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# taz.de -- Wahlregistrierung im Kongo: Bitte nicht lächeln, Madame
> Alle Kongolesen bekommen neue biometrische Wahlausweise. „Es funktioniert
> gut, solange wir Strom haben“, sagt der Wahlhelfer.
Bild: 13 Millionen Menschen wurden bisher laut Wahlkommission erfasst
Goma taz | Christine Mapendo blinzelt in die Kamera und fängt an zu
lächeln. „Bitte nicht lächeln. Sie müssen ernst gucken, Madame“, erklärt
ihr Wahlhelfer Diedonné Mbujiriri.
Ein Kamerablitz durchzuckt das enge, dunkle Registrierungsbüro im
Bürgermeisteramt im ostkongolesischen Goma. Sekunden später erscheint
Christine Mapendos Foto auf dem Computerbildschirm. Wahlhelfer Mbujiriri
ist zufrieden und speichert es ab. Dann fordert er die Kongolesin auf, alle
ihre Finger einzeln auf einen Scanner zu drücken. Die Fingerabdrücke landen
in der Datenbank der kongolesischen Wahlkommission (Ceni). Am Ende bekommt
Christine Mapendo eine neue blaue Wählerkarte mit Foto.
Die Wählerregistrierung in der Demokratischen Republik Kongo ist in vollem
Gange. 13 Millionen Menschen wurden bisher laut Wahlkommission erfasst –
ein knappes Drittel der erwarteten Gesamtzahl.
Die Wahlregister sind ein explosiver Streitpunkt. Präsident Joseph Kabilas
Amtszeit lief eigentlich schon im Dezember 2016 ab, doch Neuwahlen wurden
nicht angesetzt. Grund: Die veralteten Wählerregister, die seit den Wahlen
2011 nicht aktuell gehalten wurden. Im Abkommen über eine
Übergangsregierung, das sie am 31. Dezember schlossen, haben sich
Opposition und Kabila-Lager jetzt verständigt, die Wählerregister bis Juli
2017 auf den neuesten Stand zu bringen, damit noch in diesem Jahr Wahlen
stattfinden können.
## Fast täglich Manipulationsversuche
Doch statt lediglich Neuwähler aufzunehmen und Tote zu streichen, hat sich
die Wahlkommission vorgenommen, landesweit alle Wähler neu zu erfassen –
mit neuen biometrischen Ausweisen. „Wir haben jetzt hochmoderne Ausrüstung
wie Kameras, Fingerabdruckscanner und Computer“, erklärt Wahlhelfer
Mbujibiri in Goma. Zwei Wochen lang wurde er an der Technik trainiert. „Sie
funktioniert gut, solange wir hier Strom und Diesel haben“, sagt er.
Draußen, vor dem engen Büro, knattert ein Dieselgenerator.
Über 9.000 neue Wählerkarten hat er in acht Wochen ausgestellt. Die
Wahlkommission zieht seit Juli 2016 mit ihren Geräten nacheinander durch
Kongos 26 Provinzen. Nord-Kivu, wo Goma liegt, kam im Dezember dran.
Langsam lässt jetzt der Andrang nach. Waren es im Dezember täglich
Hunderte, kommen jetzt nur noch ein paar Dutzend Kongolesen im Ceni-Büro
von Goma vorbei. Hinter vorgehaltener Hand gibt der Wahlhelfer zu, dass
eine der drei Maschinen schon den Geist aufgegeben hat.
Was in Großstädten funktioniert, kann in abgelegenen Dörfern im Chaos
enden. Mancherorts müssen die Menschen Dutzende Kilometer zu Fuß
zurücklegen, um ein Registrierungsbüro zu finden. Die UN-Mission im Kongo
erklärte am Mittwoch, sie habe 20 Flugzeuge und 16 Hubschrauber zur
Verfügung gestellt, um 1.800 Tonnen Wahlmaterial in abgelegene Gegenden zu
bringen.
Fast täglich treffen Nachrichten ein, wie die Wahlregistrierung manipuliert
oder gar verhindert wird. Im Distrikt Masisi westlich von Goma sollen sich
die Kämpfer der ruandischen Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur
Befreiung Ruandas) samt ihren Familien in die Wahlregister eingetragen
haben. Dabei sind sie gar keine Kongolesen.
17 Feb 2017
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Kongo
Wahl
Joseph Kabila
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Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
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