# taz.de -- Ergebnisse des „Rentengipfels“: Ein Soli für die Rente | |
> Arbeitsministerin Nahles will das Rentenniveau mit Steuermitteln sichern. | |
> Woher das Geld kommen soll, ist bisher noch unklar. | |
Bild: Welche Rente kommt bei dieser Arbeit später mal raus? | |
Berlin taz | Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will eine | |
„Haltelinie“ einziehen, die das Rentenniveau sichert. Wer 45 Jahre lang | |
gearbeitet und durchschnittlich verdient hat, soll auch in ferner Zukunft | |
noch 46 Prozent des Durchschnittseinkommens erhalten. Geringverdiener, die | |
lange eingezahlt haben, würden später eine „Solidarrente“ bekommen, die 10 | |
Prozent höher liegt als Hartz IV. | |
Beide Punkte gehören zu einem [1][„Gesamtkonzept zur Alterssicherung“], das | |
Nahles am Freitag in Berlin vor Journalisten präsentierte. Bei einem | |
Rentengipfel hatten sich Union und SPD zuvor nur auf wenige Punkte einigen | |
können. Die Vorschläge Nahles gehen weit über die von beiden Parteien | |
verabredeten Vorstellungen hinaus. Sie könnten daher zum Wahlkampfthema | |
2017 werden. | |
Das Rentenniveau bezeichnet das Verhältnis von Nettorenten zu Löhnen. Die | |
„Haltelinie“ von mindestens 46 Prozent soll bis 2045 sichergestellt werden. | |
Weil der Anteil der Alten in Deutschland stark steigt, droht das | |
Rentenniveau ohne politische Intervention bis zum Jahr 2045 von heute 47,9 | |
auf 41,7 Prozent abzusacken. Die Botschaft von Nahles richtet sich vor | |
allem an heute junge Beitragszahler, die um ihr Ruhegeld in einigen | |
Jahrzehnten bangen. Jeder solle die Möglichkeit haben, „den gewohnten | |
Lebensstandard im Alter zu behalten“, sagte Nahles. | |
Der Beitragssatz zur Rente solle bis zum Jahre 2045 nicht über 25 Prozent | |
steigen. Das ist die zweite „Haltelinie“. | |
Um ihr Vorhaben zu finanzieren, will die Ministerin für die | |
Rentenversicherung einen „Demografiezuschuss“ aus Steuermitteln schaffen. | |
Dieser soll in heutigen Werten etwa 4,2 Milliarden Euro im Jahre 2030 und | |
im Jahre 2045 rund 7,8 Milliarden Euro betragen. | |
Woher das Steuergeld kommen soll, ist unklar. Alle „Quellen der | |
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit“ müssten herangezogen werden, sagte die | |
Ministerin. Sie zeigte sich enttäuscht, dass die Union beim Rentengipfel am | |
Vorabend ihrem Konzept für Haltelinien nicht zugestimmt hatte. „Es ist | |
gestern eine Chance verpasst worden“, sagte sie. | |
Die Vorausberechnungen und die „Haltelinien“ weit in die Zukunft waren | |
nötig geworden, weil Forschungsinstitute ausgerechnet hatten, dass sich die | |
Schere zwischen Beiträgen und zu erwartendem Rentenniveau bis in 30 Jahren | |
immer weiter öffnen werde. Dies verärgert vor allem jüngere Einzahler. | |
## Zehn Prozent mehr als Hartz IV | |
Teil von Nahles Gesamtkonzept ist auch ein Vorschlag für eine | |
„Solidarrente“. Diese sollen langjährig Versicherte bekommen, die 35 Jahre | |
in die Rentenkasse eingezahlt haben, aber mit der gesetzlichen Rente nur | |
noch das Niveau der Grundsicherung, also von Hartz IV, erreichen. | |
Die „Solidarrente“ soll ein Zuschlag auf die Minirente sein, so dass | |
Geringverdiener dann im Alter auf ein Einkommen kommen, das 10 Prozent über | |
dem regionalen Niveau der Grundsicherung liegt. Das Einkommen des Partners | |
wird dabei – mit einem hohen Freibetrag – angerechnet. | |
Kindererziehungszeiten sollen bei der Versicherungsdauer miteinbezogen | |
