# taz.de -- Auswirkungen von Trumps Einreiseverbot: Die ersten Abgewiesenen | |
> Fünf Iraker und ein Jemenit wurden am Flughafen nicht in eine Maschine | |
> nach New York gelassen. Trumps Migrationspolitik wird von vielen Seiten | |
> kritisiert. | |
Bild: Wer darf hier mit und wer nicht? Air-Egypt-Flotte am Flughafen Kairo | |
Kairo/Washington/Genf dpa/epd/ap | Die neuen US-Einreiseverbote für Bürger | |
von sieben Staaten aus dem Nahen Osten und Afrika zeigen erste Wirkungen. | |
Wie am Samstag aus Flughafenkreisen in Kairo verlautete, wurden dort fünf | |
Iraker und ein Jemenit daran gehindert, eine EgyptAir-Maschine nach New | |
York zu besteigen. Die Passagiere, die in Kairo umsteigen wollten, wurden | |
demnach gestoppt und auf Flüge in ihre Heimatstaaten umgeleitet. Sie seien | |
im Besitz von gültigen Visa gewesen. | |
„Als ein Beamter am John-F.-Kennedy-Flughafen über ihren Status | |
unterrichtet wurde, erließ er eine Anordnung, diese von der Einreise | |
abzuhalten“, hieß es. Dabei habe es keine Rolle gespielt, dass die sechs | |
gültige Visa gehabt hätten und von einem Mitarbeiter des | |
Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen begleitet wurden. | |
Das Einreiseverbot für Bürger aus dem Irak, dem Iran, dem Jemen, Libyen, | |
Somalia, dem Sudan und Syrien gilt zunächst für 90 Tage. Damit sowie mit | |
dem Aussetzen des US-Flüchtlingsprogramms für 120 Tage will Trump „radikale | |
islamische Terroristen“ fern halten. Zudem reduziert er im Namen der | |
nationalen Sicherheit die Zahl aller aufzunehmenden Flüchtlinge auf 50.000 | |
im Jahr. Im Haushaltsjahr 2016 haben die USA rund 85.000 Flüchtlinge | |
aufgenommen, darunter nach Angaben des „Pew Research Center“ knapp 39.000 | |
Muslime, vornehmlich aus Syrien (rund 12.600), Somalia, Irak, Burma und | |
Afghanistan. | |
## UNHCR äußert sich zurückhaltend | |
Die Vereinten Nationen haben zurückhaltend auf die drastisch verschärfte | |
Flüchtlings- und Einreisepolitik von US-Präsident Donald Trump reagiert. | |
„Religion, Nationalität oder Ethnie“ von Flüchtlingen dürften keine Rolle | |
spielen, teilten das Flüchtlingshilfswerks UNHCR und die Internationale | |
Organisation für Migration (IOM) [1][am Samstag in Genf mit]. Zugleich | |
forderten die beiden Organisationen die USA auf, eine globale Führungsrolle | |
beim Schutz und der Aufnahme von Vertriebenen zu spielen. Eine direkte | |
Kritik an Trump findet sich nicht. Die USA stellen einen Großteil der | |
Finanzen für das UNHCR und die IOM. | |
Der internationale Generalsekretär von Amnesty International, Salil Shetty, | |
[2][erklärte am Samstag], die „schlimmsten Befürchtungen über Trump“ hä… | |
sich bereits bestätigt. Mit einem Federstrich habe Trump seine hasserfüllte | |
fremdenfeindliche Wahlpropaganda umgewandelt in einen Erlass, der Menschen | |
wegen ihrer Religion ausgrenze. | |
Auf Kritik stießen das Einreiseverbot und der Flüchtlingsstopp auch bei | |
US-amerikanischen Hilfsorganisationen und beim außenpolitischen Sprecher | |
der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Omid Nouripour. In der | |
„Huffington Post Deutschland“ sprach er von „dreckiger Symbolik“. Es sei | |
auffällig, dass genau die Länder ausgenommen seien, „mit denen Trumps | |
Firmen Geschäfte machen“, so der Bundestagsabgeordnete der Grünen. | |
In den USA appellierte der Präsident des „Nationalen Verbandes der | |
Evangelikalen“, Leith Anderson, an Trump, die Flüchtlingsprogramme nicht zu | |
stoppen. Die meisten Flüchtlinge in den USA aus dem Nahen Osten seien | |
Frauen und Kinder, die Bürgerkriegen und der Terrororganisation | |
„Islamischer Staat“ entkommen seien. | |
Der Erlass sei „widerwärtig und abscheulich“, sagte der Präsident des | |
jüdischen Hilfsverbandes HIAS, Mark Hetfield. Mehr als 1.700 Rabbiner | |
forderten von Trump, „Amerikas Türen offenzuhalten“. In Erinnerung an | |
Einreisebeschränkungen in den 30er Jahren klagten die Rabbiner, schon | |
einmal habe „Fremdenfeindlichkeit die Kapazität unserer Nation für Mitleid | |
überwältigt“. | |
## Tschechiens Präsident ist erfreut | |
Der tschechische Präsident Milos Zeman hingegen hat den von US-Präsident | |
Donald Trump verhängten Einreisestopp für Flüchtlinge und viele Muslime | |
begrüßt. „Wir haben jetzt einen Verbündeten in den USA“, teilte ein | |
Sprecher des 72-Jährigen am Samstag mit. Zeman selbst spreche sich seit | |
langem gegen die Aufnahme muslimischer Migranten aus. „Trump beschützt sein | |
Land, es geht ihm um die Sicherheit der Bürger – genau das, was die | |
EU-Eliten nicht tun“, führte der Sprecher aus. | |
Die USA bleibt freilich Einwanderungsland. Nach Regierungsangaben sind im | |
Jahr 2015 rund 730.000 Menschen US-Staatsbürger geworden. Gut eine | |
Millionen Einwanderer hätten 2014 mit der Green Card den Status des | |
„permanenten Einwohners“ erlangt, eine Vorstufe zur Staatsbürgerschaft. | |
Hauptherkunftsländer der „permanenten Einwohner“ waren laut | |
Heimatschutzministerium Mexiko, Indien und China. Etwa 13 Prozent der in | |
den USA lebenden Menschen sind Einwanderer. 1970 lag der Anteil der | |
Einwanderer bei knapp fünf Prozent und 1990 bei rund acht Prozent. | |
Die Lufthansa kann nach eigenen Angaben noch keine Angaben über die | |
Auswirkungen der neuen Bestimmungen machen. „Wie bei anderen | |
Einreisebestimmungen auch sind Fluggäste sowie Fluggesellschaften | |
verpflichtet, diese hoheitlichen Bestimmungen zu befolgen“, erklärte der | |
Konzern auf Anfrage. | |
Die Fluggesellschaft Qatar Airways erklärte auf ihrer Webseite, Bürger der | |
sieben betroffenen Staaten müssten über eine US-Aufenthaltsgenehmigung | |
(Green Card) oder ein Diplomatenvisum verfügen. Dies gilt etwa für | |
Regierungsvertreter oder Mitarbeiter internationaler Organisationen. | |
28 Jan 2017 | |
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[1] http://view.info-unhcr.org/?qs=ceef55667f589691bda298b8c2108a5608dd6138c0fe… | |
[2] https://cloud.amnesty.de/index.php/s/T2fLGB2yLa8oCYa | |
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