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# taz.de -- US-Deserteur kämpft um deutsches Asyl: Die Army schoss auf Zivilis…
> André Shepherd desertierte, weil er an der moralischen Richtigkeit des
> Irakeinsatzes zweifelt. Vor einem Gericht in München kämpft er um Asyl.
Bild: André Shepherd ist der erste US-Soldat, der ein Asylverfahren in Deutsch…
München taz | André Shepherd steht an der Tür des bayerischen
Verwaltungsgericht und gibt sich so, wie man ihn schon einmal erlebt hat:
gut gelaunt, lächelnd. Einige Unterstützer sind mit ihm gekommen in den
Saal 7, wo es um eine sehr prinzipielle Sache geht.
Shepherd war US-Soldat im Irak. 2007 desertierte er in Deutschland, bevor
es zu einem zweiten Einsatz seiner Einheit kam – und er beantragte Asyl.
Damit ist er der erste US-Soldat, der hier ein Asylverfahren anstrebte. So
wurde Shepherd bundesweit bekannt. 2010 erhielt er den taz Panter Preis.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte hohe Hürden für dieses Verfahren
gesetzt. Denn Shepherd hatte vor der Desertion nicht versucht, in den USA
den Kriegsdienst zu verweigern. Auch zweifelten die Luxemburger Richter
2015 in ihrem Vorabentscheidungsverfahren, dass der Feldzug rechtswidrig
gewesen sei und Shepherd sich deshalb hätte an Kriegsverbrechen beteiligen
müssen. Allerdings hielten sie auch fest: Prinzipiell kann Desertion zur
Asylgewährung führen.
Die große Frage war, wie intensiv das Verwaltungsgericht nach der
EuGH-Entscheidung nun noch einmal das Verfahren aufgreift. Shepherds
Asylantrag war abgelehnt worden, deshalb reichte er Klage ein.
## Wann kamen ihm Zweifel?
Richter Josef Nuber lässt aber keinen Zweifel, dass er den Fall des
39-Jährigen grundlegend behandeln will. Er beginnt von vorn, mit Shepherds
Zeit in seiner Heimatstadt Cleveland und dessen prekärer Situation. Als
Obdachloser mit abgebrochenem Studium, der im Auto lebte und sich als
Tagelöhner verdingte, sah er in der Army die letzte Rettung. „Ich war
naiv“, sagt Shepherd. „Ich habe geglaubt, was in den Medien kam. Dass der
Irakkrieg eine gute Sache war.“
Die frühen Ereignisse werden haarklein durchgearbeitet: Bestand Kontakt zur
irakischen Zivilbevölkerung? Wann kamen ihm Zweifel? Welche konkreten
Informationen hatte er über die Kriegshandlungen? Mit welchen Quellen
recherchierte er?
Shepherd erzählt: „Die Hubschrauber haben nicht nur auf Panzer geschossen,
sondern auch auf Zivilisten.“ Und er beschreibt, wie ihn die Army seiner
Ansicht nach übers Ohr gehauen hatte: Vor der Verlängerung seines Vertrags
sei ihm gesagt worden, dass er dann nicht mehr in den Irak müsse. Schied er
aber aus, würde er als Reservist mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder
eingezogen. Er verlängerte – und es kam der zweite Einsatzbefehl.
Der Deserteur gibt bereitwillig Auskunft. Sein Anwalt Reinhard Marx meint:
„Hat die US-Armee Kriegsverbrechen begangen oder nicht – das ist der
entscheidende Punkt des Verfahrens.“ Wann ein Urteil fällt, ist offen.
16 Nov 2016
## AUTOREN
Patrick Guyton
## TAGS
Irakkrieg
Verwaltungsgericht
US-Army
André Shepherd
Deserteur
Asyl
Asylverfahren
EuGH
Asyl
Deserteur
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