werden. Zur „Solidarrente“ finden aktuell noch Gespräche mit der Union | |
statt, sagte Nahles. | |
Die Arbeitsministerin will Selbstständige ohne Altersabsicherung und ohne | |
berufsständische Versorgungswerke dazu verpflichten, in die gesetzliche | |
Rentenkasse einzuzahlen. Auch hier gibt es einen Dissens mit der Union: | |
Diese möchte, dass es ausreicht, wenn Selbständige eine ausreichende | |
private Altersvorsorge nachweisen können. | |
## Neurentner in der Erwerbsminderung kriegen mehr | |
Auf dem Rentengipfel von Union und SPD am Donnerstagabend konnte man sich | |
immerhin auf einige Punkte verständigen: Renten wegen geminderter | |
Erwerbsfähigkeit sollen künftig so berechnet werden, als ob der oder die | |
Antragssteller/in bis zum Alter von 65 Jahren gearbeitet hätten – und nicht | |
wie heute bis 62. Die Erhöhung dieser Zurechnungszeiten soll stufenweise | |
erfolgen und gilt nur für künftige Erwerbsminderungsrentner. | |
Die Renten in Ost und West sollen bis 2025 voll angeglichen werden. Die | |
Koalition will die betriebliche Altersvorsorge stärken und für | |
Geringverdiener Zuschüsse zur Betriebsrente gewähren. | |
25 Nov 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://www.bmas.de/DE/Presse/Meldungen/2016/vorstellung-gesamtkonzept-alter… | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
## TAGS | |
Rente | |
Altersvorsorge | |
Andrea Nahles | |
Rente | |
Arbeit | |
Lebensqualität | |
rente mit 67 | |
Schwerpunkt Armut | |
Rente | |
Rente | |
Mindestlohn | |
Riester-Rente | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Renten in Ost und West: Die Rentenmauer soll weg | |
Der Bundestag beschließt ein Gesetz zur Angleichung von Renten in Ost und | |
West. Für aktive Arbeitnehmer im Osten bedeutet es jedoch eine | |
Verschlechterung. | |
Kommentar Reform der Betriebsrenten: Zu viel Klein-Klein | |
Es ist ein Gesetz, das nicht leistet, was es müsste: die Angst vor dem | |
Alter zu verringern. Warum fällt es der SPD so schwer, das zu verstehen? | |
Kommentar Zukunftsvorsorge: Schwarzbrotessen fürs Alter | |
Deutsche Versicherer fordern mehr Selbstkontrolle für ein besseres Leben im | |
Alter. Aber dazu braucht man erst mal genug Zeit, Kraft – und Geld. | |
Altersvorsorge in Deutschland: Ein Apfel am Nachmittag | |
Eine Studie empfiehlt Menschen in mittleren Jahren Konsumverzicht und | |
Investition in soziale Netzwerke. Das soll für das Alter vorsorgen. | |
Armuts- und Reichtumsbericht: Selbstzensur einer SPD-Ministerin | |
Alle Jahre wieder legt die Regierung ihren Armuts- und Reichtumsbericht | |
vor. Vor der Bescherung werden dann die interessanten Stellen gestrichen. | |
Debatte Rentenreform: Gärtnern statt Wellnesshotel | |
Gegen die Altersarmut hilft nur eine Solidarrente. Dafür ist eine | |
Umverteilung von reichen zu armen Senioren nötig, nicht von Jung zu Alt. | |
Streit zwischen Union und SPD: Viele Wege führen zur Rente | |
Arbeitsministerin Nahles holt die „Lebensleistungsrente“ wieder hervor. Die | |
Union ist dagegen und will lieber „kommunale Rentenstellen“. | |
Mindestlohn und Altersarmut: Auch Linke sichern keine Mindestrente | |
Selbst ein Mindestlohn von 10 Euro reicht nicht, um im Alter ohne Hilfe | |
auszukommen. Eine neue Forderung will die Linkspartei nicht aufstellen. | |
Auslaufmodell Lebensversicherung: Die Privatrente ist nicht sicher | |
Mit Talanx gibt der erste große deutsche Versicherer die traditionelle | |
Lebensversicherung auf. Die Branche will Zinsen nicht mehr garantieren. |