommen, aber ist es dann noch Heiko | |
Maas’ „Facebook-Gesetz“? Trotz anhaltender Kritik wird der Bundestag das | |
umstrittene Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) wohl in der nächsten Woche | |
beschließen. Allerdings nicht in der vom Bundesjustizminister vorgelegten | |
Version. Darauf haben sich SPD- und CDU/CSU-Fraktion am Dienstag | |
verständigt, sagte die Stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Eva Högl | |
der taz. | |
„Wir haben heute zwischen den Koalitionsfraktionen vereinbart, dass das | |
NetzDG noch kommen und nächste Woche im Bundestag beschlossen werden soll.“ | |
Högl leitet die Verhandlungen aufseiten der SPD. Auch von der | |
CDU/CSU-Fraktion hieß es, man sei weiterhin gewillt, das Gesetz zu | |
beschließen. Mit Sicherheit könne man das aber erst nach weiteren | |
Verhandlungen sagen, so ein Sprecher. | |
Das NetzDG sollte nächste Woche im Bundestag beschlossen werden. Es handelt | |
sich um die letzte Sitzungswoche vor der Sommerpause und damit um die | |
letzte Chance, das Gesetz noch in dieser Legislaturperiode durchzubringen. | |
In einer Expertenanhörung im Rechtsausschuss des Bundestags am Montag hatte | |
sich jedoch mit acht von zehn geladenen Experten eine übergroße Mehrheit | |
gegen das Gesetz ausgesprochen. | |
Die Juristen und Aktivisten hatten erneut auf mögliche Auswirkungen auf die | |
Meinungsfreiheit hingewiesen und infrage gestellt, ob das Gesetz | |
verfassungskonform sei. [1][Einige Medien berichteten daraufhin], Heiko | |
Maas’ Gesetz könnte auf einen Minimalkompromiss zusammengekürzt werden. | |
Das NetzDG soll in seiner bisherigen Form Netzwerkbetreiber wie Facebook | |
verpflichten, rechtswidrige Inhalte binnen sieben Tagen zu löschen, sonst | |
drohen Bußgelder in Millionenhöhe. Das Gesetz hatte Maas vorgelegt, nachdem | |
Gespräche zwischen dem Minister und Facebook von Ende 2015 ohne Ergebnisse | |
geblieben waren. | |
## Fristen könten ganz verschwinden | |
Kritik an dem Gesetz kam umgehend, nicht nur von den Lobbygruppen der | |
Netzwerke, auch aus der Politik, von NetzaktivistInnen und | |
Medienvertretern. Facebook werde zu einem intransparenten Richter über die | |
Meinungsfreiheit gemacht, hieß es einerseits – ein Argument, das der | |
Konzern sich gleich zu eigen machte. | |
Andere befürchten, dass Facebook in unklaren Fällen aus Angst vor Strafen | |
zu viel löschen könnte – „Overblocking“ heißt das. | |
Bereits am Wochenende hatte Maas deshalb bezüglich der Sieben-Tage-Frist | |
Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass | |
Fristen ganze aus dem Gesetz verschwinden und vielmehr auf | |
Selbstregulierung gesetzt wird. | |
## Nicht so hart wie anfangs angekündigt | |
Die Fraktionen verhandeln über die Möglichkeit, eine freiwillige | |
Selbstkontrolle von Netzwerkbetreibern anstelle einer harten gesetzlichen | |
Regulierung zu setzen. Heißt: Solange sich Facebook freiwillig einer | |
unabhängigen Regulierungsinstanz (vergleichbar mit dem Jugendmedienschutz) | |
unterwirft, sind keine Fristsetzungen seitens des Gesetzgebers nötig. | |
Darüber hinaus soll jedoch das Beschwerdemanagement in jedem Fall | |
verbessert werden, indem Facebook einen sogenannten | |
„Zustellungsbeauftragten“ in Deutschland benennen muss. Bisher müssen sich | |
Opfer von Hasskommentaren nämlich in Irland beschweren. | |
In jedem Fall wird das Ergebnis nicht mehr das harte Durchgreifen gegen die | |
Netzriesen sein, mit dem Heiko Maas zunächst angetreten ist. Letztlich | |
bleiben leichte Verbesserungen in der Transparenz und in der Erreichbarkeit | |
der Plattformbetreiber – sowie die Hoffnung darauf, dass sich durch | |
Selbstregulierung für die Betroffenen etwas zum Besseren wendet. | |
21 Jun 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/heiko-maas-facebook-gesetz-muss-… | |
## AUTOREN | |
Peter Weissenburger | |
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