| # taz.de -- Linken-Politiker über Altersvorsorge: „Das ist eine Pokerrente“ | |
| > Die geplante Betriebsrentenreform ist gefährlich, sagt | |
| > Linken-Rentenexperte Birkwald. Normal- und Geringverdiener zahlen | |
| > womöglich drauf. | |
| Bild: Ruhig aufs Alter blicken können nur Gutverdiener | |
| taz: Herr Birkwald, die Bundesregierung will die Betriebsrente reformieren. | |
| Gute Idee? | |
| Matthias W. Birkwald: Menschen müssen im Alter finanziell abgesichert sein. | |
| Ob das die reformierte Betriebsrente schafft, ist fraglich. | |
| Warum? | |
| Wenn das sogenannte Betriebsrentenstärkungsgesetz so umgesetzt wird, wie es | |
| jetzt geplant ist, werden die Normal- und GeringverdienerInnen im Alter | |
| vielleicht nicht einmal mehr die Beiträge herausbekommen, die sie | |
| eingezahlt haben. | |
| Wie kann das sein? | |
| Der Teil des Geldes, das ArbeitnehmerInnen in die betriebliche | |
| Altersvorsorge stecken, soll künftig hochriskant an den Aktienmärkten | |
| angelegt werden. Angesichts der unsicheren Finanzmärkte weiß jetzt noch | |
| niemand, wie sich dort das Geld entwickelt. Deswegen soll es künftig keine | |
| garantierte Rente mehr geben, sondern nur noch eine sogenannte Zielrente. | |
| Das wiederum heißt, dass niemand mehr weiß, mit welcher Betriebsrente er | |
| zum Rentenbeginn rechnen kann. Auch danach ist nicht mehr – wie bisher – | |
| ausgeschlossen, dass laufende Renten abgesenkt werden. Das ist also keine | |
| Zielrente, das ist eine Pokerrente. | |
| Die Koalition wirbt damit, dass insbesondere GeringverdienerInnen davon | |
| profitieren. | |
| Das Gegenteil ist der Fall. Es funktioniert nur für die ArbeitgeberInnen. | |
| Für sie gilt: Pay and forget – zahl und vergiss die bisherige | |
| Arbeitgeberhaftung. | |
| Mal konkret: Jemand verdient ein Durchschnittsbruttogehalt von 3.000 Euro. | |
| Wie viel davon zahlt er in die betriebliche Altersvorsorge und was kommt am | |
| Ende heraus? | |
| Wie viel jemand einzahlt, bestimmt er selbst, empfohlen werden rund 4 | |
| Prozent. Diese Summe geht direkt von seinem Bruttogehalt ab, als sogenannte | |
| Gehaltsumwandlung. Dadurch senkt der Arbeitnehmer aber automatisch seine | |
| gesetzliche Rente, weil sein Gesamtverdienst für die Rentenversicherung | |
| geringer ist. Unabhängig davon ist das auch schlecht für alle | |
| Beschäftigten, weil das Rentenniveau in der Rentenversicherung durch die | |
| geringere Lohnsumme verringert wird. | |
| Wie löst man das Problem? | |
| Die „Zielrente“ darf es nicht geben. Stattdessen sollte das Rentenniveau | |
| auf 53 Prozent angehoben werden. Darüber hinaus sollte es wieder die | |
| „Höherversicherung“ geben, mit der freiwillige zusätzliche Beiträge auf … | |
| persönliche Rentenkonto eingezahlt werden können. | |
| 30 May 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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