# taz.de -- Chinesischer Bergbaukonzern in Peru: Karge Böden, große Schätze | |
> Rund um die Stadt Challhuahuacha liegen die derzeit größten | |
> Kupfervorkommen Perus. Ein Reichtum, unter dessen Abbau die Ärmsten | |
> leiden. | |
Bild: Schon im September 2015 wurde gegen das Kupferberbauprojekt Las Bambas de… | |
CHALLHUAHUACHA taz | Virginia Pinares ist gerade vom Feld nach Hause | |
gekommen und öffnet die Tür zu ihrem Haus in Haquira. Die kleine Stadt | |
liegt in der Provinz Cotabambas, im Süden Perus, wo nur harte Arbeit den | |
kargen Böden auf mehr als 3.400 Metern über dem Meeresspiegel genug zum | |
Leben abringen kann. „Kartoffeln, Bohnen, Kürbis, etwas Vieh. Das ist es, | |
wovon wir leben“, sagt die 55-Jährige. | |
Dieses karge Leben sieht sie nun bedroht: Eine Mine in der Nähe gefährde | |
die Lebensweise der Menschen vor Ort, klagt Pinares, die Investoren hielten | |
sich nicht an Absprachen. Als Präsidentin des „Komitees des Kampfes“ der | |
Provinz Cotabambas streitet sie für die Zukunft ihrer Region. Die | |
Bauernorganisation gehört zu den wichtigen zivilgesellschaftlichen | |
Organisationen in der Agrarlandschaft, die rund sieben Fahrstunden von | |
Perus Touristenziel Cusco entfernt liegt. | |
Die Mine, über die sich Pinares so beklagt, heißt „Las Bambas“. Sie liegt | |
direkt gegenüber vom Ortsschild der Provinzstadt Challhuahuacha und wird | |
von dem chinesischen Bergbaukonzern MMG (Minerals and Metal Group) | |
betrieben. Doch der informiere sie nicht richtig, sagt Pinares. „Wir werden | |
übergangen.“ | |
Die Bäuerin ist nicht gegen den Bergbau, aber gegen die | |
Umweltverschmutzung. So sieht es auch ihr erst 22-jähriger Kollege Raúl | |
Jaquima Huamani. Die Verschmutzung sei entgegen allen ursprünglichen | |
Absprachen ein Problem, sagt Pinares. Ausgehandelt habe jene Absprachen | |
aber ein anderes Unternehmen als der jetzige Betreiber: Der Schweizer | |
Bergbaukonzern Xstrata, den mittlerweile der Rohstoffkonzern Glencore | |
geschluckt hat, hatte dereinst ein Modellprojekt mit hohen Umweltstandards | |
vor Ort geplant. | |
„Doch mit dem Verkauf des Bergbauprojekts an MMG ist das alles vom Tisch“, | |
sagt Carlos Henry Vásquez Contreras. Der 34-jährige Agraringenieur arbeitet | |
für die Entwicklungsorganisation „CooperAcción“. „Das Grundproblem ist, | |
dass wesentliche Teile des Abbaukonzepts modifiziert wurden, ohne mit der | |
lokalen Bevölkerung zu reden“, schildert er. | |
Zum Straßenbild von Challhuahuacha gehören stets verstopfte Straßen und | |
eine Infrastruktur, die mit der Mine und der wachsenden Bevölkerung nicht | |
mitgewachsen ist. Abwässer werden immer öfter in den Fluss geleitet, der | |
durch die Stadt strömt. Mindestens einmal habe auch die Mine kontaminiertes | |
Wasser eingeleitet, sagt Vásquez Contreras. | |
## Keine funktionierenden Kontrollinstitutionen | |
Das hat das Vertrauen in das Bergbauunternehmen genauso getrübt wie die | |
nicht eingehaltenen Vereinbarungen. Straßen sollten geteert, Brücken und | |
Schulen gebaut werden. Doch davon ist wenig passiert. Dafür donnern jeden | |
Tag Dutzende von Sattelschleppern mit Kupferkonzentrat durch die Dörfer der | |
Region. „Der Staub und die Erschütterungen schädigen unsere Häuser, unser | |
Vieh und unsere Aussaat“, klagt Virginia Pinares. | |
Ein runder Tisch für den Dialog hat aus der Perspektive der lokalen | |
Bevölkerung nichts gebracht. „Die Minister in Lima wissen doch kaum, wo | |
Challhuahuacha oder Espinar liegen“, ärgert sich Pinares. | |
Die treffen jedoch die großen Entscheidungen – und das meist in Unkenntnis | |
der regionalen Verhältnisse, sagt Carlos Monge vom Revenue-Watch-Institut. | |
Zudem gebe es in Peru keine funktionierenden Institutionen, die Unternehmen | |
kontrollieren. „Dafür wäre mehr politischer Wille notwendig“, sagt der | |
Bergbauexperte und prognostiziert: „Daran werden auch mehr oder minder gut | |
gemeinte Kooperationsabkommen scheitern wie das deutsche Rohstoffabkommen | |
mit Peru.“ | |
Das Abkommen hatten Deutschland und Peru 2014 geschlossen. Viele | |
Entwicklungsorganisationen sahen dies kritisch, weil der Vertrag nicht | |
dafür sorge, dass ökologische und soziale Standards eingehalten werden. | |
Allerdings ist bei der Umsetzung ohnehin noch nicht viel passiert. Die | |
deutsch-peruanische Arbeitsgruppe hat sich bisher einmal getroffen. | |
Konkrete Ergebnisse gibt es noch nicht zu vermelden, so die Pressestelle | |
des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). | |
11 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
## TAGS | |
Kupfermine | |
Peru | |
Bergbau | |
Verschmutzung | |
Peru | |
Peru | |
Kupfermine | |
Tisa | |
Ecuador | |
Alpen | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bildungssystem in Peru: Kirchliche Schulen liegen vorne | |
Peru rangiert im lateinamerikanischen Bildungsranking auf dem vorletzten | |
Platz. Schulen mit kirchlichen Trägern gelingt, was den staatlichen fehlt. | |
Konflikt um Kupferabbau in Peru: Bergbau unter Ausnahmezustand | |
Im Süden Perus regt sich Widerstand gegen die größte Kupfermine des Landes. | |
Die Regierung versucht, den Protest im Keim zu ersticken. | |
Studie über Abbau von Kupfer: Schmutziges Allerweltsmetall | |
Im Kupferbergbau gibt es viele Verletzungen der Menschenrechte. Eine neue | |
Studie nimmt die Hamburger Schmelze Aurubis in den Blick. | |
Verhandlungen zum Tisa-Vertrag: Voll auf Deregulierungskurs | |
Die Europäer sind bei der Privatisierung ganz vorne: Sie wollen alle noch | |
geschützten Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge „liberalisieren“. | |
Debatte Umweltpolitik in Ecuador: Global heucheln, lokal bohren | |
In Paris forderte Ecuadors Präsident einen Internationalen | |
Umweltgerichtshof. Zu Hause geht Rafael Correa gnadenlos gegen Aktivisten | |
vor. | |
Gefährliche Eisschmelze: „Bis zu 600 neue Gletscherseen“ | |
Geborstene Dämme von Gletscherseen sind in Hochgebirgsregionen zunehmend | |
eine Gefahr für Mensch und Umwelt. | |
Weltklimakonferenz in Lima: Auf dem Trockenen | |
Peru will den Klimaschutz populär machen. Besonders die Hauptstadt Lima | |
leidet unter Wasserarmut. Da helfen auch „Nebelfänger“ nichts. |