# taz.de -- Studie über Abbau von Kupfer: Schmutziges Allerweltsmetall | |
> Im Kupferbergbau gibt es viele Verletzungen der Menschenrechte. Eine neue | |
> Studie nimmt die Hamburger Schmelze Aurubis in den Blick. | |
Bild: Die globale Nachfrage steigt: Kupfermine in Chile | |
Hamburg taz | In Kupferminen sind Menschenrechtsverletzungen und | |
Umweltverschmutzung weltweit verbreitet. Zwar verpflichten UN-Leitlinien | |
die verarbeitende Industrie dazu, gegen die Missstände vorzugehen. Doch | |
weil gesetzliche Regelungen fehlen, passiert viel zu wenig. Das ist das | |
Ergebnis einer Studie der Freien Universität Berlin, die am Mittwochabend | |
vorgestellt wurde. | |
Experten gehen davon aus, dass die globale Nachfrage nach Kupfer bis 2030 | |
stark ansteigen wird. Als Material für Leitungen und Kabel, beim | |
Maschinenbau, in der Autoindustrie und der Elektrotechnik – nichts geht | |
ohne Kupfer. Deutschland ist nach den USA und China der drittwichtigste | |
Kupferkonsument der Welt. Und die Hamburger Kupferschmelze Aurubis gehört | |
zu den drei größten auf dem Globus, 2,3 Millionen Tonnen Kupfer hat sie | |
2015 importiert. | |
Aurubis verpflichtet seine Lieferanten – meist Bergbaukonzerne, aber auch | |
Handelshäuser – vertraglich dazu, die UN-Konventionen zu Menschenrechten | |
und Umweltschutz einzuhalten. Derzeit sind in 75 Prozent der Verträge | |
Umwelt- und Menschenrechtsnormen festgehalten. Außerdem führt das | |
Unternehmen onlinebasierte Screenings durch. | |
Zudem wurde ein online verfügbarer Beschwerdemechanismus eingerichtet, mit | |
dem vertraulich und anonym Verstöße gemeldet werden können. „Da ist Aurubis | |
weiter als viele andere“, sagt Melanie Müller, Autorin der FU-Studie. In | |
ihrer Untersuchung „Deutsche Kupferimporte: Menschenrechtsverletzungen, | |
Unternehmensverantwortung und Transparenz entlang der Lieferkette“ hat sie | |
Aurubis unter die Lupe genommen. | |
Sie kritisiert, dass der Konzern zwar angebe, woher er sein Kupfererz | |
beziehe, aber nicht, aus welchen Minen. „Das ist eine Voraussetzung, um den | |
Beschwerdemechanismus, den Aurubis eingerichtet hat, auch für Gemeinden in | |
Bergbauregionen nutzbar zu machen“, so die Wissenschaftlerin. | |
## Viele soziale Konflikte | |
Mehr Transparenz in der Lieferkette sorge schließlich dafür, dass auch | |
andere Unternehmen ihrer unternehmerischen Sorgfaltspflicht gerecht werden | |
könnten. Die sind in den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und | |
Menschenrechte fixiert, die die Grundlage für den am 21. Dezember 2016 | |
verabschiedeten Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte bilden. „Die | |
basieren auf dem Prinzip der Freiwilligkeit. Verstöße werden nicht | |
sanktioniert“, sagt Susanne Friess, Bergbauexpertin beim katholischen | |
Hilfswerk Misereor. | |
Mit den Bergbauexperten Felipe Grez Moreno aus Chile und César Flores | |
Unzaga aus Peru hat sie kürzlich Aurubis in Hamburg besucht. „In Peru gibt | |
es derzeit laut offiziellen Quellen 212 soziale Konflikte. Etwa die Hälfte | |
geht auf den Bergbau und seine Folgen zurück“, so Unzaga. Dabei sind immer | |
wieder Verletzte und Tote zu beklagen, so wie im September 2015. Bei | |
Demonstrationen gegen die Kupfermine Las Bambas kamen drei Menschen ums | |
Leben, Dutzende wurden verletzt. Auch eine Folge der Polizeistrategie, | |
kritisiert Unzaga, der für die Nichtregierungsorganisation CooperAcción | |
arbeitet, die für nachhaltige Entwicklung eintritt. | |
„Bergbauunternehmen bezahlen in Peru oftmals die Polizei, damit sie ihre | |
Anlagen schützt. Das ist legal, sorgt aber für Interessenkonflikte“, so | |
Unzaga. Ein Thema, das auch bei dem Treffen bei Aurubis auf der Agenda | |
stand. Kritisiert haben Unzaga und sein Kollege Moreno von der | |
Lateinamerikanischen Beobachtungsstelle für Umweltkonflikte aber auch, dass | |
der Beschwerdemechanismus auf der Aurubis-Homepage nur auf Englisch und | |
Deutsch zur Verfügung steht, nicht aber auf Spanisch und Portugiesisch. Das | |
ist ein Widerspruch, denn aus Chile, Peru, Brasilien und Argentinien | |
stammen fast 80 Prozent der Kupferimporte von Aurubis. | |
„Für uns ist auch nicht nachvollziehbar, dass Aurubis bei ihrem Screenings | |
nicht auf Informationen von staatlichen Menschenrechtsstellen und | |
Nichtregierungsorganisationen zurückgreift“, moniert Moreno. Mehr Austausch | |
und mehr Transparenz wünscht er sich für die Zukunft bei Aurubis und in der | |
Kupferlieferkette. Das Unternehmen wollte sich zu der Kritik auf Nachfrage | |
nicht äußern. | |
26 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Karl Kaufmann | |
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