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# taz.de -- Mehr Billigflüge in Deutschland: Sparen am Lohn, sparen am Sprit
> Immer mehr Flüge aus Deutschland werden von Billigfluglinien betrieben.
> Wie schaffen die Airlines es, die Preise zu drücken?
Bild: Ryanair-Maschinen mussten mehrfach notlanden, weil sie am Kerosin gespart…
Berlin taz | Gut 23 Prozent aller Flüge ab Deutschland sind mittlerweile
Low-Cost-Verbindungen. Im Winterhalbjahr erreichte auch das Streckennetz
der Billigflieger einen neuen Höchstwert, zu dem maßgeblich Ryanair und
Easyjet beitrugen. Das teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR) am Dienstag mit. 518 unterschiedliche Ziele könnten inzwischen mit
Low-Cost-Maschinen angeflogen werden.
Ryanair hat die Zahl seiner Verbindungen dabei um ein Viertel gesteigert,
Rivale Easyjet schaffte ein Plus von 11 Prozent. Die Lufthansa-Töchter
Eurowings und Germanwings haben zwar nicht expandiert, sie kontrollieren
aber weiterhin über die Hälfte des Billigflugmarkts in Deutschland.
Der Aufschwung der Linien sei durch ihre kostengünstige Struktur zu
erklären, sagt Yves Jorens, Rechtsprofessor an der Universität Gent und
Autor einer Studie zur atypischen Beschäftigung in der Luftfahrt.
„Billigairlines haben 30 bis 40 Prozent niedrigere Personalkosten als
klassische Anbieter. Und sie minimalisieren Treibstoffkosten, wo immer
möglich.“
So stelle Ryanair bis zu viermal mehr Teilzeitkräfte ein als klassische
Fluggesellschaften. Flexible, günstige Arbeitskräfte für die
Billigfluglinien bedeuten gleichzeitig prekäre Bedingungen auf der Seite
der Beschäftigten: Laut Jorens sind die PilotInnen häufig gezwungen, auch
schlechtere Konditionen zu akzeptieren, wenn sie ihre Ausbildungsschulden
abzuzahlen hätten. „Nicht selten muss beispielsweise das
teilzeitbeschäftigte Cockpit-Personal die Verpflegung an Bord selbst
bezahlen.“
Auch bei Sicherheit und Ausbildung sparten viele Billigfluglinien, ergänzt
Luftfahrt-Fachgutachter Markus Lüer. Sie setzten die PilotInnen unter
Druck, damit sie möglichst wenig Kerosin in die Tanks füllen. „Wer für die
gleiche Strecke mehr tanken lässt als ein Kollege, muss dies bei der
Geschäftsleitung verantworten“, sagte Lüer der taz. 2012 mussten gleich
drei Maschinen von Ryanair am selben Tag wegen Kerosinmangel notlanden.
Ryanair-Sprecher Robin Kiely weist alle Vorwürfe zurück. Alle Ryanair-Flüge
starteten schon planmäßig mit einer über die EU-Richtlinien hinausgehenden
Menge an Treibstoff, sagte er der taz. Die „finale Entscheidung“, ob sie
darüber hinaus noch mehr tanken, „liegt bei den Ryanair-Flugkapitänen“.
Gutachter Lüer hält es für das größte Problem, dass mögliche Risiken für
die Passagiere ebenso wenig sichtbar seien wie die Arbeitsbedingungen.
Anders dagegen die Flugpreise: Diese gehen laut der DLR nach unten. Der
Preis für das durchschnittliche Ticket innerhalb Europas kostete im Winter
im Schnitt zwischen 44 und 105 Euro, im Vorjahreszeitraum waren es noch 64
bis 107 Euro.
17 May 2017
## AUTOREN
Dario Dietsche
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