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# taz.de -- Europaparlamentspräsident Schulz: Wechsel in die Bundespolitik
> Der Sozialdemokrat und Chef des EU-Parlaments will künftig auf
> Bundesebene tätig werden. Ob als Kanzlerkandidat oder Außenminister ist
> nicht klar.
Bild: Blickt nach Deutschland: Martin Schulz
Berlin/Brüssel dpa | Der SPD-Europapolitiker Martin Schulz will den Vorsitz
des EU-Parlaments abgeben und in die Bundespolitik wechseln. Das bestätigte
er dem ARD-Europastudio nach Angaben des Senders in der Nacht zum
Donnerstag. Schulz will sich am Morgen in Brüssel dazu erklären. Zuvor
hatte bereits die Süddeutsche Zeitung über einen bevorstehenden Wechsel des
Rheinländers nach Berlin berichtet. Auch der Deutschen Presse-Agentur wurde
dies aus SPD-Kreisen bestätigt.Weiterhin offen ist demnach die Rolle, die
Schulz in der Bundespolitik für die SPD übernehmen könnte. Er wird als
möglicher Kanzlerkandidat und als neuer Außenminister gehandelt –
möglicherweise auch in Personalunion.
Schulz soll nach Angaben aus Parteikreisen auf Platz eins der
nordrhein-westfälischen SPD-Landesliste bei der Bundestagswahl 2017
antreten, wie die Süddeutsche schreibt. Diese Entscheidung sei am
Mittwochabend in Kreisen der Landespartei schon kommuniziert worden.
Bei der Suche nach einem SPD-Kanzlerkandidaten gilt Schulz als mögliche
Alternative zum Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel. Im Gespräch ist er auch
als Nachfolger für Außenminister Frank-Walter Steinmeier, den die große
Koalition als gemeinsamen Kandidaten für die Wahl zum Bundespräsidenten im
kommenden Februar aufgestellt hat.
Vizekanzler Gabriel hat als SPD-Chef den ersten Zugriff in der „K-Frage“.
Er scheint aber noch unentschieden, ob er antritt. Würde Gabriel wie 2013
angesichts mäßiger Beliebtheitswerte zurückziehen, könnte Schulz' Stunde
schlagen. Als weiteren Aspiranten nennt die Süddeutsche Hamburgs
Bürgermeister Olaf Scholz.
## SPD-Kanzlerkandidaten stehen noch aus
Bislang hieß es aus der SPD, die Partei wolle sich von Angela Merkels
erneuter Kanzlerkandidatur nicht unter Druck setzen lassen und erst Ende
Januar entscheiden, wen sie gegen die CDU-Amtsinhaberin ins Rennen schickt.
Diese Frage solle auf einer Vorstandsklausur geklärt werden, beschloss die
SPD-Spitze am Montag einstimmig. Auch die Festlegung auf einen Nachfolger
für Steinmeier wurde für die zweite Januarhälfte avisiert. Doch womöglich
geht es nun noch schneller.
Kürzlich machte eine Meldung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Runde,
Schulz wolle nur dann Steinmeiers Nachfolge antreten, wenn er die Zusage
für die SPD-Kanzlerkandidatur bekomme. Mit Empörung wiesen das die
Parteizentrale und Schulz zurück. Nach dpa-Informationen bot Gabriel seinem
alten Weggefährten an, das Außenamt für die acht Monate bis zur
Bundestagswahl im Herbst zu übernehmen.
Schulz ist seit 1974 SPD-Mitglied. Er gilt als leidenschaftlicher
Europapolitiker und beherrscht sechs Sprachen (Deutsch, Englisch,
Französisch, Spanisch, Italienisch, Holländisch). In dem kleinen Ort
Würselen bei Aachen war er von 1987 bis 1998 Bürgermeister und Buchhändler.
Dann begann in Brüssel der Aufstieg von „Mister Europa“, bis an die Spitze
des EU-Parlaments.
Zu Beginn der Legislaturperiode 2014 vereinbarten die Konservativen und die
Sozialdemokraten im EU-Parlament als größte Fraktionen eine Ämterrotation:
Der schon seit 2012 amtierende SPD-Mann Schulz sollte dem Parlament bis
Anfang 2017 vorstehen und dann für einen Christdemokraten Platz machen.
Zwar hieß es lange, Schulz kämpfe um eine weitere Amtszeit an der Spitze
der Volksvertretung in Straßburg. Doch nun hat der 60-Jährige offenkundig
neue Ziele ins Auge gefasst.
## Vergleich mit Gabriel
Während seiner Zeit in Brüssel und Straßburg schärfte Schulz sein
außenpolitisches Profil und steigerte seinen Bekanntheitsgrad in
Deutschland – auch weil er kein Blatt vor den Mund nimmt. 54 Prozent der
Deutschen wünschen ihn sich laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des
Stern-Magazins als zukünftigen Außenminister, falls Steinmeier ins Schloss
Bellevue einzieht. In Teilen der SPD wird Schulz auch als der bessere
Kanzlerkandidat im Vergleich zu Gabriel gesehen.
DGB-Chef Reiner Hoffmann drängt die Sozialdemokraten zu einer schnellen
Entscheidung in der „K-Frage“. „Die Leute sollten rasch wissen, wer als
Kanzlerkandidat gegen Frau Merkel antritt“, sagte er der Passauer Neuen
Presse, allerdings noch vor Schulz‘ Ankündigung. „Wir leben in
unübersichtlichen Zeiten. Deshalb ist Klarheit wichtig.“
Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes
Kahrs, begrüßte den Beschluss seines Parteifreundes. Auf Twitter
kommentierte er den bevorstehenden Wechsel von Schulz in die Bundespolitik
mit den Worten: [1][„Gut so!“]
24 Nov 2016
## LINKS
[1] https://twitter.com/kahrs/status/801580280607809536
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