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# taz.de -- Europäer sollen mehr recyceln: Aussicht auf weniger Müll
> Mehr Recycling, weniger Verbrennung und kaum noch Deponien: Der
> Umweltausschuss des EU-Parlaments fordert ambitionierte Ziele.
Bild: In Europa soll weniger Müll auf den Deponien landen
Berlin taz | In Europa soll es verbindliche und hohe Recyclingquoten für
Abfall geben, zumindest nach Vorstellung des Umweltausschusses des
EU-Parlaments. Der einflussreiche Ausschuss hat am Dienstag über ein großes
Gesetzespaket zur Kreislaufwirtschaft der Kommission abgestimmt und es
teils verschärft.
Der Ausschuss fordert, dass bis 2030 der in Europa produzierte
Siedlungsabfall zu 70 Prozent recycelt werden muss. Bisher ist es nicht
einmal die Hälfte. Nur noch fünf Prozent dürften demnach künftig auf
Deponien entsorgt, höchstens 25 Prozent verbrannt werden. Getrennte
Sammlungen soll es nicht nur für Verpackungen aus Plastik oder Metall
geben, sondern auch für Biomüll.
Einen kleinen Schritt zu mehr Abfallvermeidung sind die Parlamentarier auch
gegangen: Bis 2030 sollen sowohl die Mengen an Müll im Meer als auch an
Lebensmittelabfällen um die Hälfte reduziert werden. Zudem wurde eine Quote
beschlossen, um Mehrwegsysteme zu stärken: Von den 70 Prozent Abfall, die
2030 recycelt werden sollen, müssen fünf Prozent wieder verwendet werden.
Das heißt, nicht alle Verpackungen sollen geschreddert, geschmolzen und zu
neuem Material verarbeitet, sondern ein kleiner Teil soll einfach mehrfach
benutzt werden.
Die Beschlüsse des Ausschusses seien „sowohl pragmatisch als auch
ehrgeizig“, sagte Simona Bonafè, Berichterstatterin im Parlament für das
Kreislaufwirtschaftspaket. Die italienische Abgeordnete (Partito
Democratico) hatte sich Respekt dabei erworben, die mehr als 1.000
Änderungsanträge an den Gesetzesentwürfen der Kommission zu moderieren.
## Deutschland soll weniger Müll verbrennen
Das Ergebnis sei „sehr gut“, urteilt Axel Singhofen, Umweltexperte der
Grünen-Fraktion im EU-Parlament. Vor allem für die Länder, die bisher auf
Deponien setzten, seien die Vorgaben ehrgeizig; aber auch Deutschland mit
seinen Überkapazitäten an Müllverbrennungsanlagen müsse sich anstrengen.
Thomas Fischer, Bereichsleiter für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen
Umwelthilfe, ist weniger begeistert. Die Vorschläge gingen in die richtige
Richtung, aber „konkrete und ambitionierte Ziele, um Abfall zu vermeiden
und Mehrweg zu stärken“, fehlten. Die Vorgabe an die Mitgliedsstaaten,
Lebensmittelabfälle zu begrenzen, sei nicht bindend, die vorgeschriebene
Quote von fünf Prozent zur Wiederverwendung von Abfällen zu niedrig.
„Außerdem ist es nicht sicher, dass sich das Parlament den Formulierungen
des Umweltausschusses auch anschließt“, so Fischer. Voraussichtlich im März
werden alle Parlamentarier über eine gemeinsame Position abstimmen. Zwar
sind sie dabei bislang in der Regel den Empfehlungen des Umweltausschusses
gefolgt, doch ist noch offen, ob das unter dem neuen Parlamentspräsidenten
Antonio Tajani so bleibt. Danach muss das Parlament mit Rat und Kommission
verhandeln. Bis zur schönen neuen Kreislaufwirtschaft in Europa wird es
also noch etwas dauern.
24 Jan 2017
## AUTOREN
Heike Holdinghausen
## TAGS
Recycling
Europäisches Parlament
Deponie
Holzindustrie
Meeresverschmutzung
Mehrweg
Müll
Umwelt
Recycling
Elektroschrott
Hamburg
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