| # taz.de -- Kommentar Elbvertiefung: Baggern nur noch im Konsens | |
| > Der Spruch der Leipziger Richter ist weise. Zwar dürfte demnächst die | |
| > Vertiefung der Elbe erlaubt werden – aber mit hohen ökologischen | |
| > Auflagen. | |
| Bild: Containerriesen mit einem Tiefgang bis zu 13,50 Meter sollen den Hamburge… | |
| Natürlich sehen sich jetzt beide Seiten bestätigt durch [1][das Urteil des | |
| Bundesverwaltungsgerichts über die Elbvertiefung]. Und natürlich haben | |
| beide Seiten ebenso viel recht wie unrecht. Denn weder können Politik und | |
| Wirtschaft im größten deutschen Hafen Hamburg ihre Interessen auf ganzer | |
| Linie durchsetzen, noch können das die Umweltverbände, die ums Ökosystem | |
| der Unterelbe fürchten. | |
| Im Ergebnis wird es durch diesen Präzedenzfall zu einem Kompromiss kommen, | |
| mit dem alle werden leben können. Umwelt und Wirtschaft dürften | |
| gleichermaßen gestärkt aus diesem Verfahren vor dem | |
| Bundesverwaltungsgericht hervorgehen. Allein das wäre ein gewaltiger | |
| Fortschritt. | |
| Der Spruch der Leipziger Richter ist weise. Er definiert rechtliche | |
| Leitlinien für alle Planungen großer Infrastrukturprojekte, die Einfluss | |
| auf Gewässer haben könnten. Und das sind in diesem Land, dafür reicht ein | |
| Blick in den Atlas, fast alle. Insofern dürfte die viel beschworene | |
| Planungssicherheit, die vor allem Politiker und Wirtschaftsverbände schon | |
| lange vehement fordern, bald Realität werden: Zwar werden sie die erhofften | |
| Freibriefe für planerische Skrupellosigkeit nicht bekommen – dafür werden | |
| dann alle Projektentwickler und Planer genau wissen, was sie besser gar | |
| nicht erst versuchen sollten. | |
| Die Pläne für die Vertiefung der Elbe und auch für die parallel betriebene | |
| Vertiefung der Weser zeichneten sich bislang dadurch aus, dass sie das | |
| technokratisch erwünschte Maximum skizzierten, ohne Rücksicht auf Natur und | |
| Umwelt. Das aber ist nicht durchsetzbar, urteilt das höchste deutsche | |
| Verwaltungsgericht in letzter Instanz. Das zeigt zugleich, dass nicht | |
| angeblich fortschrittsfeindliche Umweltverbände ihnen gar nicht zustehende | |
| Rechte missbrauchen, sondern höchste Gerichte zu dem Schluss kommen, die | |
| Naturschützer hielten sich eher an den Geist und die Buchstaben von | |
| Gesetzen als Planungsbehörden. | |
| Zwar dürfte demnächst die Vertiefung der Elbe wie auch der Weser erlaubt | |
| werden – aber mit hohen ökologischen Auflagen, welche die klagenden | |
| Naturschutzverbände sich als Erfolge anrechnen lassen dürfen. Und deshalb | |
| müssen alle Beteiligten zu der Einsicht gelangen, dass große | |
| Infrastrukturprojekte nur noch im Konsens zu realisieren sind. Ökonomie | |
| durch Ökologie ist jetzt die Leitlinie. Und nicht länger Ökonomie statt | |
| Ökologie. | |
| 9 Feb 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sven-Michael Veit | |
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