# taz.de -- Politische Krise im Kongo: Das Wunder von Kinshasa | |
> In allerletzter Minute bewegen die katholischen Bischöfe Regierung und | |
> Opposition zu einer Einigung über Wahlen. Ohne Präsident Joseph Kabila. | |
Bild: Präsident Joseph Kabila bei den Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit am 3… | |
Berlin taz | Im Osten der Demokratischen Republik Kongo hatte das Jahr 2017 | |
schon begonnen, in der Hauptstadt Kinshasa lief die letzte Stunde des | |
Jahres 2016, als im Konferenzzentrum der katholischen Kirche in Kinshasa | |
Jubel ausbrach: Ein politisches Schwergewicht nach dem anderen setzte seine | |
Unterschrift unter eine Vereinbarung, die die durch den Ablauf des Mandats | |
von Präsident Joseph Kabila am 19. Dezember entstandene Verfassungskrise | |
beenden und einen friedlichen Machtwechsel noch dieses Jahr herbeiführen | |
soll. | |
Der Vereinbarung zufolge finden bis Ende 2017 die 2016 fälligen Wahlen | |
statt. Präsident Kabila tritt nicht mehr an. Eine Übergangsregierung unter | |
Führung des Oppositionsbündnisses „Sammlung“, das die Proteste gegen | |
Kabilas Amtsverbleib angeführt hatte, wird eingesetzt. Die Wahlkommission | |
wird von einem „Folgekomitee“ überwacht, das ebenfalls in Oppositionshand | |
liegt: Sein Chef wird Kongos Oppositionsführer Etienne Tshisekedi, | |
Präsident der „Sammlung“. | |
Tshisekedi unterschrieb das Dokument ebenso wenig wie Kabila. Der | |
84-jährige Oppositionsführer ließ sich von seinem Sohn Felix vertreten. Der | |
Staatschef ließ loyale Minister die Arbeit machen, während er in einer im | |
Fernsehen übertragenen Neujahrsansprache 2016 als „Jahr voller Fallstricke, | |
Herausforderungen und Verschwörungen“ bezeichnete. 2017 gehe es auf | |
Grundlage des Abkommens um politische Stabilität, wirtschaftliche Erholung | |
und die Vorbereitung von Wahlen. | |
Enthusiastisch klang das nicht. Aber immerhin stehen die Unterschriften | |
beider Seiten unter einem Deal, an dem Kongos katholische Bischofskonferenz | |
(Cenco) wochenlang gearbeitet hatte. Noch am Freitag früh war berichtet | |
worden, Kabila habe am Vorabend die Bischöfe von einem Gespräch nach Hause | |
geschickt mit der Ansage, er werde ein Verfassungsreferendum vorbereiten, | |
das ihm eine Kandidatur für eine weitere Amtszeit ermöglichen würde. | |
## Warnung vor Unruhen | |
Beobachter und auch die Cenco warnten daraufhin vor verbreiteten Unruhen ab | |
Januar bis hin zur Sezession oppositioneller Landesteile. Die Bischöfe | |
wehrten das Referendumsansinnen ab und erreichten Konzessionen seitens der | |
Opposition: Es gibt keine Machtteilung auf Provinzebene, und das Schicksal | |
des designierten Präsidentschaftskandidaten der „Sammlung“, Moise Katumbi, | |
bleibt ungeklärt. | |
Katumbi, ehemaliger Provinzgouverneur von Katanga, gilt als einer der | |
populärsten Politiker des Kongo. Er brach 2015 mit Kabila und verkündete | |
die Absicht, ihn bei den Wahlen 2016 als Präsident zu beerben. Das gilt als | |
Hauptgrund, warum Kabila dafür sorgte, dass die Wahlen nicht stattfanden. | |
Katumbi wurde im Juni kaltgestellt, indem er in Abwesenheit bei einem | |
fingierten Prozess verurteilt wurde. Damit kann er nicht mehr bei Wahlen | |
antreten. | |
Die Opposition verlangte bei den Gesprächen, Katumbi die Rückkehr ins | |
politische Leben zu ermöglichen – ein weiterer Blockadepunkt. Am | |
Silvestertag entschärfte Katumbi selbst die Situation: Eine Einigung dürfe | |
nicht an ihm scheitern, erklärte er aus dem Exil. Er bekräftigte, bei den | |
Wahlen 2017 anzutreten. | |
Der Leiter der UN-Mission im Kongo, Maman Sidikou, begrüßte den Deal, | |
mahnte aber, die Wahlvorbereitung müsse beschleunigt werden und „die | |
politischen Akteure und die Bevölkerung sich resolut für die Schaffung | |
eines für freie, gerechte und glaubwürdige Wahlen günstigen Klimas | |
engagieren“. | |
1 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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