# taz.de -- Regierung im Kongo: Der Präsident ist müde, das Volk auch | |
> Kongos Präsident Joseph Kabila wendet sich nach Monaten des Schweigens an | |
> die Nation. Das wichtigste Thema lässt er aus: sich selbst. | |
Bild: Kongos Staatsoberhaupt Joseph Kabila | |
Goma taz | Als das Staatsoberhaupt der Demokratischen Republik Kongo am | |
Mittwochmittag vor den versammelten Parlamentariern in der Hauptstadt | |
Kinshasa ans Mikrofon tritt, kommt in der Provinzhauptstadt Goma im Osten | |
des Landes der Verkehr zum Erliegen. Es wird ruhig auf den Straßen. In | |
Hotels und Restaurants sind Fernsehgeräte laut gestellt. Gebannt hören die | |
Kongolesen zu. Es ist ein entscheidender Moment in der Geschichte des | |
Landes. Und Präsident Joseph Kabila spricht nicht gern. | |
Der 45-Jährige sieht müde aus, hat dunkle Augenringe. Seine Statur wirkt | |
kräftiger als sonst, wahrscheinlich trägt er eine schusssichere Weste unter | |
dem Jackett. Mit einer Schweigeminute „für alle Töchter und Söhne, die seit | |
Beginn des Jahres 2017 ihr Leben gelassen haben“, beginnt Kabila seine rund | |
40-minütige Rede. | |
Zuerst spricht er über die Wirtschaft und „Frieden und Stabilität“ im Ost… | |
des Landes. Dann kommt er auf die negativen Punkte zu sprechen: Die Gewalt | |
in Kasai nennt er „barbarische Akte“, die von „Terroristen“ ausgeführt | |
würden. Er verspricht neue Finanzgesetze, Änderung des Minengesetzes, mehr | |
Privatinvestitionen. | |
Zum Ende hin verkündet Kabila, worauf die Kongolesen weltweit gewartet | |
haben: Er verspricht, innerhalb von 48 Stunden einen Premierminister zu | |
ernennen. Die Opposition solle ihm eine Kandidatenliste unterbreiten. Er | |
garantiert, dass Wahlen stattfinden – allerdings selbstfinanziert und „ohne | |
Einmischung von außen“. Letzte Woche hatte der UN-Sicherheitsrat in einer | |
Resolution die Einhaltung des Abkommens zwischen Regierung und Opposition | |
über Wahlen im Jahr 2017 angemahnt und Unterstützung dafür zugesagt. | |
## Wahlen soll es Ende 2017 geben | |
Mit der Zusicherung, dass keine „Apokalypse“ bevorstehe und Gott auf der | |
Seite der kongolesischen Nation stehe, beendet Kabila seine Rede. Über sich | |
selbst sagt er im Endeffekt kein Wort – dabei geht es in Kongos politischer | |
Krise um ihn. | |
Kabilas Rede ist Teil seines Schachspiels. Der Präsident wollte der | |
Opposition den Wind aus den Segeln nehmen. Die hatte für Montag und | |
Mittwoch Generalstreiks angesetzt. Kabila hingegen lud am Montag die | |
Bischöfe und Oppositionellen in seinen Palast ein und kündigte für Mittwoch | |
seine Rede an. Der Streik fiel damit aus. | |
Kabilas reguläre Amtszeit war am 19. Dezember 2016 abgelaufen. Die | |
Oppositionsparteien mobilisierten ihre Anhänger. Es kam zu Unruhen und | |
Gewalt. Unter Vermittlung der einflussreichen katholischen Kirche und deren | |
Bischofskonferenz (Cenco) wurde zum Jahreswechsel ein Abkommen eingefädelt: | |
Eine Übergangsregierung unter Führung der Opposition soll Wahlen Ende 2017 | |
vorbereiten, Kabila bleibt so lange an der Macht. Aber auf einen | |
Premierminister konnte man sich bislang nicht einigen. Jetzt soll laut | |
Kabila ein Regierungschef in den nächsten zwei Tagen sein Amt antreten. Wer | |
– das ist noch geheim. | |
5 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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